Sieben Katzen werden seit Anfang Jahr in Oberwil bei Zug vermisst. Fünf von ihnen verschwanden innerhalb der letzten fünf Wochen spurlos.
Eines der Büsis ist der 13-jährige Chilli. Seine Beseitzer, die Familie Weiss, ist verzweifelt. «Am Donnerstagabend, den 1. April, war er noch da. Am Freitag nicht mehr. Wir machten uns zuerst keine Gedanken. Doch als Chilli am Sonntag immer noch nicht zurück war, schalteten wir die Vermisstenanzeige auf», sagt die 25-jährige Lisa Weiss zu Blick. Sie ist mit dem Büsi gross geworden. «Chilli ist unser einziger Kater. Ich kenne ihn, seit er ein Baby war. Wir alle wollen ihn zurück!»
«Es ist ein riesiger Verlust für uns»
Bereits am 14. März verschwand die ebenfalls schwarze Katze Eli (7). Frauchen Edith S.* (56) glaubt nicht, dass sie überfahren worden ist. «Sie ging abends kurz fort und kam dann zurück, sie schlief immer auf der Terrasse. Wenn ihr ein Mensch etwas angetan hat, dann könnte ich das nicht verzeihen.»
S. glaubt nicht mehr an ein Wiedersehen mit ihrer geliebten Eli. «Es ist ein riesiger Verlust für uns, sie war so eine spezielle Katze», sagt sie. Dass auch mit ihrem zweiten Büsi etwas passieren könnte, bereite ihr grosse Sorgen. «Wir haben nun jeden Morgen Angst, dass es nicht mehr zurückkommt.»
Manuela B. sucht jeden Tag nach ihrer Katze
Seit einer Woche wird auch Sissy (13) vermisst. Das grau getigerte Weibchen sei vorletzten Dienstag «wie jede Nacht» raus und kehrte nicht mehr heim, sagt Manuela B.* (41). «Sie ist meine einzige Katze, und ich hänge sehr an ihr.» Seit dem Verschwinden suche die Besitzerin jeden Tag stundenlang nach ihrem Büsi. Bisher vergebens.
Neben Chilli, Eli und Sissy fehlt auch von Miou, Zamora, Holly und Moritz jede Spur. Die entsprechenden Anzeigen sind im Internet aufgeschaltet. Auffällig dabei ist: Die Mehrheit der Katzen ist schwarz oder hat dunkles Fell.
Keine Anhaltspunkte für Delikt
Die Polizei hat Kenntnis von den Fällen. Die Sprecherin der Zuger Polizei, Judith Aklin, sagt zu Blick: «Unser Mitarbeiter hat mit einigen Katzenbesitzern Kontakt aufgenommen. Die Gründe für das Verschwinden sind unklar.» Derzeit gebe es jedoch keine Anhaltspunkte für ein Delikt und somit auch keine polizeiliche Ermittlung. «Die Tierhalter wurden jedoch sensibilisiert und gebeten, die Augen offen zu halten.»
Das Frauchen von Eli, Edith S., hat neben einem Menschen auch den Fuchs im Verdacht. «Eine Nachbarin erzählte mir, sie habe einen Fuchs gesehen. Und ich habe eine zweite Katze, die hatte am 24. März einen Biss am Bein.» Judith Aklin bestätigt, dass «aufgrund von Sichtungen und Kotspuren» tatsächlich ein grösserer Fuchs regelmässig in Oberwil unterwegs sei. Auch ein Wolf sei letzte Woche auf dem Zugerberg gesichtet worden.
«Fuchs und Wolf kann man ausschliessen»
Doch haben die Wildtiere etwas mit dem Verschwinden der Büsis zu tun? «Fuchs und Wolf kann man mit ziemlicher Sicherheit ausschliessen», sagt Roman Keller Abteilungsleiter Jagd und Fischerei beim Amt für Wald und Wild zu Blick. «Nach aktuellem Wissensstand fressen und jagen Füchse keine gesunden Katzen. Es kann vorkommen, dass sie mal eine kranke oder alte Katze erwischen, dabei dürfte es sich aber um Ausnahmen handeln.»
Wölfe, die sich über längere Zeit in Siedlungsnähe aufhalten, könnten dagegen Katzen erbeuten. Allerdings: «Es gibt aber keine Hinweise dafür, dass sich ein Wolf über längere Zeit in dem Gebiet aufgehalten hat. Alle Hinweise von Wölfen im Kanton Zug deuten bisher auf sogenannte Durchzieher hin.»
Da es keine weiteren Hinweise für eine Wolfspräsenz gegeben habe, sei es «noch unwahrscheinlicher, dass die Katzen von einem Wolf gefressen wurden», sagt Keller.
* Namen bekannt