Lang ists her, seit zum letzten Mal ein Schweizer Boxer bei Olympischen Spielen antreten durfte: 1972 war es, als der Basler Federgewichtler Rudolf Vogel in München im Ring stand. Kein anderer Schweizer hat sich seither für die Spiele qualifizieren können. Eine miese Bilanz.
Und auch Vogel, mittlerweile 73 Jahre alt und SVP-Grossrat im Kanton Basel-Stadt, schreibt heute negative Schlagzeilen: Er wurde soeben vom Strafgericht verurteilt, wie «20 Minuten» meldet.
Als Halbschuh beschimpft
Der Grund: SVP-Politiker Vogel soll einen Ausländer geschlagen haben! Laut dem Opfer, das seit 30 Jahren in der Schweiz lebt, soll ihm der Ex-Boxer 2019 in der Migros am Basler Claraplatz zuerst ein Bein gestellt haben, ihn später als «Halbschuh» beschimpft und ihm gesagt haben, er solle «die Fresse halten». Als er ihn gefragt habe, was überhaupt los sei, habe ihm Vogel mit der Faust ins Gesicht geschlagen.
Das erstinstanzliche Urteil ist noch nicht rechtsgültig. Auf BLICK-Anfrage will sich Vogel nicht dazu äussern, ob er das Urteil anfechten will. Auch sonst will die Box-Legende zum Fall nichts sagen.
War es Notwehr?
Immerhin meldet sich der Basler SVP-Chef Eduard Rutschmann zu Wort. Er behauptet gegenüber dem Portal «Prime News»: Vogel habe aus «Notwehr» gehandelt. «Die Person ist ihm auf den Fuss getreten, worauf Vogel wegen des Schmerzes geschrien hat. Als er sich umdrehte, ist der andere mit erhobenen Fäusten um ihn herumgetänzelt. Er hatte Angst, dass er ihn schlägt, also hat er selber zugelangt», sagt Rutschmann. Vogel habe ihn schon vor einem Jahr über das Verfahren informiert. «Ich glaube es ihm.» Ein Parteiausschluss oder anderweitige Konsequenzen seien vonseiten der SVP nicht zu befürchten.
Boxklub Basel geht auf Distanz
Anders klingt es beim Boxclub Basel. Dort ist Vogel immer noch Ehrenmitglied – nun droht ihm der Ausschluss. «Wir distanzieren uns vom unangebrachten Verhalten unseres Mitglieds», sagt Präsident Angelo Gallina zu BLICK. «Wer sich beim Boxclub Basel nicht zu verhalten weiss, innerhalb oder ausserhalb des Trainings, wird verwarnt oder riskiert, ausgeschlossen zu werden. Dabei spielen das Alter und der Status keine Rolle. Unsere Werte sind uns wichtig, wichtiger als jeder erreichte Titel. Dies gilt für alle, ohne Ausnahmen.» Darum werde der Vorstand den Vorfall prüfen «und über weitere Schritte entscheiden».