Es brodelt bei den Corona-Skeptikern. Die Wut über die neuen Einschränkungen ist gross. Und ein Teil der Szene radikalisiert sich. Neu im Fokus steht der Kampf gegen die nahende Impfung.
Die Sicherheitsbehörden sind besorgt. In einer internen Lageeinschätzung warnt das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) vor Angriffen von radikalen Corona-Leugnern auf Impfzentren. Wegen der «hohen Dynamik und Emotionalität, die dem Themenkomplex Corona innewohnt», so schreiben die Kriminalisten, müsse von einer Gefährdung für entsprechende Einrichtungen ausgegangen werden.
Aber auch Transport- und Lagerstätten könnten ins Visier von Militanten geraten. Im Zuge von Demonstrationen seien Sachbeschädigungen an Gebäuden und Fahrzeugen «wahrscheinlich» – und gar «physische Übergriffe» auf Angestellte möglich.
Gilt das auch für die Schweiz? Verschwörungstheoretiker und Esoteriker machen auch hierzulande gegen die Corona-Impfung mobil. Von einer konkreten Gefahr geht der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) derzeit allerdings nicht aus. «Wir haben bis jetzt keine Hinweise darauf, dass Schweizer Pharmaunternehmen oder Impfzentren im Fokus von radikalen Impfgegnern stehen», sagt Sprecherin Lea Rappo.
Besorgniserregende Entwicklung
Der Bund beobachtet die Radikalisierung im Skeptiker-Milieu aber durchaus alarmiert. Anfang November warnte ein Sprecher des Bundesamts für Polizei (Fedpol) gegenüber SonntagsBlick: «Die steigende Gewaltbereitschaft der Corona-Leugner-Szene beschäftigt uns stark.» Die Entwicklung sei «besorgniserregend».
Als Reaktion darauf hat Bundesbern die Schutzmassnahmen für exponierte Institutionen und Personen verstärkt. Auch die Sicherheit von Gesundheitsminister Alain Berset musste erhöht werden. In der Szene kursierten Mordaufrufe gegen den SP-Bundesrat.
Die anstehenden Impfungen stellen die Schweiz nun vor neue sicherheitspolitische Herausforderungen. Seit Wochen werden Pläne erarbeitet, wie und wo Impfstoffe gegen das Coronavirus gelagert und wie sie vor Kriminellen geschützt werden können. Die Schutzmassnahmen werden von der Armee und den zuständigen Polizeien jedoch streng geheim gehalten.