Was die Schweiz tun kann
Drei Ideen, um den CO2-Ausstoss schnell zu senken

Die Klimabewegung macht Dampf: Doch gäbe es überhaupt schnelle Lösungen für Politik und Industrie, um die Emissionen schnell zu senken? Ja, sagt ETH-Klimaforscher Reto Knutti.
Publiziert: 19.09.2019 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2019 um 10:25 Uhr
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Wie bitte retten wir die Erde? Der Klimaforscher Reto Knutti hätte da ein paar Ideen.
Foto: Sabine Wunderlin
Fabienne Kinzelmann

Tumult im Bundeshaus: Am Donnerstagmorgen hat die Klimajugend eine Debatte des Nationalrats gestört. Rund 100 Jugendliche hatten die Security ausgetrickst, ein grosses Banner entrollt und gesungen. Ihr Anliegen: Die Schweiz muss schnell die Emissionen senken – bevor es zu spät ist.

«Der Beitrag der Schweiz zu den Klimazielen ist zu klein», kritisiert auch der bekannte Schweizer Klimaforscher Reto Knutti gegenüber BLICK. Der Handlungsspielraum werde immer kleiner: «Momentan geht es darum, dass wir die Gesamtmenge an Treibhausgasen möglichst klein halten – oder länger warten und dann umso schneller reduzieren.»

Was könnte die Schweiz tun, um den CO2-Ausstoss möglichst schnell zu reduzieren? Er schlägt drei Massnahmen vor.

1. Ölheizungen verbieten!

«20 Prozent der Emissionen sind in den Gebäuden», sagt Klimaforscher Reto Knutti. Die Lösung ist trivial, aber kostet: Fossile Heizungen müssen weg. Dafür braucht es Subventionen und scharfe Vorgaben für Neubauten. «Das Gebäudeprogramm ist der richtige Weg, es geht nur zu langsam.» Noch immer würden die Hälfte der Ölheizungen durch neue ersetzt. Der Klimaforscher rät darum: Ölheizungen lieber heute als morgen komplett verbieten.

2. Anreize für E-Autos & Forschungsgelder

Klar: Zum Strassenverkehr und zu Flügen gibt es keine einfachen und günstigen Alternativen. Trotzdem kann die Schweiz Anreize setzen, um umzusteigen. Norwegen machts vor. Dort sind mittlerweile mehr als 50 Prozent der Neufahrzeuge elektrisch. Geschafft hat Norwegen das mit extremen Förderungen – so zahlt man zum Beispiel für Elektrowagen keine Mehrwertsteuer und Mautgebühren fallen mit einem E-Auto komplett weg. Um den CO2-Ausstoss im Flugverkehr in den Griff zu kriegen, müsste die Entwicklung synthetischer Treibstoffe vorangetrieben werden. Klimaforscher Knutti stellt aber auch klar: «Zum Spass fliegen sollte vorbei sein. Viermal im Jahr um die Erde muss nicht sein.»

3. Schweizer Industrie muss im Ausland aufräumen

Was für Gebäude allgemein gilt, gilt auch für die gesamte Industrie: Sie muss weg von fossilen Brennstoffen, soll der CO2-Ausstoss schnell sinken. National sieht es da gar nicht so schlecht aus. Grosse treibhausgasintensive Unternehmen müssen ohnehin am Emissionshandel teilnehmen, mittlere Unternehmen können freiwillig teilnehmen. Das schafft ökonomische Anreize, mit den Emissionen zu haushalten. Wer mitmacht, ist ausserdem von der CO2-Lenkungsabgabe befreit. Das Problem: Produktion im Ausland zählt nicht in den Emissionshandel. Die Anreize für Schweizer Unternehmen, auch bei der Auslandproduktion ihre Emissionen zu senken, sind vergleichsweise klein.

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