Es ist weder für das Auge noch für die Nase erkennbar – und doch gefährlich. Das radioaktive Edelgas Radon dringt durch die Erdoberfläche in schlecht isolierte Gebäude ein und kann über einen längeren Zeitraum eingeatmet Lungenkrebs verursachen.
In einer Primarschule in Hitzkirch LU wurde nun eine Radonkonzentration von 378 Becquerel pro Kubikmeter gemessen, die den Referenzwert von 300 Bq/m3 leicht überschreitet. Die Schule wird deswegen auch nicht geräumt. Der Unterricht in dem betroffenen Klassenzimmer geht weiter. Es wird aber regelmässig gelüftet.
Einige Eltern der betroffenen Schulkinder sind besorgt «Ich habe wirklich Angst um mein Kind», sagt ein Vater zu Blick. «Wenn der Wert erhöht ist, müssten die Schülerinnen und Schüler aus dem Zimmer raus», findet er. Mit der Meinung ist er nicht alleine. «Am Dienstag habe ich mich mit einem anderen Vater ausgetauscht. Er schickt sein Kind vorerst nicht mehr in die Schule.»
Es besteht keine unmittelbare Gefahr
Doch die Sorge der Eltern ist völlig unberechtigt. «Im Messbereich 300 bis 1000 Bq/m3 reicht als Massnahme regelmässiges Lüften», sagt der Schulrektor Urs Keller zu Blick. Erst ab dem Schwellenwert 1000 Bq/m3 müssten bauliche Veränderungen vorgenommen werden. «Das Lüften und damit das jetzige Vorgehen ist mit der Abteilung für Bau, Umwelt und Wirtschaft des Gemeinderates abgesprochen», so Keller weiter.
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bestätigt, dass keine Gefahr für die Kinder bestehe. Die Schüler nicht mehr in dem Zimmer zu unterrichten, sei nicht notwendig, da «von diesem Raum keine unmittelbare Gefahr ausgeht», sagt BAG-Sprecher Daniel Dauwalder zu Blick. «Aber es sollten sicher Massnahmen getroffen werden, um die Radonkonzentration im Klassenzimmer zu senken.» Generell sei es wichtig, die Radonbelastung so tief wie möglich zu halten.
Schule will Lüftungsanlage einbauen
Seitdem der Bund im Jahr 2017 den Schwellenwert für Radon von 1000 auf 300 Bq/m3 herabgesetzt hat, müssen an Schulen und Kindergärten regelmässig Radon-Messungen durchgeführt werden. Seither sind entsprechende Radon-Fälle in mehreren öffentlichen Einrichtungen bekannt geworden. Im Juni dieses Jahres wurde sogar an knapp 70 Schulen und Kindergärten in Graubünden eine zu hohe Belastung mit dem radioaktiven Gas gemessen.
Ab dem Referenzwert von 300 Bq/m3 sind Massnahmen zu planen oder einzuleiten. In Hitzkirch seien bereits Sanierungsabklärungen im Gange, versichert Schulrektor Urs Keller. Eventuell müssen die Gebäudeteile, die den Erdboden berühren, abgedichtet werden. «Wir hoffen, mit dem Einbau der Lüftungsanlage das Problem nachhaltig zu lösen.» (hei)