Stefan Andres (39) zeigt auf die Posthaltestelle Dorf in Gamsen VS, einem Ortsteil der Stadtgemeinde Brig-Glis. «Das ist doch keine Haltestelle, an der man seine Kinder unbeaufsichtigt in den Bus steigen lassen will», sagt er zu Blick. Pascal Zenklusen (42) pflichtet ihm bei. Auch er sieht es gar nicht gern, wenn sein Nachwuchs an einer der drei der Haltestellen in den Bus steigt, um zur Schule zu fahren. Seit mehreren Monaten liegen die beiden Väter deshalb mit der Stadtgemeinde im Clinch. «Wir haben an jedem Schultag Angst», poltert Andres.
Die Sorge um die Sicherheit der Kinder hat mehrere Gründe. Die alte Landstrasse durch Gamsen ist schmal, es fehlen Trottoirs. Auf einer Strassenseite ist lediglich mit gelber Farbe ein Streifen für Fussgänger markiert. «Es gibt aber keinen Randstein», sagt Andres, und weiter: «Müssen zwei Fahrzeuge kreuzen, weicht schnell einmal eines auf den Fussgängerweg aus, weil man eben nicht auf ein Trottoir hochfahren muss.» Um zu den Bushaltestellen zu kommen, müssten die Schulkinder des Dorfs aber den schmalen Fussgängerweg nutzen. «Die Autos fahren nur wenige Zentimeter neben den Kindern vorbei», sagt Zenklusen. Und die Autos sind relativ flott unterwegs. Auf der alten Landstrasse gilt Tempo 50.
Keine Haltebuchten und Tempo 50
An den Haltestellen ist es nicht besser. Haltebuchten gibt es keine. «Der Bus hält neben den Kindergruppen», sagt Stefan Andres. Pascal Zenklusen ergänzt: «Ein Schubser zur falschen Zeit, ein Kind stolpert, und schon kann es ein Unglück geben.»
«50 km/h sind hier einfach zu schnell», sagt Stefan Andres. Denn jedes Schulkind, vom ersten Kindergarten an, müsse mit dem Bus zur Schule fahren. «Ich habe fünf schulpflichtige Kinder», erklärt er sein Engagement. Pascal Zenklusen hat zwei Kinder, die den Bus zur Schule nehmen müssen.
30er-Zone gefordert
Seit Monaten kämpfen die beiden darum, dass sich die Situation an der Strasse in Gamsen verbessert. «Es braucht eine Reduktion auf Tempo 30», sagt Andres. Das würde nicht alle Probleme lösen, aber schon mal für deutlich mehr Sicherheit sorgen, sie die Familienväter überzeugt.
Doch bei der Stadtgemeinde Brig-Glis stossen sie bislang auf taube Ohren. Das ärgert Andres und Zenklusen. Ihre Kritik richtete sich vor allem gegen den zuständigen Stadtrat und SVP-Nationalrat Michael Graber. «Er scheint sich gar nicht bewusst zu sein, wie gefährlich es hier für die Kinder ist», sagt Andres.
Tatsächlich hat Graber wenig Sympathie für die Forderung nach einer 30er-Zone in Gamsen. Auf Anfrage von Blick sagt er: «Bis zur Haltestelle stehen die Kinder in der Verantwortung der Eltern. Diese können sie nicht auf die Gemeinde abwälzen, mit Wünschen nach einer 30er-Zone oder dergleichen.» Graber beabsichtigt denn auch nicht, neue Tempo-30-Zonen einzuführen. «Ein Wartehaus an den Posthaltestellen ist meines Erachtens aber nötig und muss durch die Gemeinde so rasch wie möglich realisiert werden.»
Mehr Geschwindigkeitskontrollen
Eine Antwort, die Stefan Andres und Pascal Zenklusen nicht befriedigt. Sie haben sich an die kantonalen Behörden gewandt. Doch die sind nicht zuständig. Christian Varone, Kommandant der Walliser Kantonspolizei, erklärt: «Leider fällt die Herabsetzung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 nicht in unsere Zuständigkeit, sondern in die der Gemeinde.» Der oberste Walliser Polizist sagt aber: «Ich habe angeordnet, dass in dem betreffenden Sektor insbesondere während des kommenden Schuljahrs verstärkt Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden.»
Damit sind die beiden Väter aber nicht zufrieden. «Es gibt keinen Grund, nicht auf Tempo 30 zu reduzieren», so Pascal Zenklusen. Deshalb wollen die beiden Väter weiterkämpfen. «Es geht um nichts weniger als um die Sicherheit unserer Kinder», sagt Stefan Andres.