Der Garten oder das Wohnzimmer ist in sanften Farben dekoriert. Freunde sowie die Familie sind versammelt. Im Mittelpunkt steht die werdende Mutter mit ihrem Babybauch. Alle sind gespannt: Wird es ein Bub oder ein Mädchen?
Sogenannte Gender-Reveal-Partys, bei denen das Geschlecht des Babys mit einem grossen Knall enthüllt wird, sind in der Schweiz immer beliebter. Manche Eltern wählen zur Enthüllung einen Luftballon, der mit rosa oder blauen Konfetti gefüllt ist und dann zerplatzt – andere lassen eine Rauchkanone explodieren.
Die Eventagentur CH-Planner aus Genf organisiert in der Schweiz durchschnittlich zwei Gender-Reveal-Partys pro Monat. Laut Mitbegründerin Célia Kessiri sind die Partys seit diesem Frühling am Boomen. «Bei den Eltern ist die Variante mit dem mit Konfetti gefüllten Ballon am beliebtesten», sagt sie zu Blick.
Der Trend kommt aus den USA
Die Schweizer Influencerin Sara Leutenegger öffnete an ihrer Party eine Box, aus der blaue Heliumballons ploppten und ihren kleinen Lio ankündigten. Die ehemalige Fitness-Bloggerin Anja Zeidler posierte vor einer Blumenwand, während ihre Mutter und Schwiegermutter eine goldene Rauchkanone zündeten.
Der Trend, aus dem Geschlecht des Babys eine derart grosse Sache zu machen, kommt aus den USA. Die erste Gender-Reveal-Party hat Jenna Karvunidis bereits 2008 geschmissen – obwohl ihr damals nicht bewusst war, was sie damit ins Rollen bringt.
Sie veranstaltete eine Party, bei der sie einen mit rosa Zuckerguss gefüllten Kuchen schnitt und das Geschlecht ihres Babys enthüllte. Sie schrieb in ihrem Blog darüber, und ihr Beitrag ging viral. In den Jahren darauf entwickelten sich die Gender-Reveal-Partys in den USA zu einem Trend.
Baby-Party löste ein Lauffeuer aus
Was mit einem harmlosen Kuchen begann, führte zu immer extravaganteren Enthüllungen. Im Bundesstaat Arizona löste eine solche Baby-Party vor drei Jahren ein Lauffeuer aus, weil der Feuerwerkskörper in Flammen aufging. In New Hampshire gab es wegen einer Gender-Reveal-Party eine Erdbebenwarnung, weil die Familie einen Sprengstoff zündete.
Karvunidis sagte gegenüber «The Guardian»: «Als ich zum ersten Mal sah, dass eine Gender-Reveal-Party einen Waldbrand verursacht hatte, weinte ich, weil ich mich verantwortlich fühlte.» Inzwischen finde sie den Wirbel um das Geschlecht auch aus einem weiteren Grund nicht mehr so toll.
Die Partys würden für eine Besessenheit vom Geschlecht sorgen, die in vielerlei Hinsicht einschränkend werden könne, sagte sie gegenüber der Zeitung. «Das Problem ist, dass diese Partys einen Aspekt einer Person überbetonen.»