Eine Handy-Antenne praktisch vor dem Haus? Nicht mit Gesundheitsminister Alain Berset (50)! Als die Swisscom eine Antenne vor seinem Haus bauen will, interveniert der Magistrat persönlich. Normalerweise haben solche Beschwerden keine Wirkung, die Antennen werden früher oder später trotzdem gebaut. Nicht so beim Bundesrat – innert kürzester Zeit lässt die Swisscom das Projekt fallen.
Auch Markus Börner (54) stört sich ab dem Vorgehen. Börner lebt mit seiner Frau Miriam (50) mitten in der Stadt Winterthur ZH. Mehrere Handy-Antennen befinden sich fast in Reichweite seiner Wohnung – auch eine der Swisscom.
Antenne steht auf schutzwürdigem Gebäude
Er sei nicht grundsätzlich gegen Handy-Antennen, auch nicht in seiner Nachbarschaft, erzählt er. «Aber wir wollen, dass alles im rechtlichen Rahmen bleibt», erzählt er. Der Handy-Antenne in seiner Nachbarschaft ging ein jahrelanger Streit voraus. «Wir haben sechs, sieben Jahre gekämpft», erzählt er. Erfolglos. Am Ende wird auf einem Gebäude in der unmittelbaren Nachbarschaft Börners eine weitere Antenne errichtet.
Das hat Folgen. Ein eigener Dosimeter misst in seiner Wohnung den Elektrosmog. Die Strahlung innerhalb seiner Wohnung sei bis zu zwölfmal so hoch wie eigentlich erlaubt, sagt er. Trotzdem passiere nichts.
Doch das ist nicht Börners einziges Problem: «Die Antennen werden gebaut, obwohl die Gebäude, der unmittelbar daneben gelegene Kindergarten und das Schulhaus Büelwiesen, im Inventar schutzwürdiger Bauten aufgeführt sind.»
«Kann nicht sein»
Genau dieses Argument brachte die Swisscom im Fall der Handy-Antenne nahe Bersets Haus vor – nicht etwa der Bundesrat, sondern viel eher der Denkmalschutz sei der Grund für den geplatzten Bau. «Dass an einem Ort angeblich wegen des Denkmalschutzes nicht gebaut werden kann und an einem anderen Ort die Handymasten sogar auf geschützte Gebäude gebaut werden, finde ich schon etwas merkwürdig», sagt Börner.
In der Umgebung sei nun ein weiterer Ausbau geplant. Auch auf dem denkmalgeschützten Haus in der Büelhofstrasse 29 soll eine neue Antenne gebaut werden. Dafür hat Börner kein Verständnis. «Wir hier kämpfen seit Jahren gegen die massiv überhöhte Strahlung, doch nichts passiert. Wenn aber ein Bundesrat sich gegen das Projekt wehrt, krebsen die Telekomfirmen innert kürzester Zeit zurück. Dass nur ein Bundesrat Chancen mit solchen Einsprachen hat, kann doch nicht sein!»