«Ich wurde kämpfend geboren», sagt Aiden Henry.
Der junge Mann aus dem englischen Coventry kam mit Kleinwuchs auf die Welt, ist gerade mal 91 Zentimeter klein – doch seine bewegte Lebensgeschichte macht ihn grösser, als manch ein Gigant des Boxsports. Am Samstag nämlich steigt sein bisher grösster Kampf gegen den ebenfalls Kleinwüchsigen Salim Chiboub
Gangs, Drogen und Kriminalität
In schwierigste Verhältnisse geboren, leidet Henry, genannt «LikkleMan», schon früh an seiner Körpergrösse. Er wird von den Leuten, die ihn am meisten lieben sollten, abgewiesen. So rutschte er in seiner Jugend in Gangs ab, wo er Schutz vor jenen fand, die ihn mobbten.
«Wenn du nur halb so gross bist wie ein normaler Mann, musst du doppelt so hart kämpfen, um im Leben irgendwo hinzukommen», so Henry. «Ich wurde in ein Leben voller Gangs, Drogen und Kriminalität geboren. So wie viele in gewissen Regionen. Aber darüber hinaus bin ich auch noch so klein!»
«Kann weder lesen noch schreiben»
Henry erlebt schreckliche Jahre, wird kriminell – und landet im Knast. Für ihn ein Glücksfall. Denn er schafft es, sein Leben umzukrempeln. Schon aus dem Gefängnis schwingt er sich zu einem Instagram-Star auf. Mit verrückten Videos und Stunts begeistert er seine mittlerweile rund eine halbe Million Followers.
Dass er einmal berühmt sein könnte, davon hat Henry früher nur träumen können. «Ich ging nicht zur Schule, ich kann weder lesen noch schreiben, ich hatte keine Eltern», erzählt er. «Nun bin ich viel reifer, aber mein Hirn funktioniert definitv anders als alle andern.»
«Ich war ein kleines Arschloch»
In den Knast kam Henry wegen eines Einbruchs: «Ich hatte 25 schlimme Jahre. Ich musste mich für so vieles entschuldigen, das mir heute sehr leid tut. Aber jetzt habe ich die Chance, mein Leben umzukrempeln und ich werde sie nutzen.» Henry, der auf jegliches Mitleid verzichtet, weiter: «Ich war ein kleines Arschloch. Ich muss zugeben, ich war ein kleiner Bastard. Und ich entschuldige mich bei allen Menschen, die ich in der Vergangenheit verletzt habe. Aber ich musste gewisse Dinge tun, um mich zu ernähren und zu überleben. Ich verübte Einbrüche, weil ich nicht anders leben konnte. Aber das ist meine Vergangenheit. Ich bin dankbar dafür, was aus mir geworden ist und dieses Goldene Ticket hilft mir, mein Leben zu verändern.»
Im März 2019 wird er aus dem Gefängnis entlassen. Und das Box-Training, das er schon hinter Gittern absolvierte, hat er nochmals intensiviert. Er sei alles andere als ein Zirkus-Akt, der ausgenutzt werde, insistiert Henry. Im Gegenteil. Dank seiner Social-Media-Aktivitäten habe er volle Kontrolle über seine Karriere, sei sein eigener Chef.
«Mädchen fragen, ob alles in Proportion sei»
Und am Samstag will er richtig zuschlagen. «Schon als kleines Kind war ich sehr aggressiv aufgrund der Hänseleien. Ich bin zwar klein, gehe aber sehr selbstbewusst damit um. Und die Menschen kennen das nicht in dieser Kombination, deshalb sind sie interessiert an mir. Mädchen sind oft fasziniert und fragen, ob bei mir alles den Proportionen entspricht. Das gehört halt zu meinem täglichen Leben. Nun möchte ich, dass ich mein Leben verbessern kann, weil die Chance dazu ist alles, was ich immer haben wollte.»
Henry: «Ich hoffe, dass jeder, der meine Geschichte kennt, mich nun mehr respektieren wird, da sie wissen, woher ich komme und was ich durchmachen musste.»