Radon-Alarm in Schulhäusern
Lüften reicht meistens als Sofortmassnahme!

Seit der Bund den Referenzwert gesenkt hat, haben viel mehr Gebäude übermässige Radon-Belastungen.
Publiziert: 14.08.2018 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:52 Uhr
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Mit diesen kleinen schwarzen Geräten wird der Radon-Gehalt in der Luft gemessen.
Foto: Peter Gerber
Christian Maurer

In vielen Kantonen werden derzeit kleine schwarze Schnüffelgeräte in Schulhäusern und Kindergärten verteilt, sogenannte Dosimeter, welche die Konzentration des radioaktiven Radons messen, einem Zerfallsprodukt von Uran. Grund dafür ist, dass der Bund den früheren Grenzwert von 1000 Becquerel pro Kubikmeter Luft auf einen Referenzwert von 300 Becquerel reduziert hat. Damit fallen viel mehr Gebäude als bisher in den kritischen Bereich.

«Rund 12 Prozent der bisher gemessenen Gebäude überschreiten den neuen Wert», sagt Fabio Barazza vom Bundesamt für Gesundheit BAG. Beim Grenzwert 1000 Becquerel lagen erst drei Prozent. Wird mehr als der Referenzwert gemessen, muss bei den betroffenen Schulhäusern innert drei Jahren eine Sanierung angeordnet werden. Das heisst: Lüftungen einbauen und Böden abdichten. Meist halten sich die Kosten mit ein paar Tausend Franken im Rahmen.

«Das Problem ist in den Griff zu kriegen», sagt BAG-Spezialist Barazza. Denn Radon ist ein leicht flüchtiges Gas. Es entsteht beim Zerfall von Uran, das natürlich im Boden vorkommt. Die Schweiz ist dem allerdings besonders stark ausgesetzt: Wegen des uranhaltigen Granits in den Alpen und dem extrem durchlässigen Karstboden im Jura.

Radon bleibt hartnäckig

Vollständig wegbringen kann man Radon nicht, es entsteht ständig neu. In die Häuser kommt es nicht mit dem Baumaterial, wie das etwa bei den ebenfalls gesundheitsschädigenden Asbest und Naphtalin der Fall ist. Radon dringt durch den Boden ins Haus: «Je durchlässiger der Boden, etwa in einem Naturkeller, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Radon aus dem Boden kommt.»

In Extremfällen, so Barazza, wurden schon Radonkonzentrationen von 10’000 und mehr Becquerel gemessen. Das ist allerdings selten. Private Hausbesitzer sind für die Einhaltung des Referenzwerts verantwortlich: «Als Sofortmassnahme reicht es, gründlich zu lüften. Langfristig müssen aber bauliche Massnahmen getroffen werden», sagt Barazza. Er erklärt: «Zum Problem wird Radon nur hochkonzentriert in geschlossenen Räumen, verdünnt in der Aussenluft ist die Konzentration immer unbedenklich.»

Radon gilt als Ursache für zehn Prozent der Lungenkrebsfälle in der Schweiz. Der neue Referenzwert gilt europaweit. Gesenkt wurde er aufgrund neuer Studien.

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