Am Sonntag drohten Corona-Skeptiker, in die Notfallaufnahme des Zürcher Universitätsspitals einzudringen - und kündigten die Aktion mit einem Video an. «Ich geh mal schauen, wie schlimm es wirklich ist», sagt ein Mann mit breitem Grinsen in die Kamera. Mehrere Unterstützer seien unterwegs. Und: «Diesmal werde ich reingehen.» Die Ankündigung sorgte für Unruhe bei den Spital-Verantwortlichen.
Recherchen zeigen: Es handelt sich beim Droher um Luca T.*, einen 49-jährigen Logistiker aus dem Kanton Aargau, der tief in der Corona-Verschwörer-Szene steckt.
Die Aktion am Sonntag endete für Luca T. nicht wie geplant. Beim Unispital standen schon Sicherheitskräfte bereit. Und nur eine Mitstreiterin tauchte noch auf, eine 43-jährige Künstlerin, ebenfalls aus dem Kanton Aargau. Die streamte die Aktion dafür gleich live.
«Wenn es so schlimm wäre, wären mehr Leute hier»
Im 25-Minuten-Video sieht man das Skeptiker-Duo um den Gebäudekomplex schleichen. Was die beiden so provoziert hat: Am Wochenende schlugen mehrere Spitäler wegen Überlastung Alarm, so auch das Unispital Zürich. Das Duo hält das für eine Lüge. Und glaubt, das auch beweisen zu können – anhand der Situation vor dem Spital. «Wenn es so schlimm wäre, wären mehr Leute hier.» Das Personal sehe «nicht gestresst» aus. Und die Leute, die sich testen lassen, scheinen «putzmunter und nicht todkrank», so die Hobby-Analyse vom Trottoir aus.
Alle Versuche, ins Innere des Gebäudes zu kommen, werden schon im Keim erstickt. «Die stehen schon parat da unten. Wenn du dort hingehst, kommt der gleich», warnt die Mitstreiterin. Die beiden überlegen sich, mit dem Personal beim Rauchen ins Gespräch zu kommen, filmen noch eine Weile lang den Haupteingang. «Beim Rauchen sind wir solidarisch», verhöhnen sie die eigentlich so dringlich benötigte Solidarität aller in der Krise. Schlussendlich brechen sie die Aktion ab.
Mehr zum Thema Corona-Skeptiker
Die verhinderten Spital-Stürmer sind vorher bereits um andere Spitäler geschlichen. Ein ähnliches Video existiert vom Spital Baden AG.
Das Duo glaubt an allerlei Verschwörungstheorien, wie die Social-Media-Profile verraten. «Ironisch» findet Droher Luca T. etwa, dass man während der Pandemie Maske tragen soll, wo doch gleichzeitig das 5G-Netz ausgebaut werde, schreibt er. «Obwohl Studien belegen, dass die Strahlen das menschliche Bewusstsein beeinflussen».
Dass Donald Trump (74) die US-Wahlen gewonnen hat, ist für ihn Fakt. Joe Biden (78) ist Teil des «Deep States», eine geheime Schattenregierung. Dass Simonetta Sommaruga (60) ihm zur gewonnenen Wahl gratulierte, ist, mit ausreichend Ausrufezeichen versehen, «eine Frechheit!!! Hochverrat und unverschämt!!!» Gesundheitsminister Alain Berset (48) gehört «ins Gefängnis!!!».
«Wo sind unsere Polizisten, die den Dienst quittieren?»
Die Mitstreiterin ist in verschiedenen Skeptiker-Gruppen aktiv. Bei ihr geht es um die satanische Weltelite und Mikrochips, die in den Corona-Teststäbchen versteckt sind. Auch Inhalte der US-Verschwörungstheorie QAnon verbreitet sie weiter. «Strassensperre in Zug von US-Militär», wird da gewarnt.
Dazu schreibt sie von ihren Einkaufs-Erlebnissen ohne Maske: «Dank dem Kassenzettel» habe sie den Namen einer Angestellten, welche die Maskenpflicht durchsetzen wollte. «Morgen werde ich auf jeden Fall Anzeige aufgeben», schreibt die Corona-Skeptikerin.
Richtig wirr wird es in den Videos. «Wo sind unsere Polizisten, die den Dienst quittieren? Was erwartet ihr», fragt sie mit ernstem Ton. «Dass wir euch über den Kopf streicheln und gut einsetzen im neuen Reich?» Was für ein neues Reich sie genau meint, wollte sie gegenüber BLICK lieber nicht erklären. Weder sie noch Luca T. haben auf Anfragen reagiert.
*Name geändert