Es ist der 28. Juni 1997, einer der wohl denkwürdigsten Tage in der Geschichte des Sports. Mike Tyson (55) steht im Box-Ring Evander Holyfield (59) gegenüber. Knapp 17'000 begeisterte Fans wohnen dem Kampf im MGM Hotel in Las Vegas bei.
In der dritten Runde passiert, was weltweit für Entsetzen sorgt: «Iron Mike» beisst seinem Kontrahenten ein Stück vom rechten Ohr ab. Der Kampf wird nach kurzer Unterbrechung fortgesetzt. Erst nachdem Tyson sich auch am linken Ohr zu schaffen macht, wird der Kampf abgebrochen. Holyfield gewinnt, muss aber im Spital mit 15 Stichen genäht werden.
«Ich habe ihn gebissen, weil ich ihn töten wollte», sagte Tyson 2020 gegenüber dem TV-Sender «Fox». Grund dafür waren Kopfstösse, die er von Holyfield einstecken musste: «Ich habe meinen Kampfplan verloren und wurde sauer und wütend.»
«Ich wollte ihm in die Eier treten»
Am Dienstag jährt sich dieser geschichtsträchtige Sportmoment zu 25. Mal. Im Interview mit der «Welt» erinnert sich Holyfield, der bis heute der einzige Schwergewichts-Boxer ist, der viermal Weltmeister wurde, an den Kampf: «Es war nicht einfach, mich zu beherrschen. Ich wollte Tyson eigentlich direkt in die Eier treten!»
Eine Erfahrung vor dem Event bewahrte ihn allerdings davor, seine Nerven ebenfalls zu verlieren: «Im Vorfeld des Kampfes betete ein Prophet mit mir. Er sagte mir voraus, dass Mike etwas im Bereich meines Gesichts machen würde. Wenn das passiert, solle ich an Gott denken und ruhig bleiben.»
Arztrechnung wurde nicht bezahlt
Vom Geld, welches der Boxverband von Tysons Gage abzog, hat Holyfield nie etwas gesehen: «Die Box-Kommission gab das Geld nicht an mich, sondern behielt es.» Nicht einmal die Arztrechnung habe man dem damals 34-Jährigen bezahlt. «Das war traurig!»
Trotz des Vorfalls sei die Beziehung zwischen den beiden Boxern heute freundschaftlich. «Ich habe Mike schon immer respektiert», sagt der 1,89 Meter grosse US-Amerikaner. Zum 25. Jahrestag werde er Tyson jedoch nicht anrufen: «Das Gespräch würde ihn nur daran erinnern, dass ich ihn damals verprügelt habe. Das mache ich nicht so gern.» (che)
