Höchste Sterberate bei Krebs
«Lungenkrebs wird meist zu spät erkannt»

Lungenkrebs ist mit 3200 Toten pro Jahr in der Schweiz eine der gefährlichsten Krebsarten. Das liegt vor allem daran, dass sie in vielen Fällen zu spät entdeckt wird. Früh erkannt, stehen die Chancen gut, dass man geheilt werden kann.
Publiziert: 28.08.2020 um 15:54 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2020 um 16:33 Uhr
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Rauchen ist die Hauptursache für Lungenkrebs.
Foto: imago images
Moritz Lüchinger

In der Schweiz erkranken jährlich 41'700 Menschen an Krebs. Davon sind laut der Stiftung für Lungendiagnostik 4400 von Lungenkrebs betroffen. 21,4 Prozent der an Krebs erkrankten Männer sterben daran – damit ist Lungenkrebs Nummer eins bei den krebsbedingten Todesfällen. Bei den Frauen steht er nach Brustkrebs mit 15,9 Prozent an zweiter Stelle.

«Lungenkrebs ist der gefährlichste Krebs mit der höchsten Zahl an Toten», erklärt der Lungenspezialist Karl Klingler. «Gerade einmal 15 Prozent der Erkrankten können geheilt werden.»

Keine Schmerzen in der Lunge

Weiter erklärt der Arzt: «Das Problem beim Lungenkrebs ist, dass man ihn oft zu spät entdeckt.» Das liegt vor allem daran, dass eine kranke Lunge keine Schmerzen verursacht. «Man spürt nicht, dass da ein Krebs heranwächst» so der Spezialist. «Wenn Beschwerden auftreten, ist der Krebs schon in einem so weit fortgeschrittenen Stadium, dass man meistens nicht mehr viel machen kann.»

Betroffene merken so über Jahre nicht, dass in ihrer Lunge ein Krebs heranwächst. Mit der Folge, dass der Krebs beim Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen gebildet hat.

Hohe Heilungschancen, wenn früh erkannt

Nicht nur die wenigen Symptome machen den Lungenkrebs so tückisch. «Der Krebs wächst schnell und macht früh Ableger», so Klingler. «Aber wenn er früh genug entdeckt wird, stehen die Heilungschancen bei über 90 Prozent.»

«In einem frühen Stadium, wenn der Krebs lokal und noch klein ist, kann ihn der Chirurg entfernen, und in der Regel ist man geheilt.» Sobald in einem späteren Stadium Metastasen auftreten, kann man zwar mit Strahlentherapie oder Chemo den Krankheitsverlauf verlangsamen, eine Heilung ist dann aber kaum mehr möglich.

«85 bis 90 Prozent auf Rauchen zurückzuführen»

«Der überragende Risikofaktor für Lungenkrebs ist das Rauchen», erklärt Karl Klingler, «bei etwa 90 Prozent der Männer und 85 Prozent der Frauen ist ein Lungenkrebs auf das Inhalieren von Tabakrauch zurückzuführen.»

Aber auch andere Risikofaktoren können Krebs in der Lunge begünstigen. Neben dem Rauchen ist auch Passivrauchen ein nicht zu unterschätzender Faktor. Ein erhöhtes Risiko besteht auch, wenn jemand Dieselemissionen, Asbest oder Radon ausgesetzt ist oder jemand in der nahen Verwandtschaft bereits Lungenkrebs hatte.

Radon ist laut Bundesamt für Gesundheit nach dem Rauchen die verbreitetste Ursache für Lungenkrebs. Dabei handelt es sich um ein natürliches radioaktives Edelgas, das natürlicherweise im Boden vorkommt. In geringen Konzentrationen ist es unbedenklich. In Innenräumen allerdings kann es eine so hohe Konzentration erreichen, dass es für die Gesundheit zur Gefahr wird. Oft gelangt es durch den Keller in die Wohnungen.

«Meistens ein Zufallsbefund»

Klingler setzt sich gemeinsam mit der Stiftung für Lungendiagnostik dafür ein, dass sich Menschen, die solchen Risiken ausgesetzt sind, auch ohne Symptome auf Lungenkrebs untersuchen lassen. Die Stiftung betreibt das Nationale Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs – das erste und bislang einzige Programm dieser Art in der Schweiz. «Heute ist ein Lungenkrebs im Frühstadium in den meisten Fällen ein Zufallsbefund» so der Experte.

Wer sollte sich testen lassen?

Menschen die 50 Jahre oder älter sind, und 20 oder mehr Packungsjahre (z.B. 20 Jahre jeden Tag ein Paket oder 10 Jahre jeden Tag zwei Pakete geraucht usw.) rauchen oder geraucht haben.

Ex-Raucher die vor weniger als 15 Jahren aufgehört haben zu rauchen.

Wer Lungenkrebs hatte, der als geheilt gilt. Das Alter spielt in diesem Fall keine Rolle.

Wer 50-jährig oder älter ist und Krebs im Nasen- oder Rachenraum hat oder hatte.

Wer 50-jährig oder älter ist, und Krebserregenden Substanzen ausgesetzt ist oder war, wie zum Beispiel regelmässig täglich mehrere Stunden Passivrauch, Asbest, Radon, Dieselrusspartikeln oder Dieseldämpfen? (Zulassung zur Lungenkrebsfrüherkennung in diesen Fällen nur nach besonderer, individueller, vorgängiger Abklärung.)

Wer 50-jährig oder älter ist, und zwei oder mehr Verwandte ersten Grades hat oder hatte. (Eltern, Kinder oder Geschwister), die an Lungenkrebs erkrankt sind.

Wer eines oder mehrere dieser Kriterien erfüllt gehört der Risikogruppe an und sollte sich untersuchen lassen.

Menschen die 50 Jahre oder älter sind, und 20 oder mehr Packungsjahre (z.B. 20 Jahre jeden Tag ein Paket oder 10 Jahre jeden Tag zwei Pakete geraucht usw.) rauchen oder geraucht haben.

Ex-Raucher die vor weniger als 15 Jahren aufgehört haben zu rauchen.

Wer Lungenkrebs hatte, der als geheilt gilt. Das Alter spielt in diesem Fall keine Rolle.

Wer 50-jährig oder älter ist und Krebs im Nasen- oder Rachenraum hat oder hatte.

Wer 50-jährig oder älter ist, und Krebserregenden Substanzen ausgesetzt ist oder war, wie zum Beispiel regelmässig täglich mehrere Stunden Passivrauch, Asbest, Radon, Dieselrusspartikeln oder Dieseldämpfen? (Zulassung zur Lungenkrebsfrüherkennung in diesen Fällen nur nach besonderer, individueller, vorgängiger Abklärung.)

Wer 50-jährig oder älter ist, und zwei oder mehr Verwandte ersten Grades hat oder hatte. (Eltern, Kinder oder Geschwister), die an Lungenkrebs erkrankt sind.

Wer eines oder mehrere dieser Kriterien erfüllt gehört der Risikogruppe an und sollte sich untersuchen lassen.

Untersuchungszentren der Stiftung für Lungendiagnostik existieren zur Zeit in Zürich und in Bern. «Leider gibt es keine Blutuntersuchung, die uns mit Sicherheit sagen kann, ob ein Lungenkrebs vorliegt» sagt Klingler. «Wir schauen uns deswegen die Lunge mittels Computertomografie an.» Die Untersuchung, die von der Krankenkasse nicht übernommen wird, kostet 179 Franken – das etwas mehr als fünf Prozent davon, was Raucher in der Schweiz durchschnittlich pro Jahr für Tabak ausgeben.

«Investition lohnt sich»

«Auf etwas weniger als 300 Untersuchungen finden wir tatsächlich einen Lungenkrebs – und der ist meist in einem so frühen Stadium, dass er in der Regel geheilt werden kann», sagt Jürg Hurter, Präsident der Stiftung für Lungendiagnostik. Zum Vergleich: Bei einer Darmspiegelung wird Darmkrebs bei einer 816 untersuchten Personen gefunden.

Das sei nicht der einzige Nutzen, so Hurter: «Mit dieser Computertomografie wird der gesamte Thorax erfasst. Das gibt oft hilfreiche Hinweise auf Befunde ausserhalb der Lunge, auf Herzkranzgefässverkalkungen zum Beispiel.» Zudem sei die Entscheidung, sich untersuchen zu lassen, oft auch ein wichtiger Schritt, seine Lebensführung ganz grundsätzlich gesünder zu gestalten.

So gelingt der Rauchstopp

Einen Rauchstopp sollten Sie gut vorbereiten. In der Schweiz möchten 48 Prozent der Raucher gerne von der Zigarette loskommen. Durchschnittlich wird ein Raucher drei bis sechs Mal rückfällig, bevor der Rauchstopp gelingt. Die Erfolgschancen sind ohne Hilfe eher gering. Eine kompetente Raucherberatung und die ärztliche Begleitung mit Medikation erhöhen die Erfolgschancen massiv. Besprechen Sie das Vorgehen gemeinsam mit dem Hausarzt. Ein Rauchstopp lohnt sich immer – das zeigen Zahlen der Schweizerischen Krebsliga:

  • 20 Minuten nach der letzten Zigarette sinkt der erhöhte Herzschlag.
  • 12 Stunden später erreicht das Kohlenmonoxid (Indikator für die Sauerstoffsättigung im Blut) ein normales Niveau.
  • 2 Wochen bis 3 Monate nach dem Rauchstopp beginnt das Herzinfarktrisiko zu sinken, die Lungenfunktionen erholen sich. Die Lunge beginnt mit der Selbstreinigung. Die Flimmerhärchen der Bronchien erholen sich langsam.
  • 1 bis 9 Monate nach dem Stopp nehmen Raucherhusten und Atemnot ab.
  • 1 Jahr nach dem Rauchstopp hat sich das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Krankheit zu erleiden, halbiert.
  • Nach 5 bis 15 Jahren ist das Risiko für einen Hirnschlag auf das Niveau von Personen, die nie geraucht haben, gesunken.
  • Nach 10 Jahren ist das Risiko für einen Tod durch Lungenkrebs nur noch halb so hoch wie bei einem Raucher. Das Risiko für Krebs von Mund, Rachen, Speiseröhre, Blase, Niere und Bauchspeicheldrüse ist signifikant vermindert.
  • Nach 15 Jahren ist das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Krankheit zu erleiden, gleich hoch wie bei Personen, die nie geraucht haben 

Einen Rauchstopp sollten Sie gut vorbereiten. In der Schweiz möchten 48 Prozent der Raucher gerne von der Zigarette loskommen. Durchschnittlich wird ein Raucher drei bis sechs Mal rückfällig, bevor der Rauchstopp gelingt. Die Erfolgschancen sind ohne Hilfe eher gering. Eine kompetente Raucherberatung und die ärztliche Begleitung mit Medikation erhöhen die Erfolgschancen massiv. Besprechen Sie das Vorgehen gemeinsam mit dem Hausarzt. Ein Rauchstopp lohnt sich immer – das zeigen Zahlen der Schweizerischen Krebsliga:

  • 20 Minuten nach der letzten Zigarette sinkt der erhöhte Herzschlag.
  • 12 Stunden später erreicht das Kohlenmonoxid (Indikator für die Sauerstoffsättigung im Blut) ein normales Niveau.
  • 2 Wochen bis 3 Monate nach dem Rauchstopp beginnt das Herzinfarktrisiko zu sinken, die Lungenfunktionen erholen sich. Die Lunge beginnt mit der Selbstreinigung. Die Flimmerhärchen der Bronchien erholen sich langsam.
  • 1 bis 9 Monate nach dem Stopp nehmen Raucherhusten und Atemnot ab.
  • 1 Jahr nach dem Rauchstopp hat sich das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Krankheit zu erleiden, halbiert.
  • Nach 5 bis 15 Jahren ist das Risiko für einen Hirnschlag auf das Niveau von Personen, die nie geraucht haben, gesunken.
  • Nach 10 Jahren ist das Risiko für einen Tod durch Lungenkrebs nur noch halb so hoch wie bei einem Raucher. Das Risiko für Krebs von Mund, Rachen, Speiseröhre, Blase, Niere und Bauchspeicheldrüse ist signifikant vermindert.
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Neue Methoden im Kampf gegen den Krebs

Nach wie vor ist Krebs eine Schock-Diagnose. Doch die moderne Medizin kann immer weiter Erfolge im Kampf gegen bösartige Tumore verbuchen. Mit modernsten Behandlungen wird den Zellwucherungen an den Kragen gegangen.

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Krebs ist kein Todesurteil mehr

Ist Krebs heilbar? Die Hoffnung keimt bei jedem medizinischen Durchbruch. Die Chancen, den Kampf gegen den Krebs zu gewinnen, steigt weltweit, wie eine neue internationale Studie zeigt. Der Schweizer Krebsforscher Thomas Cerny ist optimistisch, warnt aber auch vor übertriebenen Hoffnungen.

Krebs-Zehlen
Getty Images/Science Photo Library RM

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