Die Wahrheit über das Comeback-Video von Mike Tyson
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Video zeigt seine Schlagkraft:Die Wahrheit über das Comeback-Video von Mike Tyson

Henry Maske über Legenden-Comebacks
«Die einen wollen etwas klären, anderen geht es ums Geld»

Reihenweise alte Box-Superstars wagen derzeit ein Comeback. Wieso tun sie das? Die deutsche Boxlegende Henry Maske, die 2007 nach elf Jahren Pause in den Ring zurückkehrte, sagt: «Ein Comeback tut weh.»
Publiziert: 09.04.2021 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 10:56 Uhr
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Sie können es nicht lassen: Mike Tyson kehrte kürzlich aus dem Box-Ruhestand zurück.
Foto: AFP
Emanuel Gisi

Der Nächste, bitte! Nach Tyson, Holyfield und Roy Jones Jr. kommt die nächste Boxlegende aus dem Ruhestand: Oscar De La Hoya (48), 2009 zurückgetreten, Weltmeister in sechs Gewichtsklassen, ein Superstar in den Nullerjahren mit einem geschätzten Vermögen von 200 Millionen US-Dollar, will im Sommer wieder kämpfen.

Das jüngste Beispiel, das beweist: Sie können es einfach nicht lassen. Die Liste der Profi-Boxer, die im hohen Alter noch einmal in den Ring zurückkehren, sie ist lang und sie ist schillernd. Sugar Ray Leonard gab gleich viermal ein Comeback. Muhammad Ali versuchte es dreimal. Larry Holmes, George Foreman, Vitali Klitschko, Sugar Ray Robinson, sie alle wagten sich wieder ins Seilgeviert, nachdem sie die Handschuhe eigentlich längst an den Nagel gehängt hatten.

Oft geht das schief. Alis letzte Comebacks gegen Holmes und Trevor Berbick etwa: himmeltraurige Angelegenheiten. Und doch reisst der Strom der Comebacker nicht ab: Im Winter kämpfte Mike Tyson in einer Exhibition gegen Roy Jones Jr. Als Nächstes soll Evander Holyfield es mit Tyson aufnehmen. Und jetzt also De La Hoya.

Warum tun die sich das an? Blick fragt nach bei einem, der es wissen muss: Anruf bei Henry Maske (57), Ex-Weltmeister im Halbschwergewicht. Der «Gentleman» aus der Ex-DDR kehrte 2007 nach elfjähriger Ringpause mit 43 für einen Kampf zurück, besiegte den damaligen Weltmeister Virgil Hill.

Blick: Henry Maske, warum kehren Boxer wieder in den Ring zurück?
Maske: Manch einer will noch etwas klären. Anderen geht es um die Aufmerksamkeit. Oder ganz einfach ums Geld.

Und wie war es bei Ihnen?
Ich habe 2006 gesehen, wie Virgil Hill, der Einzige, der mich als Profi bezwingen konnte, mit 42 Jahren noch einmal Weltmeister geworden ist. Damit hat er mich herausgefordert, ohne es zu wissen. Mein Ehrgeiz war geweckt.

Ihr früherer Promoter Wilfried Sauerland war damals entsetzt. Er dachte, Sie seien zu intelligent, um noch einmal den Kopf hinzuhalten.
Wilfried Sauerland und ich hatten viele Jahre miteinander zu tun, haben erfolgreich gearbeitet. Für mich war es der Beweis, dass er mich nach wie vor nicht gut genug kannte. Dass er nicht wusste, wie ich denke.

Warum?
Wenn er vieles Geschehene in Erinnerung behalten hätte, wäre ihm klar gewesen, dass diese Entscheidung von mir sehr wohl bedacht wurde.

Sie gewannen die Revanche gegen Hill. Was ist das Geheimnis eines gelungenen Comebacks?
Mir war bewusst, was es bedeutet, wenn ich noch einmal in den Ring steige. Dass es ein unglaublicher Aufwand ist, sich noch einmal in Kampf-Form zu bringen. Ich habe mich mehr als ein Jahr aktiv auf mein Comeback vorbereitet.

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie anderen Boxern beim Comeback zuschauen?
Es ist einfach zu unterscheiden zwischen denen, die es angegangen sind wie ich, und jenen, denen die absolute Konsequenz über die gesamte Zeit fehlt. Wie gross ist die Ehrfurcht, mit der sie dem Sport und dem Gegner gegenübertreten? Wie viel Respekt hatten sie während des Trainings vor der Aufgabe? Im Boxen kann man sich nicht verstecken.

Wie wird man wieder fit?
Gut aussehen, körperlich fit werden, den Body wieder hinbekommen – das ist machbar, wenn man davor nicht allzu ungesund gelebt hat. Aber als Boxer wieder der Alte werden: schwierig. George Foreman war so einer: Der wurde 1994 mit 45 nochmals Schwergewichts-Weltmeister.

Wie gut schläft man in der Nacht vor einem Comeback?
Wenn man in der Nacht davor relativ gut schlafen möchte, dann muss man das Jahr davor gut gearbeitet haben. Trotzdem stellt man sich dauernd Fragen. In der Leichtathletik etwa weisst du: Wenn ich die 100 m in 10,0 Sekunden laufe, bin ich vorne dabei. Das gibt es bei uns nicht. Du kannst Pech haben und in Runde 1 k.o. gehen.

Wie fühlen sich die ersten Trainings nach langer Pause an?
(Lacht.) Schmerzhaft. Ich bin ein Boxer, der viel mit der Führhand gearbeitet und den Kampf damit buchstäblich geführt hat. Die Muskulatur und die Sehnen in meiner rechten Schulter haben zwischenzeitlich nur noch gekracht, das war alles so verhärtet. Da merkst du: Der Körper gibt dir nicht die Garantie, dass er dich noch einmal auf das Niveau begleitet, das du im Kopf hast. Nicht weil er nicht will, sondern weil er nicht mehr kann. Man ist ja ein bisschen älter geworden. Wissen Sie, was das Fiese im Boxen ist?

Was?
Die Bewegungen sind so extrem spezifisch. Nach der Karriere bilden sich die entscheidenden Muskeln irgendwann komplett zurück. Für eine Nacht, wenn du im Bett liegst und träumst, klingt ein Comeback nach einer wunderbaren Idee. Aber vom Träumen allein schaffst du es nie im Leben. Es tut richtig weh.

Was erwarten Sie von De La Hoya?
Ich bin gespannt, wie er sich schlägt, wenn es denn dazu kommt. Er ist ja auch ein ausgeschlafener Bursche, der wird sich schon überlegen, wie er es hinbekommt, im Ring zu performen. Der wird sich nicht in den Ring tragen lassen, ein paar Runden machen, und dann ist wieder gut.

Hinter seinem Comeback steckt die App «Triller», die schon Millionen in die Tyson-Exhibitions butterte. Haben die Sie auch schon angerufen?
(Lacht.) Nein. Es gibt für jeden den Moment im Leben, da stellt sich solch eine Frage nicht mehr. Dieser Moment ist für mich längst überschritten.

Und ausserhalb?
Da ist es gut möglich, dass Sie bald auch von mir wieder etwas hören werden. Und es hat mit dem Boxsport zu tun. Gerade merke ich es wieder: Meine Leidenschaft für das Boxen, sie besteht nach wie vor.

Schon wieder ein Boxer-Comeback also – auch wenn Henry Maske nicht noch einmal die Handschuhe schnüren wird. Wenige Tage nach dem Telefongespräch kommt eine Pressemitteilung von Maske. Titel: «Ich will noch einmal Weltmeister werden.» Es geht um eine neue digitale Technologie zur Trainingsanalyse und Leistungsoptimierung im Boxsport, die er in diesen Tagen auf den Markt bringt. Also wirklich nichts mit Ring-Rückkehr für den «Gentleman». Aber auch so wird De La Hoya gewiss nicht der letzte grosse Boxer bleiben, den es einfach zu sehr juckt, um nur zuzuschauen.

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