Die Beziehungen zwischen dem Verkehrsdepartement unter Bundesrat Albert Rösti (57) und der Fluggesellschaft Swiss könnten kaum inniger sein: Röstis Ehefrau Theres (57) arbeitet als Flugbegleiterin für die Swiss; vorletztes Jahr zierte das Logo der Airline sogar Röstis offizielle Weihnachtskarte.
Trotz dieser familiären Verbindungen sorgt nun Skyguide für dicke Luft, ein Staatsbetrieb, der für die Schweizer Flugsicherung verantwortlich ist und Röstis Departement untersteht. Weil die Skyguide-Gebühren zum Jahreswechsel saftig gestiegen sind, beklagen Airlines wie Easyjet oder Swiss überhöhte Kosten. Überfluggebühren, die für das Durchqueren des Schweizer Luftraums fällig werden, schlugen um 38 Prozent auf, die An- und Abfluggebühren für Zürich und Genf stiegen um 24 Prozent.
Das bringt das Swiss-Management auf die Palme: «Die Kostensteigerung steht für uns in keinem nachvollziehbaren Verhältnis zur erbrachten Leistung.» Und: «Wir erwarten, dass bei steigenden Gebühren auch die Qualität und die Dienstleistungen stimmen.» Der Billigflieger Easyjet sekundiert: «Die Gebührenerhöhungen sind unverhältnismässig und steigen viel stärker als der Durchschnitt in anderen Ländern.»
«Starts in Zürich bis 30 Minuten verspätet»
Damit nicht genug: Aktuell drosselt Skyguide das Tempo am Zürcher Flughafen. Grund dafür sind neue Strukturen, die nach Auskunft der Flugsicherung «die Zahl der Luftraumverletzungen minimieren und die Sicherheit erhöhen» sollen. Die Einführungsphase läuft seit dem 20. März und dauert voraussichtlich vier Wochen. Skyguide selbst spricht «von der grössten Veränderung im Luftraum des Zürcher Flughafens seit mehreren Jahrzehnten».
Die Folge sind Verspätungen und komplett gecancelte Verbindungen. Swiss teilt mit, sie habe nach der Einführung des neuen Skyguide-Regimes «eine Handvoll Flüge» streichen müssen. Im Durchschnitt hätten sich Starts in Zürich um bis zu 30 Minuten verspätet. «Wir zählen darauf, dass Skyguide die Reduktion nächste Woche vollständig aufhebt und die normalen Kapazitäten zu Beginn der besonders reiseintensiven Osterferien wieder gewährleistet», teilt die Swiss mit.
Skyguide verspricht «volle Kapazität ab Ostern»
Wenigstens dieser Wunsch soll in Erfüllung gehen: «Wir sind zurzeit zehn Prozent unter der Nominalkapazität und werden, wenn alles so weitergeht, voraussichtlich noch vor Ostern wieder die volle Kapazität anbieten», kündigt Skyguide an. Die hohen Gebühren indes verteidigt der Staatsbetrieb: «Die durch den Bund geforderten Investitionen müssen über die Nutzergebühren finanziert werden. Dies macht eine Erhöhung der Gebühren unumgänglich.»
Vergleiche mit anderen Ländern, etwa Frankreich, weist Skyguide zurück: «Der französische Staat finanziert die Ausbildung von angehenden Fluglotsen in der Höhe von 700'000 Franken pro Person. Skyguide muss diese Kosten alleine tragen. Wir kämpfen hier nicht mit gleich langen Spiessen.» Und anders als in Frankreich werde in der Schweiz nicht gestreikt.
Sparziel der Flugsicherung verfehlt
Über den aktuellen Ärger hinaus hat Bundesrat Rösti weiteren Stress mit Skyguide. Der Jahresbericht der Finanzdelegation kritisiert, dass die Flugsicherung auch im vergangenen Jahr ihr Sparziel nicht erreicht hat. Zudem gab es 2024 sieben Störfälle, die Auswirkungen auf den Flugverkehr hatten – angefangen von der Überschwemmung des Genfer Skyguide-Gebäudes bis hin zu Datenstörungen.
Ausserdem wäre da noch das seit Jahren geplante «Virtual Center», mit dem Skyguide den Schweizer Luftverkehr standortunabhängig überwachen will. Die Einführung des neuen Systems, einst für vergangenes Jahr geplant, musste auf 2031 verschoben werden. Seit 2024 wird Skyguide enger geführt, es gibt nun wöchentliche Sitzungen mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl).
Und was sagt der oberste Vorgesetzte zu alledem? Sein Departement teilt mit: «Für Bundesrat Rösti hat Sicherheit oberste Priorität.» Entgegenkommen bei den Kosten ist jedoch nicht zu erwarten: «Der Bundesrat erwartet in seinen strategischen Zielen, dass Skyguide ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaftet und die Effizienz steigert, ohne die Sicherheit zu gefährden. Für den Bundesrat ist zudem wichtig, dass die Kosten der Flugsicherung primär von den Nutzenden getragen werden.»
Im Klartext: von den Fluggesellschaften – und damit von den Passagieren.