Regionalflugplätze wehren sich bei Blick
Bund unterstützt Privatfliegerei der Superreichen mit Steuermillionen

33,2 Millionen Franken hat der Bund für die Unterstützung von Regionalflughäfen im 2024 budgetiert. Normalverdiener benützen die Airports aber kaum mehr – dafür landen immer mehr Privatjets.
Publiziert: 07.03.2025 um 18:44 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2025 um 19:38 Uhr
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Der Geschäftsflugverkehr wird für regionale Flugplätze immer wichtiger.
Foto: Shutterstock

Auf einen Blick

  • Regionalflughäfen werden staatlich subventioniert, trotz Rückgang des Linienverkehrs
  • Geschäftsreiseverkehr wird für kleine Flugplätze immer wichtiger
  • Bundesrat plant Förderung auf 5 Millionen Franken zu senken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Gestern stellte die Swiss die Speziallackierung ihres ersten A350-Fliegers vor. Im Spätsommer 2025 soll er erstmals von Zürich aus abheben, verziert mit Murmeli, einem Skifahrer und Sujets von neun Schweizer Städten. Den Schweizer Normalverdienern wird es beim Einsteigen vielleicht ein kleines Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Den Reichen wird es ziemlich egal sein, denn sie fliegen sowieso mit dem Privatjet.

Und das tun sie sehr oft von den kleinen Regionalflugplätzen in der Schweiz. Früher haben das auch viele Normalreisende gemacht. Die Regionalairports Bern-Belp, Buochs, Grenchen, La Chaux-de-Fonds, Lugano, Samedan, Sion und St. Gallen-Altenrhein werden dafür heute noch staatlich subventioniert, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Doch die Situation hat sich drastisch geändert. Destinationen wie Bern oder Lugano bieten schon länger keine täglichen Verbindungen in grössere europäische Städte mehr an. Der Linien- und Charterverkehr ist dramatisch eingebrochen. Und trotzdem sind für die acht Regionalflugplätze im Jahr 2024 Unterstützungsgelder von 33,2 Millionen Franken budgetiert.

Immer mehr Privatjets

Gleichzeitig wird der Geschäftsreiseverkehr für die kleinen Flugplätze immer wichtiger. Eine Studie der Universität St. Gallen zeigt, dass heute knapp ein Drittel des sogenannten «Business Aviation» über die acht Flughäfen läuft. Mit den Staatsgeldern können sie wettbewerbsfähige Preise stützen. Da stellt sich die Frage: Zahlt der Schweizer Steuerzahler also den Besitzern der Privatjets das Fliegen?

Beim detaillierten Hinsehen wird klar, dass man nicht alle Flugplätze in die gleiche Schublade stecken kann. Die Flugsicherung ist dabei ein Knackpunkt. Die Airports erheben von den Reisenden dafür sehr wohl eine Gebühr, doch die ist nicht überall gleich hoch.

Engadin kann auf eigenen Beinen stehen

«Business-Aviation-Auslandflüge zahlen bei uns einen doppelt so hohen Beitrag», erklärt Christian Gorfer, Sprecher des Engadin Airport, gegenüber Blick. Der höchstgelegene Flughafen Europas dürfte vielen als Anziehungsort für die reichen Gäste aus St. Moritz bekannt sein. Doch dieses Image stimmt nur teilweise. Von den 16'000 Flugbewegungen pro Jahr sind 80 Prozent nämlich Helikopterflüge für die öffentliche Sicherheit sowie die Sportfliegerei und deren Ausbildung. Vorwiegend Flüge für Lawinensprengungen, die Passstrassensicherung, SAC-Versorgungen oder Rega-Flüge.

Zudem hat der Samedan-Airport keine Flugsicherung der Skyguide auf Platz. «Wir haben unsere eigene Flugsicherung», rechtfertigt sich Gorfer. «Diese ist massiv kostengünstiger.» Die acht Regionalflugplätze können ihre Flugsicherung bei weitem nicht selbst stemmen. Im Durchschnitt übernimmt der Bund 88 Prozent der Kosten. Im Engadin finanzieren der Flugplatz und dessen Kunden 60 Prozent aus der eigenen Kasse.

Ostschweiz und Romandie wehrt sich

Und auch die Flughäfen St. Gallen-Altenrhein und La Chaux-de-Fonds wehren sich gegenüber Blick. Mehr als zwei Drittel der 29'000 Bewegungen in der Ostschweiz kommen durch Schulungs-, Ausbildungs- und Trainingsflüge zustande. In der Romandie machen Ausbildungsflüge, einschliesslich zukünftiger Piloten der Swiss, 45 Prozent der Flugbewegungen aus. Die Vorwürfe, dass der Steuerzahler von den Bundesgeldern nicht profitiert, weisen die beiden Betreiber zurück. Die restlichen fünf Flugplätze haben auf die Blick-Anfrage nicht reagiert.

So oder so: Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP) und der Bundesrat wollen die Förderung der Regionalflughäfen auf 5 Millionen Franken drastisch senken. In Zukunft sollen nur noch Grenchen und Bern-Belp profitieren. Für die meisten kleinen Airports würde das wohl das Ende bedeuten, wie sie durchblicken lassen. Der Vorschlag befindet sich momentan in der Vernehmlassung.

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