Wer ein guter Boxer werden will, braucht eine vernünftige Beinarbeit. Muhammad Ali wurde so zur Legende. Oder ein aktuelles Beispiel: der ultra-leichtfüssige Dreifach-Weltmeister Vasyl Lomachenko. Der musste in seiner Jugend tanzen lernen. Das Ergebnis sieht man bis heute: Wenn der Ukrainer durch den Ring fliegt, sieht es aus, als wären die Bewegungen durchchoreographiert.
Jetzt zeigt eine Olympiasiegerin, wie leichtfüssig sie wirklich ist: Nicola Adams (37) tritt bei «Strictly Come Dancing» an, der britischen Version der Tanz-Show «Darf ich bitten?»
Ein wirklich grosser Schritt ist das aber aus einem anderen Grund. «Ich habe gesagt, dass ich es mache», so die Frau, die 2012 in London und 2016 in Rio Gold holte, über die Einladung. «Aber nur, wenn ich mit einer Frau tanzen darf.»
«Es ist normal, dass Frauen mit Frauen tanzen»
Adams lebt offen lesbisch und sie findet: «Es ist Zeit, dass es normal ist, dass Frauen mit Frauen tanzen und dass das auch gezeigt wird. Auch im TV. Ich sage gerne, dass ich lesbisch bin, auch wenn ich finde, dass das eigentlich überhaupt keine Rolle mehr spielen sollte.» Sie erinnere sich aber noch daran, wie sie davor zitterte, sich vor ihrer Mutter zu outen. Und wolle darum dazu beitragen, dass sich niemand dermassen isoliert fühle wie sie. «Die Dinge hätten so viel einfacher sein müssen. Vor langer Zeit schon.»
Und so sorgt sie für einen historischen Moment: Es ist das erste Mal in der Geschichte der Show, dass ein gleichgeschlechtliches Paar zusammen tanzt.
Als Kind sah sie eine Sendung, in der der Vater getötet wurde
Der nächste Höhepunkt in Adams' bemerkenswerter Karriere. Die Britin kam aus dem nichts, erlebte eine furchtbare Kindheit, mit einem Vater, der ihre Mutter und sie schlug und quälte. Das wurde so schlimm, dass sie ihn am liebsten umbringen wollte. «Ich sah im TV eine Sendung über eine Familie, die in einer ähnlichen Situation steckte», sagt sie der «Daily Mail». «Die haben am Schluss ihren Vater getötet und im Garten vergraben. Darum habe ich zu meiner Mutter gesagt: ‹Mach dir keine Sorgen, ich habe im TV einen Weg gesehen, wie wir Papa loswerden. Ich weiss nur nicht, wie wir die Leiche loswerden, weil unser Garten aus Asphalt ist.›»
Mehr zum Boxen
Zu boxen begann sie mit 13. Auch, weil sie sich und ihre Mama nach den schlimmen Erfahrungen mit dem Vater verteidigen wollte. «Es gab mir mehr Selbstvertrauen, ich wusste, dass ich mich wehren und auf meine Mutter und meinen Bruder aufpassen konnte. Als Kind konnte ich das nicht. Egal wie laut ich schrie und was ich versuchte, ich wurde einfach weggeschubst.»
Diskriminierung war im Sport am Schlimmsten
Als schwarzes, lesbisches Mädchen erlebte sie auch Diskriminierung. «Aber am schlimmsten traf es mich nicht wegen meiner Sexualität und auch nicht der Rassismus war am Übelsten – auch wenn mich jemand in der Schule ‹N*****› nannte. Das härteste war, eine Frau in einem männerdominierten Sport zu sein.» Sie habe Kommentare zu hören bekommen wie «Warum spielst du nicht Tennis?», oder «Du bist zu hübsch, um eine Boxerin zu sein». «Das hat mich angetrieben, Dinge zu verändern.»
Und wie sie das tat. Sie trainierte hart, wurde Olympiasiegerin, später Weltmeisterin. Und jetzt tanzt sie zur besten Sendezeit in der «BBC». Mit einer Frau, sichtbar für alle.