Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine steht einer der einflussreichsten Oligarchen der Ukraine im Visier der Strafverfolgungsbehörden. Wadim Nowinski war untergetaucht – und ist in Zürich wieder auf der Bildfläche erschienen.
Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, zelebriert er regelmässig Messen in einer russisch-orthodoxen Kirche. Seit Anfang April tauche Nowinski bei fast jeder Predigt am Altar auf, sei unter anderem bei den Osterfeiern als Protodiakon am Altar gestanden.
Dass Nowinski untertauchte, dürfte kein Zufall sein. Bis 2014 operierte der in Russland geborene Oligarch als Abgeordneter der prorussischen «Partei der Regionen» in Kiew. Er galt als Mann, der die Fäden im Hintergrund zog und dafür sorgte, dass die Abgeordneten der prorussischen Parteilinie folgte. Deswegen wurde er in den Medien unter anderem als «Peitsche des Kremls» oder «Putins Peitsche» bezeichnet.
Wo steht Nowinski wirklich?
Laut der «SonntagsZeitung» gründete Nowinski zudem diverse Offshore-Firmen im Ausland. So sollen ihm unter anderem mehrere Firmen auf den Britischen Jungferninseln gehören. Zudem war er unter anderem Mitbesitzer des Asow-Stahlwerks, welches durch den Krieg als Festung der letzten ukrainischen Verteidiger in der Stadt Mariupol bekannt wurde.
Öffentlich stellt sich Nowinski zwar auf die Seite der Ukrainer. Dennoch sass er unter anderem bis zu seinem Rücktritt im Sommer 2022 als Abgeordneter in der prorussischen Opposition. Die ukrainischen Behörden leiteten Ermittlungen ein, unter anderem wegen «Hilfe für den Aggressor-Staat». Laut «SonntagZeitung» führte der ukrainische Inlandsgeheimdienst am 10. April eine Durchsuchung bei Nowinskis Firmensitz durch. Drei Tage später seien Gelder des Oligarchen eingefroren worden.
Der Oligarch selbst war zu diesem Zeitpunkt schon lange abgetaucht. Videoausschnitte, die der «SonntagsZeitung» vorliegen, zeigen Nowinski bereits Anfang April bei Messen in Zürich.
Auch Kirill war schon in der Schweiz
Laut der Zeitung könnte der prorussische Oligarch bewusst die Schweiz als Rückzugsort gewählt haben. So pflegt die russisch-orthodoxe Kirche in der Schweiz eine enge Verbindung mit Russland, bis hin zum Kirchen-Oberhaupt. Der russische Kirchenfürst Patriarch Kirill I. (76) etwa hat eine lange Vergangenheit in der Schweiz, predigte unter anderem in Genf. Ausserdem soll er für den russischen Geheimdienst KGB hierzulande spioniert haben.
Kirill gilt als enger Verbündeter von Wladimir Putin (70). Seine Botschaften, stets auf Linie des Kremls, werden unter anderem auch bei den Messen in der Zürcher Kirche verlesen.
Pro-Putin-Oligarch Nowinski gibt gegenüber der «SonntagsZeitung» indes an, in sein Land zurückkehren zu wollen, «sobald die Umstände dafür gegeben sind». Was das genau bedeutet, sagte der Oligarch indes nicht. Zudem gab der Oligarch vor Ostern an, er sei lediglich «auf der Durchreise» – eine Aussage, die angesichts der zahlreichen Videos aus den Messen nachweislich falsch ist. (zis)