Russen-Sendung zieht Viola Amherd in den Schmutz
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«Nicht attraktiv»:Russen-Sendung zieht Viola Amherd in den Schmutz

Vor Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock
Amherd gerät ins Visier übler Russen-Propaganda

Russland bedient sich billigster Propaganda, um den Ukraine-Gipfel in der Schweiz zu diskreditieren. In einer fast einstündigen Sendung zielt eine Ex-Geheimagentin ganz auf Bundespräsidentin Viola Amherd und verbreitet abstruse Theorien.
Publiziert: 31.05.2024 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2024 um 16:01 Uhr
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Fast eine ganze Stunde widmet der russische TV-Sender Erster Kanal der Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd.
Foto: Screenshot
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Lea HartmannRedaktorin Politik

Das russische Staatsfernsehen hat jeden Schnipsel ausgegraben, den es über Viola Amherd (61) finden konnte. Ja, man spult sogar zurück bis in die Kindheit der Bundespräsidentin. Zur besten Sendezeit zeigte der Erste Kanal vergangene Woche die damals 14-jährige Viola, wie sie 1976 mit Mitschülern in einer deutschen Spielshow auftritt.

«Schon als Teenager nimmt sie an einem Wettbewerb teil, dessen Sieg mit grossen Banknoten bezahlt wird», kommentiert Moderatorin Maria Butina (35) die Archivaufnahme. «Seitdem ist mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen – und nichts hat sich geändert.» Amherd sei eine «schwarze Bankerin» mit «blutigen Friedens-Initiativen», sagt die ehemalige Geheimagentin, die nun im Fernsehen zu sehen ist. Der Ton für die kommenden gut 50 Minuten ist gesetzt.

Russland bringt sich in Stellung

Eine ganze Sendung widmet die beliebteste TV-Station Russlands der Schweizer Bundespräsidentin. Auslöser für das Interesse an der Schweizer Politik und ihren Akteuren ist natürlich die Ukraine-Konferenz, die in gut zwei Wochen auf dem Bürgenstock NW stattfindet.

Bereits vor einigen Tagen hat der Kreml einen angeblichen Entwurf für die Schlusserklärung der Friedenskonferenz geleakt. Die Botschaft der Russen: Alles ein abgekartetes Spiel. Gegenüber der Newsplattform Nau legt Sergei Garmonin, der russische Botschafter in der Schweiz, nach. Statt wirklich zu verhandeln, werde versucht, Russland «eine Art Konsens aufzuzwingen», wettert er.

Dabei ist es – abgesehen davon, dass die Schlusserklärung inhaltlich sicher anders aussehen wird als von den Russen behauptet – ganz normal, dass im Vorfeld von solchen Verhandlungen bereits an einem Vorschlag für eine Schlusserklärung gearbeitet wird.

Abstruse Behauptungen, widerliches Bodyshaming

Noch viel abstruser sind aber die Behauptungen, die die Moderatorin und die acht in der Sendung anwesenden «Expertinnen» und «Experten» über Viola Amherd machen. Die «NZZ» hat am Mittwoch darüber berichtet. Die Walliser Mitte-Politikerin sei eine einsame Junggesellin, die den Luxus liebe, fantasiert «Stylistin und Image-Makerin» Galina Loboda – angestellt beim Propagandasender Russia Today. Der «Beweis» dafür: die «Omega» an Amherds Handgelenk, die rund 10'000 Franken kostet. Amherd liebe Schmuck – und brauche deshalb Geld.

Selbst vor widerlichstem Bodyshaming schreckt die Russin nicht zurück. Amherd habe von Natur aus nicht das attraktivste Aussehen – wie Schweizerinnen generell, fügt ein anderer Studiogast an. «Und wie verhalten sich Frauen in solchen Fällen?» Sie würden Karriere machen. Später schwurbelt Loboda: «Es würde mich nicht wundern, wenn sie fanatisch-religiös ist. Aber man sieht es ihr nicht an.»

Russische Angriffe haben erst begonnen

Amherd wird in einer willkürlichen Aneinanderreihung von aus dem Zusammenhang gerissenen Fakten und Bildern mit Korruptionsskandalen in Zusammenhang gebracht oder als «Babymörderin» und «Satanistin» verunglimpft, weil die Anwältin sich einst für das Recht auf Abtreibungen starkgemacht hatte. Später schaltet die Moderatorin in die Schweiz zu einem Vertreter des Schweizer Ablegers der russischen Bikergang Nachtwölfe. Als sich dieser allerdings erlaubt zu bemerken, dass Amherd als Bundespräsidentin nicht wirklich sehr mächtig ist, wird er schnell abgeklemmt.

Nicht nur die Bundespräsidentin, auch der Bürgenstock als Austragungsort der Friedenskonferenz gerät ins Visier der wirren, aber sehr aufwendig produzierten Russen-Propaganda – und die Schweiz generell. Der Gipfel sei eine «Plattform der Heuchelei». Auch Nemos Sieg am «Eurovision Song Contest» und der Kauf US-amerikanischer Kampfjets wird ausgeschlachtet, um den Anlass und dessen Organisatoren bereits im Vorfeld zu diskreditieren.

Amherds Departement äussert sich nicht zum Propaganda-Angriff auf die Bundesrätin. Die Behörden haben erwartet, dass Russland mit allen Mitteln versuchen wird, den Gipfel zu torpedieren – Propaganda und Fake News sind dabei nur ein Teil des Instrumentariums. Der Bund warnt auch vor Cyberangriffen rund um die Friedenskonferenz.

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