Und täglich grüsst das Murmeltier: Es vergeht kein Tag, an dem nicht ein neues Gerücht über den nächsten Mega-Fight im Schwergewicht herumgereicht wird. Immer im Mittelpunkt: Tyson Fury (34).
Der ist ja auch nicht zu überhören. «Du 90-Kilo-Feigling», pöbelte der Brite zuletzt auf Instagram in Richtung des Ukrainers Oleksandr Usyk (36). «Du warst nie Manns genug, mit dem Gypsy King in den Ring zu steigen. Lauf nur davon!»
Usyk lässt sich herunterhandeln, trotzdem platzt der Kampf
Doch auch wenn Fury, Kampfname «Gypsy King», in 34 Profi-Kämpfen ungeschlagen (24 K.o., 1 Remis), lautstark in Richtung seines Rivalen pestet – am Ende war er es, der den Fight platzen liess. In den erstaunlich öffentlichen Verhandlungen sickerte durch, dass sich Usyk auf 30 Prozent der Kampfbörse herunterhandeln liess, um den Fight irgendwie doch noch zustande kommen zu lassen.
Fury hätte demnach 70 Prozent der Erlöse bekommen. Am Ende soll es dann eine Rückkampf-Klausel gewesen sein, die den Fight durchfallen liess. Nur: Usyk habe auch darauf nicht bestanden, erklärte dessen Manager Alex Krassyuk.
Soll heissen: Fury forderte einfach immer mehr, bis der Deal platzte. Weil er keine Lust hat? Weil er sich überschätzt? Weil er gierig ist? Unklar. Gerüchten zufolge soll er auch gar nicht wirklich auf Wettkampflevel trainiert haben in den letzten Wochen. So verrückt, gegen Top-Techniker Usyk unvorbereitet anzutreten, ist nicht einmal Psychospielchen-Freund Fury.
Nun fällt die Vereinigung aus
Das Verrückte: Es wäre ein historischer Kampf geworden, zum ersten Mal seit 2000 wäre es im Schwergewicht zu einem Vereinigungs-Duell gekommen. Damals wurde Lennox Lewis zum unumstrittenen Weltmeister mit allen wichtigen Gürteln. Nun könnten Fury oder Usyk die vier relevanten Weltverbandstitel (WBA, WBC, WBO, IBF) tragen und den alleinigen König im Schwergewicht krönen.
Daraus wird vorerst nichts. «Fury wollte einen 70:30-Deal und dachte nicht, dass Usyk annimmt», deutet Ex-Profi Paulie Malignaggi, der heute als TV-Experte arbeitet, die Zeichen.
Usyk muss jetzt gegen Dubois ran
Einer, dem das bekannt vorkommt, ist Anthony Joshua (33). Der entzauberte Ex-Weltmeister hätte im Winter gegen Fury boxen sollen. Auch da kams nicht zum Duell. Er sagt: «Schaut euch den Mist an, der mit Usyk gerade läuft. Es ist verrückt.» Er mache solche Verhandlungen ja nicht öffentlich. «Darum ist es gut, dass die Leute einmal sehen, was Furys Gegner alles durchmachen müssen, um einen Kampf zu kriegen.»
Die Boxwelt fragt sich derweil: Ist Fury zu durchgeknallt für einen grossen Kampf? Usyk muss nun zur Pflichtverteidigung seines WBA-Titels gegen den Briten Daniel Dubois (25) antreten. Und Fury sucht wieder einen Gegner. Fury-Promoter Arum: «Tyson könnte gegen Joshua kämpfen wollen.» Immerhin: Der kennt sich ja mit Fury-Verhandlungen aus.