Dieses Kieslager macht Hans Inderkum (67) zu schaffen
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Knatsch um Staubverschmutzung:Dieses Kieslager macht Hans Inderkum (67) zu schaffen

Hans Inderkum (67) leidet in Amsteg UR unter Aufbereitungsanlage
«Uns bläst es Staub-Wolken ins Haus»

Weil auf dem benachbarten Gelände Steine zu Strassenbelag verarbeitet werden, sitzt der Urner Hans Inderkum (67) regelmässig in einer Staubwolke. Trotz Gesprächen mit dem Kanton und den Firmen passiert nichts – bis jetzt.
Publiziert: 29.04.2022 um 18:14 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2022 um 09:36 Uhr
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Hans Inderkum hat regelmässig Staub im Garten und im Haus.
Foto: STEFAN BOHRER
Sven Ziegler

Gegenüber seinem Hauses erheben sich majestätisch die Berge. In der Nähe fliesst der Verkehr der Autobahn A 2 Richtung Süden. Hans Inderkum (67) steht auf dem Balkon seines kleinen Hauses in Amsteg UR. Hier wohnt er seit 38 Jahren, zusammen mit seiner Frau, mitten in der Gewerbezone. Inderkum blickt zuerst auf die Berge – und dann auf den grossen, weitläufigen Platz direkt neben seinem Haus. Berge von Schutt und Kies werden hier gelagert und unter anderem zu Strassenbelag weiterverarbeitet. Soeben fährt ein Lastwagen vor, kippt neues Material auf den Berg. «Vier Jahre geht das nun schon so. Vier Jahre, in denen ich immer wieder mit den Folgen zu kämpfen habe», sagt Inderkum.

Denn bei der Weiterverarbeitung des Materials entsteht viel Staub. Diesen windet es bei Föhnlage direkt auf das Grundstück von Inderkum. «Der Staub ist überall – im Garten, an den Hauswänden, auf dem Balkon. Wir sind manchmal ganze Tage nur mit Putzen beschäftigt.» Nur im Winter sei es ruhig, «aber vor allem im Frühling und Sommer geht auf dem Areal dort die Post ab.» Inderkum betont, er störe sich nicht am Staub an sich, sondern an der Menge. «Mir ist bewusst, dass das zu solchen Arbeiten dazugehört. Aber uns bläst es teilweise halbe Staubwolken ins Haus.»

Trotz Gesprächen passiert wenig

Inderkum hat sich bereits mit den Baufirmen in Verbindung gesetzt. Das angrenzende Areal ist vom Bauriesen Implenia gemietet. Wegen seiner Erfahrung als Lastwagenchauffeur im Baugewerbe ist er überzeugt, dass die Staubimmissionen problemlos reduziert werden könnten. «Während die Steine gebrochen und verarbeitet werden, sollte das Material mit genügend Wasser benetzt werden. Dann staubt es auch nicht so sehr.» Implenia würde dies zwar machen – aber «nur halbherzig», ist Inderkum überzeugt.

Die Implenia sagt auf Anfrage, man bemühe sich, die Umweltemissionen möglichst tief zu halten. «Falls es bei einem Arbeitsvorgang trotzdem zu Staubbildung kommt, wird durch unsere Mitarbeitenden bewässert», so eine Sprecherin zu Blick. Implenia halte die Umweltauflagen auf dem Aufbereitungsplatz jederzeit ein. Inderkum ist das nicht genug: «Ich habe mich mehrmals beschwert, mit den Verantwortlichen das Gespräch gesucht – aber passiert ist nichts.»

Neue Massnahmen werden geprüft

Nun kommt allerdings Bewegung in die Sache. Das Amt für Umweltschutz des Kantons Uri hat im vergangenen Jahr Messungen durchgeführt. Dabei zeigt sich: Vor allem im April 2021 lagen die Staubwerte «sehr deutlich» über dem Jahresmittelgrenzwert von 200 Milligramm pro Quadratmeter pro Tag. Im Prüfbericht ist festgehalten, dass das Haus der Inderkums «vor allem während der warmen und trockenen Jahreszeit erhöhten Staubimmissionen» ausgesetzt sei.

Auf Nachfrage von Blick sagt Niklas Joos, Leiter des Amts für Umwelt, dass der Immissionswert auf das Jahr berechnet zwar eingehalten würde. Aber: «Speziell während trockener Perioden, wie sie im April 2021 auftraten, erachten wir die Staubbelastung als lästig und demnach als übermässig.»

Deshalb habe man die betroffenen Firmen aufgefordert, noch mehr auf das Thema Staubimmissionen zu achten. Zudem laufe aktuell ein neues Bewilligungsverfahren für die Nutzung des Areals. «In dessen Rahmen werden auch weitergehende Massnahmen geprüft, beispielsweise die Optimierung der Bewässerung oder die Einstellung des Betriebs bei starkem Föhn», sagt Niklas Joos.

Hans Inderkum freuts: «Vielleicht geht ja nun doch endlich was. Ich hoffe, dass die Behörden unser Problem nun tatsächlich ernst nehmen und eine Lösung finden.»

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