Es klang wie ein Märchen. Ivry Hall (20) ist in Chicago in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, schon mit acht Jahren war er in einer kriminellen Gang, mit neun Drogendealer, mit zwölf Jahren beging er Raubüberfälle. Als seine Mutter starb, kriegte er die Kurve. Er begann zu boxen, ging zur Schule. «Wenn ich nicht geboxt hätte, wäre ich nicht so intelligent geworden», sagte Hall 2017 der «Chicago Tribune».
An der Schule war er plötzlich gut, bekam ein College-Stipendium. Im Boxen liefs auch, dort gewann er den Chicago-Ableger des renommierten «Golden Gloves»-Turniers. «Ivry ist ein guter Junge, ein sanfter Geist, gläubig und ehrgeizig in der Schule», sagt Reverend Michael Pfleger, der Förderer, der ihn aus der Gosse holte: «Das ist der Ivry, den ich kenne und an den ich glaube.»
Momentan sitzt er in U-Haft
Dieser Glaube wird gerade erschüttert. Denn Hall soll einen Mord begangen haben. An der Alabama-State-Uni habe er den Kommilitonen Adam Dowdell (†22) erschossen, so der Vorwurf. Dessen Leiche wurde am 14. September gefunden, sechs Tage lang war Dowdell vermisst worden.
Wenig später fiel der Verdacht auf Hall. Im Moment ist er in Untersuchungshaft. Und Reverend Pfleger fragt sich, was passiert sein könnte. «Ich kenne die Person nicht, die so etwas begangen haben soll.» (eg)