Bis zu 20'000 Jobs auf dem Spiel
Die Entscheidung über das Schicksal der CS Schweiz wird auf den Spätsommer verschoben

Der Countdown läuft: Bis Ende Sommer soll klar sein, ob es zu einer Vollintegration oder einer Abspaltung der Schweizer Einheit kommen wird.
Publiziert: 14.05.2023 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2023 um 14:40 Uhr
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Steht vor heiklen Entscheidungen: UBS-Chef Sergio Ermotti.
Foto: keystone-sda.ch

Die Übernahme der Credit Suisse stellt die UBS vor heikle Entscheidungen. Einige Pflöcke hat UBS-Chef Sergio Ermotti (63) mit der Umstellung der Konzernleitung eingeschlagen. Die schwierigste aber schiebt er auf: Soll CS Schweiz voll integriert werden oder als eigenständige Bank weiterbestehen? Wie man aus dem Innern der Bank hört, sollen die Abklärungen noch einige Monate dauern. «Spätestens Ende Sommer» soll der Entscheid fallen.

Ginge es nach Ermotti, wäre eine sofortige und schnelle Vollintegration der Bank das Wunschszenario. Das bestätigen mehrere Quellen gegenüber SonntagsBlick. Doch dieses Wunschszenario kommt zu einem hohen Preis, da eine Vollintegration sehr viele Stellen kosten würde. Bis zu 20’000 Jobs stehen bei diesem Szenario auf dem Spiel. Nicht nur in der Schweiz würden Tausende Mitarbeitende ihre Stelle verlieren, sondern auch in den Abwicklungs- und Informatikzentren in Polen und in Indien.

Weniger einschneidend wäre eine Abspaltung der CS Schweiz. Filialen könnten bestehen bleiben, es bräuchte weiterhin eigenständige zentrale Dienste und alles andere, was es für den Betrieb einer Bank braucht – von der Aktienanalyse bis zu den Servern im Maschinenraum. Stellen würden nur wenige verschwinden, wenn überhaupt.

Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass sich das Wunschszenario wesentlich einfacher durchziehen liesse. Und es würde der UBS auch grosse Effizienzgewinne bringen, sie könnte höhere Erträge generieren und dank tieferer Kosten auch mehr Gewinn erwirtschaften.

Eine Abspaltung hingegen ist mühsam und schwierig. Die internationalen Teile – das Geschäft mit vermögenden Kunden, das Asset-Management, die Investmentbank – müssten integriert werden. Die Schweizer Bank, die aber auch mit den internationalen Einheiten verflochten ist, müsste herausgelöst und auf ein tragfähiges Fundament gestellt werden.

Was geschieht mit dem Filetstück?

Nicht sicher ist, ob eine eigenständige CS Schweiz im Firmenkundengeschäft – dem eigentlichen Filetstück – weiterhin wie bis anhin eine dominierende Rolle spielen könnte. Gleichzeitig bleibt diffus, was die UBS bei einer Vollintegration mit dem sogenannten Corporate Business vorhat. Diese Unklarheit bereitet den Wirtschaftsvertretern die grössten Sorgen. «Ein Bekenntnis von Sergio Ermotti, weiterhin eine Unternehmerbank in der Schweiz zu betreiben, habe ich bisher nicht gehört. Das ist ein Versäumnis», sagt ein Industrievertreter.

Umso wichtiger wäre es jetzt, wenn andere Banken in die Bresche springen würden. Doch die ZKB als grösste Kantonalbank scheint nur wenig Lust zu verspüren, das Firmenkundengeschäft auszubauen. «Die ZKB ist – wie auch andere Banken – in ihrer Aufnahmefähigkeit beschränkt», sagte ZKB-Chef Urs Baumann (55) kürzlich in einem Interview. Er geht davon aus, dass die Volumen «zukünftig vermehrt international verteilt» werden, was er «schade» findet.

Der Zürcher SVP-Politiker und Banker Thomas Matter (57) sieht «seine» Kantonalbank durchaus in der Pflicht, die Wirtschaft zu unterstützen. «Es ist der Job der ZKB, Unternehmen im Wirtschaftsraum Zürich mit Finanzdiensten zu versorgen, dazu gehören auch die umliegenden Kantone.»

Matter ist der Meinung, dass die ZKB genügend dicke finanzielle Polster hätte, um das Firmenkundengeschäft «mit Augenmass» auszubauen. «Dafür müsste sie kein frisches Eigenkapital aufnehmen», sagt er. Laut Matter gibt es in der Schweiz auch noch andere Banken, die in die Bresche springen könnten – Raiffeisen etwa, aber auch die Westschweizer Kantonalbank BCV und die Genfer Kantonalbank.

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