Wässriger Schnupfen, Stechen in Nase und Hals, Augenbrennen, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Unwohlsein sind typische Symptome, die auf eine Erkältung hinweisen können. Wer aber in einer Neubauwohnung oder in einem frisch renovierten Haus lebt, sollte bei diesen Symptomen auch an Wohngifte wie Formaldehyd und Lösemittel denken.
Das farblose Gas Formaldehyd ist ein beliebter Grundstoff in der chemischen Industrie. Es wird in grossen Mengen für Kunstharze in Spanplatten, Holzwerkstoffplatten und Möbeln verwendet, aber auch als Konservierungsmittel in Farben, Lacken, und Verputzen.
Reizstoffe aus Baustoffen und Einrichtungsgegenständen
Um Gesundheitsschäden zu vermeiden, empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit BAG, dass die Formaldehyd-Konzentration in Wohn- und Aufenthaltsräumen 125 Mikrogramm pro Kubikmeter Raumluft nicht übersteigen soll.
Lösemittel stammen vor allem aus Farben, Lacken, Klebstoffen und Dichtungsmassen. Sie können die Raumluft stark belasten. Mit entsprechenden Massnahmen bei den Quellen und ausreichender Lüftung der Innenräume kann die Konzentration tief gehalten werden. «Beim Bauen, Renovieren und Einrichten sollte man auf emissionsarme Konstruktionen und Produkte setzen. Manchmal kann man Emissionen ganz eliminieren – etwa wenn man etwas mechanisch befestigt statt verklebt», erklärt Roger Waeber, Leiter der Fachstelle Wohngifte beim Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Schadstoffarme Produkte sind im Handel anhand von Gütezeichen erkennbar. Wer erst nach einem Kauf feststellt, dass es sich bei einer Neuanschaffung um einen Einrichtungsgegenstand handelt, der die Raumluft belastet, kann diesen eine Weile auf dem Balkon oder im Keller auslüften.
In neuen und frisch sanierten Wohnungen sollte man während der ersten Tage und Wochen häufiger mit Durchzug lüften, um restliche Lösemittelbelastungen loszuwerden. Bei hohen Formaldehyd-Belastungen bleibt meist nichts anderes übrig, als die Quelle zu entfernen.
Ungesunde Belastung durch Feinstaub im Innenraum
«Eine starke Grundbelastung durch Schadstoffe in Gebäuden stellt sich durch verschmutzte Aussenluft ein – beispielsweise durch Feinstaub und Stickoxide, insbesondere in Städten und an stark befahrenen Strassen», erklärt Waeber BLICK.
Durch Lüften gelangt Feinstaub zwangsläufig in Innenräume. Auf das notwendige Lüften sollte man trotzdem nicht verzichten. Dafür aber auf weitere Feinstaubquellen wie schädlichen Tabakrauch oder das häufige Abbrennen von Räucherstäbchen in Wohnräumen.
Generell haben Bewohner laut Waeber viel Einfluss auf die Schadstoffreduktion in Häusern und Wohnungen. «Gefährlichen Feinstaub aus Tabakrauch, Räucherstäbchen oder russende Kerzen können wir rasch selber eliminieren. Regelmässige Kontrollen und richtiges Anfeuern von Cheminées und Öfen reduziert die Schadstoffbelastung in Wohnräumen ebenfalls.
Reinigen, aber richtig
Ein weiterer Faktor für möglichst schadstoffarme Raumluft ist die regelmässige und richtige Reinigung der Wohnräume. Das haben Bewohner selber in der Hand. «Grundsätzlich sollte man im Haushalt umwelt- und gesundheitsschonenden Produkte verwendet werden. Ausserdem sind Pumpsprays solchen mit Treibgas vorzuziehen», erklärt Waeber dazu.
Auch eine regelmässige Staubreinigung ist wichtig. Denn im Hausstaub sammeln sich zahlreiche chemische und biologische Schadstoffe an. «Idealerweise wischt man Einrichtungsgegenstände regelmässig mit einem feuchten Mikrofasertuch ab.» Weil beim Wischen und Saugen immer auch Staub aufgewirbelt wird, sollte man danach die Wohnung mit Durchzug lüften.
Biologischer Schadstoff Schimmel
Schimmelbefall in Wohnungen und Häusern kommt häufig vor und kann die Gesundheit beeinträchtigen. Daher sollte Schimmel rasch möglichst beseitigt werden. Schimmel wächst nur dort, wo es zu feucht ist. Wichtig ist darum, dass immer auch die Ursache geklärt und behoben wird. Schimmelbefall kann beispielsweise durch das Eindringen von Wasser, zu kühle Wände, fehlende Ventilatoren im Bad oder ungenügendes Lüften entstehen. Im Zweifelsfall sollte man für die Abklärung einen Fachmann beiziehen.
Radioaktives Edelgas Radon in Innenräumen
Uran findet sich überall im Untergrund. Durch den natürlichen Zerfall von Uran entsteht Radon, das in der Atemluft schwebt und eingeatmet wird. Radon kann zu langlebigen, radioaktiv strahlenden Elementen zerfallen. Das kann unbemerkt zu Ablagerungen auf dem Lungengewebe und so zu Lungenkrebs führen.
Besonders im Keller oder Erdgeschoss kann sich schädliches Radongas durch kleinste Ritzen und Hohlräume unbemerkt ausbreiten, wenn Gebäude auf besonders durchlässigem Untergrund gebaut wurden. «Mit relativ einfachen baulichen Massnahmen, kann dieses Problem aber auch bei bestehenden Gebäuden behoben werden», erklärt Roger Waeber. Verschiedenen Kantone bieten Radonmessungen kostenlos an. Die Radonkarte Schweiz, welche auf der Website des BAG aufgeschaltet ist, zeigt auf, wo die Wahrscheinlichkeit für eine hohe Radonkonzentration in Gebäuden am grössten ist.
Vorsicht vor Asbest bei Altbauten
Noch immer finden sich insbesondere in älteren Häusern gesundheitsgefährdendes Asbest, beispielsweise durch die Verwendung von asbesthaltigem Fliesenkleber. Bis in die 1970er-Jahre wurden asbesthaltige Bauprodukte sehr häufig verwendet. Solange keine Manipulationen stattfinden, ist Asbest kaum ein Problem. Es kann aber problematisch werden bei Umbauten von Gebäuden sowie bei Bad- und Küchenrenovationen. Gesundheitsgefährdende Asbestfasern können bei Umbauarbeiten freigesetzt und eingeatmet werden und unter Umständen noch nach Jahrzehnten schwerste Gesundheitsschäden mit sich bringen.
Waeber vom BAG rät daher, vor Renovationen bei älteren Gebäuden eine Analyse durch einen Fachmann vornehmen zu lassen. Auch wer sich mit dem Gedanken trägt, ein älteres Haus oder eine Wohnung zu kaufen und umzubauen, dem empfiehlt Waeber vor dem Kauf eine Schadstoffanalyse durch einen Fachmann. Das schont einerseits die Gesundheit, und es lassen sich ungeplante Kosten und Ärger vermeiden, falls während dem Umbau Asbest nachgewiesen wird und gesetzlich vorgeschriebene Massnahmen getätigt werden müssen. Roger Waeber: «Wird Asbest vor dem Kauf festgestellt, kann ein tieferer Kaufpreis verhandelt werden. Damit hat sich die Analyse gleich in mehrerer Hinsicht gelohnt.»