Kleinkrieg vor Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock
«Die Besitzer aus Katar wollen mich vom Berg vertreiben»

Der Pächter des Bergrestaurants Hammetschwand auf dem Bürgenstock steht im Clinch mit den Besitzern des Luxusresorts. Im Zentrum: offene Rechnungen und ein über hundertjähriger Lift.
Publiziert: 02.06.2024 um 00:17 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2024 um 08:48 Uhr
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Trübe Stimmung auf dem Bürgenstock: Das Bergrestaurant Hammetschwand bleibt vorübergehend geschlossen.
Foto: Thomas Meier

Am Ende des Felsenwegs, dort, wo die Ausflügler in den Hammetschwand-Lift steigen, stehen zwei mobile Toilettenhäuschen. Sie stehen dort, weil 150 Meter weiter oben das Bergrestaurant Hammetschwand vorübergehend geschlossen hat. Das wiederum hat mit einem wüsten Streit zu tun, der seit Jahren auf dem Bürgenstock tobt.

«Die Besitzer aus Katar wollen mich vom Berg vertreiben», sagt Alois Amstalden, seit zwölf Saisons Pächter der Ausflugsbeiz. Als SonntagsBlick den 63-jährigen Unternehmer zum Gespräch trifft, klebt zäher Nebel an den umliegenden Felswänden. Es ist kalt und regnet fast ohne Unterbruch – eine Stimmung, so trüb wie die Gedanken des Beizers. «Es ist ein trauriger Anblick», sagt Amstalden, dabei sei das einer der schönsten Orte der Welt, mit traumhafter Aussicht auf den Vierwaldstättersee, die Rigi, das Stanserhorn.

Doch die Läden seines Bergrestaurants bleiben vorderhand zu, die Selbstbedienungstheke mit Holzbrettern verrammelt. Nur ein Snackautomat mit Kägi fret oder Süssmost steht den Hungrigen und Durstigen zur Verfügung.

Amstalden pachtet das Restaurant von den Betreibern des Bürgenstock Resorts. Diese seien schuld an der Misere, klagt er. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der Lift. Er verbindet zwei Welten: oben Wanderschuhe und Älplermagronen, unten «Chic Casual»-Dresscode und Luxussushi.

Anhaltende Probleme

Wie das Bergrestaurant gehört der Freiluftaufzug zum Bürgenstock Resort. Der Unterhalt der komplexen Anlage ist aufwendig. Während der Kontrollen und Revisionsarbeiten steht der Betrieb still. Und weil dies in den letzten fünf Jahren viermal während der Saison geschah, litten die Umsätze des Bergrestaurants Hammetschwand.

Auf seiner Website schreibt Amstalden von «anhaltenden Problemen mit der Vermieterschaft». Der unzuverlässige Liftbetrieb verunmögliche ein wirtschaftliches Schaffen. Das Bergrestaurant bleibe deswegen bis auf weiteres geschlossen.

Besonders schlimm war die Situation im letzten Jahr. Ein Helikopter hatte wie immer im Frühling die Getränke auf den Berg gebracht, die Angestellten waren bereit für den Start in die Saison. Doch nur einen Tag später folgte der Hammer: Beim Lift standen Felssicherungsarbeiten an, der Betrieb wurde für drei Monate eingestellt.

Betrieb lohnt sich nicht

Steht der Aufzug still, wirke sich das sofort auf den Umsatz des Bergrestaurants aus, sagt Wirt Alois Amstalden. Mit einem Fünftel der Besucher lohne es sich nicht mehr. Ausserdem müsste dann die Belegschaft Bratwürste und Blattsalat täglich zu Fuss auf die Hammetschwand tragen. «Eine Zumutung!»

Das Bergrestaurant blieb deshalb während der Instandstellungsarbeiten zu. Die Produkte mit kurzem Ablaufdatum mussten entsorgt werden, die Löhne fürs Personal wurden trotzdem überwiesen. Eine Entschädigung oder eine Mietzinsreduktion habe er nie erhalten, sagt Amstalden. Es leuchte ihm nicht ein, weshalb man diesen Unterhalt nicht wie jede Bergbahn in der Zwischensaison erledige.

Ärger über Friedenskonferenz

Keine Freude hat Amstalden auch an der Friedenskonferenz, die in zwei Wochen auf dem Bürgenstock stattfindet. Für die Dauer des Anlasses wird der ganze Berg gesperrt – seine Beiz hätte abermals keine Gäste empfangen dürfen. Als er von den Plänen des Bundes erfuhr, wollte er das Vorhaben stoppen. Es könne doch nicht sein, dass die Eidgenossenschaft mit einem Partner geschäfte, der seinerseits die Verträge nicht einhalte, sagt Amstalden. Denn auch in diesem Fall hätten die Betreiber des Bürgenstock Resorts nichts von einer Mietzinsreduktion wissen wollen. Amstaldens Anwältin riet ihm von einer Intervention bei der Eidgenossenschaft ab: keine Chance!

Amstalden ist überzeugt, dass ihn die katarischen Besitzer des Bürgenstock Resorts loswerden wollen. «Man vergrault mich, macht mir seit Jahren das Leben schwer.» Das bodenständige Angebot der Bergbeiz passe nicht ins Luxuskonzept des Bürgenstocks. Derzeit streitet man vor Gericht über eine angemessene Entschädigung. Kommt es zu einer Einigung, gibt Amstalden die Schlüssel für die Bergbeiz Hammetschwand ab. Noch liegen die Vorstellungen aber mehrere Hunderttausend Franken auseinander.

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Gefüllte Kriegskasse

Diese Rechtshändel gehen ins Geld, viele hätten wohl längst aufgegeben. Immobilien-Unternehmer Amstalden lässt sich jedoch nicht mürbemachen, seine Kriegskasse ist gut gefüllt. «Wenn die Katarer glauben, mich so einfach loswerden zu können, haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht.»

Gegenüber Blick wollte sich das Bürgenstock Resort aufgrund des laufenden Verfahrens nicht äussern. Eine Sprecherin liess lediglich mitteilen, dass man sich mit dem Pächter in einem «permanenten Austausch» befinde und eine Lösung angestrebt werde, die im Interesse aller Beteiligten sei.

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