Am Montagabend versammelten sich einige Corona-Skeptiker am Zürcher Hauptbahnhof, um gegen das Impfdorf zu demonstrieren. Zur unbewilligten Kundgebung hatten im Vorfeld unter anderem die Gruppe «Mass-Voll» und die Freiheitstrychler aufgerufen. Man wolle «ein Zeichen setzen», hiess es in den Nachrichten.
Doch der Aufruf blieb weitestgehend ungehört. Vor Ort waren rund 50 Personen, um gegen die Aktion zu demonstrieren. Die Polizei zeigte Präsenz und führte Kontrollen durch. Bereits um kurz nach 17.30 Uhr wurden Wegweisungen ausgesprochen, darunter offenbar auch gegen «Mass-Voll»-Anführer Nicolas Rimoldi. Eine einzelne Person musste weggetragen werden. Als die Demonstranten versuchten, von der Seite her in die Bahnhofshalle zu gelangen, wurden sie von der Polizei eingekesselt und weggewiesen. Danach löste sich die Gruppierung auf.
«Wieso läuft man denen noch hinterher?»
Nun sorgt diese erfolglose Demo für Zoff unter den Massnahmen-Gegnern. Am Dienstag taucht in einem einschlägigen Telegram-Channel ein fast achtminütiges Video eines Skeptikers auf. Er kritisiert die Kundgebung in Zürich. «Wie um alles in der Welt kann man glauben, dass eine Demo im Hauptbahnhof Zürich legal sein soll?», fängt der Mann an. «Ich habe gedacht, mich trifft der Schlag, als ich diese Bilder gesehen habe.»
Als er gesehen habe, wer zur Demo aufgerufen habe, sei ihm «sowieso klar gewesen, um was es wieder geht». Diese Leute würden «ihre eigenen Ziele verfolgen» und die Bewegung dafür «missbrauchen». «Wieso läuft man denen noch hinterher?», wendet sich der Mann fragend an seine Zuschauer, ohne explizit die Bewegung Mass-Voll oder die Trychler zu erwähnen.
Er hält aber fest: «Nein, wir haben nicht das gleiche Ziel und nein, wir wollen nicht alle das Gleiche.» Denn das, «was hier vor sich geht», sei «mehr als fragwürdig», sagt er. «Den sogenannten Erwachten soll langsam auch ein Licht aufgehen», sagt er.
Der Mann ist überzeugt, dass die Menschen durch den Demo-Aufruf in eine Falle gelockt worden seien. «Hört auf, den falschen Propheten nachzulaufen!» Man solle, so kurz vor der Abstimmung «den Ball flach halten und nicht provozieren».
«Rimoldi will Bewegung nichts Gutes»
Der Mann ist nicht der einzige Kritiker. Ein anderer Massnahmen-Gegner teilt ebenfalls in einem Video gegen Rimoldi aus. «Ich verstehe nicht, dass man einfach einem violetten Affen nachläuft», sagt er mit Seitenhieb auf die Farbe des Logos von «Mass-Voll» und wirft dem Kopf der Bewegung unter anderem vor, Gelder nicht transparent darzulegen.
«Wir habens so schon schwer, wieso geht ihr in aller Hirnrissigkeit, dem violetten Affen folgend, nach Zürich, euch so primitiv und dämlich zu verhalten? Ich verstehe euch nicht. Ich habe echt Mühe», wendet er sich genervt an die Demonstranten. «Ich sage euch eins: Der Rimoldi will der Bewegung gar nichts Gutes!» Er habe die Protestler wie «ein Rattenfänger» in die Falle gelockt.
Ausserdem kursiert auf Telegram auch ein weitergeleiteter Post von einem weiteren Demo-Kritiker. «Bitte sagt die Demos im HB Zürich ab. Das bringt nichts und macht viele nur wütend», steht da. «Diese paar, die sich da impfen lassen, stören uns nicht.» Im Text wird dazu aufgerufen, die Fahnen und Glocken zu Hause zu lassen und stattdessen Flyer zur Abstimmung zu verteilen.
Immer wieder Knatsch zwischen Skeptikern
Es ist nicht das erste Mal, dass es zu Unstimmigkeiten unter den Skeptikern kommt. Erst kürzlich haben die Massnahmen-Gegner bei den Protesten in Zermatt ausgiebig über Nicolas Rimoldi gelästert. Darin bezeichnet ein Teilnehmer der Kundgebung den Co-Präsidenten der Bewegung «Mass-Voll» als «Hur**sohn».
Und auch in Telegram-Gruppen wird dem «Mass-Voll»-Oberhaupt immer mal wieder vorgeworfen, er wolle sich auf den Demonstrationen inszenieren und profilieren. «Mass-Voll» betont indes, die Bewegung stehe für einen friedlichen und sachlichen Diskurs.
Impfdorf noch bis Mittwoch offen
Seit Montagmorgen hat im Zürcher Hauptbahnhof das Impfdorf geöffnet. Noch bis Mittwoch können sich in den Containern Personen, die sich bislang nicht impfen lassen wollten oder konnten, die Spritze setzen lassen.
Dafür gibt es im Impfdorf auch Kaffee, Berliner oder sogar Raclette. Das Dorf ist Teil der nationalen Impfwoche. Mit dieser will der Bundesrat noch einmal so viele Leute wie möglich zur Corona-Impfung animieren. (man)