Cyberangriff auf Europas Luftverkehr: Die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol teilte am Donnerstag mit, dass sie Opfer eines Cyberangriffs von prorussischen Hackern wurde. Das berichtet das «Wall Street Journal».
Der Luftverkehr sei nicht gefährdet, aber der Angriff dauere an, so Eurocontrol. Die Befürchtung der Behörde, dass die Sicherheit der kritischen Infrastruktur Europas gefährdet sein könnte, wächst.
Eurocontrol verwaltet den grenzüberschreitenden Verkehr in den von den nationalen Luftverkehrsbehörden kontrollierten Lufträumen und ist massgeblich für die Sicherheit des Luftverkehrs in Europa zuständig.
Systeme der Flugsicherheit nicht betroffen
Wie eine Sprecherin der Europäischen Organisation für Flugsicherung mitteilte, begann der Angriff auf die Webseite der Agentur bereits am Mittwoch. «Der Angriff führt zu Unterbrechungen der Website und der Webverfügbarkeit», so die Sprecherin.
Nach Angaben eines hochrangigen Eurocontrol-Beamten hat die Flugsicherungsbehörde umgehend reagiert und sämtliche operativen Systeme abgeschottet. Da die Systeme, die für die Flugsicherheit verwendet werden, dem Beamten zufolge nicht mit externen Netzwerken verbunden sind, sei es den Hackern nicht möglich gewesen, direkt auf sie zuzugreifen.
Trotzdem habe die Attacke massive Auswirkungen auf Eurocontrol. So sei durch den Angriff die interne und externe Kommunikation derart beeinträchtigt worden, dass einige der Mitarbeiter vorübergehend kommerzielle Tools zur Kommunikation nutzen mussten.
«Es war eine schwere Cyberschlacht, und obwohl der Betrieb völlig sicher ist, war es schwierig, andere Dinge zu tun», sagte der Beamte.
«Wir werden allen Fluggesellschaften grosses Unbehagen bereiten»
Die russische Hackergruppe Killnet dürfte wohl für den Cyberangriff verantwortlich sein. Auf ihren Telegram-Kanal kündigten die Hacktivisten am Mittwochabend einen Angriff auf Eurocontrol an.
In dem Beitrag wurden Hacker dazu aufgerufen, sich an einem sogenannten Marathonangriff auf die Flugsicherungsbehörde zu beteiligen. «Ab heute findet ein Eurocontrol-Marathon statt, der 100 Stunden dauern wird», hiess es in dem Beitrag.
Wie die Zeitung weiter schreibt, deutet der Beitrag von Killnet darauf hin, dass es sich um einen sogenannten DDoS-Angriff (Distributed Denial of Service) (auf Deutsch: Verteilte Dienstverweigerung) handelte. In der Informationstechnik wird damit die Nichtverfügbarkeit eines Internetdienstes, der eigentlich verfügbar sein sollte, bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen vergleichsweise einfachen und häufigen Versuch von Cyberkriminellen, Server mit einer Flut von Anfragen zu überschwemmen.
Auf Telegram teilte Killnet auch einen Beitrag eines anderen Kanals, der offenbar von russischen Militärbloggern betrieben wird. Darin werden die Hacktivisten mit der Aussage zitiert, sie hätten Eurocontrol ins Visier genommen, weil das Unternehmen die Ukraine unterstütze. «Deshalb werden wir jetzt allen Fluggesellschaften in Europa grosses Unbehagen bereiten», hiess es in dem Beitrag.
Angst vor russischem Cyber-Krieg
Seit die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) in der Ukraine einmarschiert sind, wächst in Europa die Befürchtung, dass Russland Teile der europäischen Verkehrs-, Kommunikations- und Energieinfrastruktur angreifen könnte.
Tatsächlich ist es in Europa seit Beginn des Ukraine-Krieges bereits zu einer Reihe von Sabotageakten und Cyberangriffen gekommen. (dzc)