Die Wahl eines neuen Schulleiters im Sekundarschulhaus Falletsche in der Stadt Zürich sorgt für grosse Diskussionen. Der Grund: Der neu gewählte Schulleiter Roberto Rodriguez amtiert derzeit für die SP als Präsident der Schulbehörde – und diese ist für die Wahl des Schulleiters verantwortlich.
Dass das Gremium seinen aktuellen Präsidenten als neuen Schulleiter gewählt hat, sorgt für Vetterliwirtschafts-Vorwürfe. Vor allem in der Politik ist der Aufschrei gross, berichtet der «Tages-Anzeiger». Der Präsident der städtischen Grünen Partei, Felix Moser, sagt, der Schulbehörde sei nichts anderes übrig geblieben, als ihren Chef zu wählen. Andere Politiker sprechen von «Vetternwirtschaft» und «Selbstbegünstigung».
Auch Leutenegger ist überrascht
Eltern zeigen sich gegenüber der Zeitung schockiert über die Wahl. Die Schule sei bereits früher aufgefallen, weil sie Probleme nicht angepackt habe. So habe der Kanton aufgrund von Qualitätsproblemen eine Zwischenevaluation empfohlen. Die Schulbehörde habe diese aber nie durchgeführt.
Das Misstrauen gegenüber Rodriguez sei daher gross. Mehrere Eltern sollen gemäss dem «Tages-Anzeiger» eine Beschwerde gegen die Wahl vorbereiten. In der Schule gibt es schon lange Puff. Mehrere Schulleiter gaben sich in den letzten Jahren die Klinke in die Hand, vielen Lehrern wurde gekündigt – oder sie gingen selber.
Verwundert reagiert auch der Leiter des Schuldepartements, Filippo Leutenegger (68). Er sei überrascht, dass sich Rodriguez noch während seiner Amtszeit als Schulpräsident zum Schulleiter wählen lasse, sagt Leutenegger. Der Stadtrat kennt die Situation am Schulhaus Falletsche genau, weil er letztes Jahr bei diversen Lehrerabgängen die verfahrene Situation selber zu schlichten versuchte.
Grosszügige Abfindung
Doch nicht nur die Wahl sorgt für Aufregung. Weil er seinen gut bezahlten Job als Schulpräsident aufgeben muss, kassiert Rodriguez noch eine grosszügige Abfindung, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Rund 650'000 Franken streicht der alte Schulpräsident und neue Schulleiter ein – weil er im neuen Job rund 70'000 Franken weniger verdiene als früher als Schulleiter (186'000 Fr.).
Das Geld steht ihm gemäss städtischer Verordnung zu – 3,5 Jahreslöhne hat Rodriguez zugute. Der Stadtrat hat die Abfindung bereits genehmigt.
«Wer hat sich das ausgedacht?», schimpft der Zürcher FDP-Kantonsrat Beat Habegger auf Twitter. «Extrem dringender Handlungsbedarf für den Zürcher Gemeinderat. Diese Selbstbedienung ist zu beenden.» (zis)