Schwuler Lehrer nach Beschwerden von Eltern gefeuert
Jetzt bricht die Zürcher Schulpflege ihr Schweigen

Nach Beschwerden von konservativen Eltern hat die Primarschule in Pfäffikon ZH einen schwulen Lehrer entlassen. Tagelang äusserte sich die Schulpflege nur zurückhaltend. Doch jetzt gesteht Vizepräsident Roger Klos Fehler ein.
Publiziert: 25.04.2024 um 10:57 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2024 um 13:20 Uhr
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Die Entlassung eines homosexuellen Lehrers hat der Primarschule Pfäffikon Kritik eingebracht.
Foto: Calvin Mattes
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Marian NadlerRedaktor News

Er sei eine Gefahr für ihr Weltbild und habe ihre Kinder zum Masturbieren aufgefordert. Es sind heftige Vorwürfe, die eine Gruppe konservativer Eltern laut einem Züriost-Bericht einem homosexuellen Lehrer der Primarschule in Pfäffikon ZH machten. Die Folge: Der Pädagoge wurde gefeuert. Und das, obwohl sich die Vorwürfe als haltlos erwiesen.

Noch bevor der Fall publik wurde, musste sich die Schulführung Kritik anhören – unter anderem von einer grossen Mehrheit der Lehrkräfte, die in dem Vorfall Diskriminierung sehen. Später schalteten sich die Pfäffiker Ortsparteien ein. Nach tagelangem Schweigen sah sich die Schulpflege nun dazu gezwungen, doch noch Stellung zu dem Sexualkunde-Eklat zu nehmen, wie ein weiterer Züriost-Bericht enthüllt. Vizepräsident Roger Klos gesteht in einem Statement Fehler ein. 

Es sei zu Unregelmässigkeiten im Prozess zwischen Schulleitung, dem Leiter Bildung Matthias Weckemann und der Schulpflege gekommen. Zudem sei es zur Missachtung von Verfahrensvorschriften und Vorgaben gekommen. Man bedauert die Umstände und will den Fall mit externer Unterstützung prüfen lassen. Personelle Konsequenzen schliesst Klos aber aus. «Dies entspräche nicht der Fehlerkultur der Schule Pfäffikon», heisst es zur Begründung.

Verhaltenskodex an Schule in Pfäffikon

Klos betont, die Auflösung des Arbeitsverhältnisses habe nichts mit den Versuchen der Eltern zu tun gehabt, Druck auf den Sexualkundeunterricht auszuüben. Dass die Lehrkraft gehen musste, habe vielschichtige Gründe gehabt, die weit zurückreichten.

Die Sexualkunde-Situation sei nur eine Herausforderung von vielen gewesen. Konkrete Gründe nennt der SVP-Politiker nicht. Es sei der Schule in den vergangenen Monaten «trotz grossen und vielfachen Bemühungen» nicht gelungen, den Herausforderungen in angemessenem Rahmen zu begegnen.

«Noch während der Frühlingsferien in Angriff genommen»

Die Schulpflege lehnt jegliche Form von Druckversuchen auf das Schulprogramm ab und verurteilt jede Form von Homophobie, betont Klos weiter. Man stehe mit Überzeugung hinter den Inhalten des Lehrplans 21 – auch hinter der Sexualkunde.

Nun stehe eine «saubere Überprüfung der Personalprozesse» an, um Lehren aus dem Vorfall ziehen zu können. Ein Verhaltenskodex zu gesellschaftlich umstrittenen Inhalten des Lehrplans 21 soll erarbeitet werden. Die Schulverwaltung verspricht, dass die Massnahmen «noch während der Frühlingsferien in Angriff genommen» werden.

Am ersten Tag nach den Frühlingsferien startet die schulinterne Aufarbeitung des Falls. Die Schulpflege hat diesbezüglich auch die Parteipräsidenten und den Gemeinderat informiert.

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