Es ist ein schrecklicher Unfall, der letzten Samstag in Hunzenschwil AG passiert. Ein Auto erfasst kurz nach 13.30 Uhr ein Mädchen, das mit seinem Kickboard auf einem Fussgängerstreifen die Hauptstrasse überqueren will. Die Zehnjährige wird weggeschleudert und so schwer verletzt, dass sie am nächsten Tag im Spital verstirbt.
Rasch wird Kritik von Eltern im Dorf laut, dass an der Unfallstelle die Gemeinde und der Kanton die Verkehrssicherheit längst hätten verbessern müssen – am Montag fand sogar eine Demonstration statt. Es wurden Ampeln oder andere Massnahmen gefordert.
Todesfahrer erklärt sich
Die Wut der Demonstranten richtet sich aber auch gegen den Unfallfahrer, einen 72-jährigen Senior. Jetzt zeigen Recherchen von Blick: Der Mann fuhr einen weissen BMW und wohnt in der Region.
«Ja, mir ist das passiert», sagt Ivo T.* in seinem Zuhause zu Blick. «Es ist furchtbar.» Er habe mit dem Auto zum Einkaufen in den Lidl fahren wollen. «Ich fuhr ganz normal auf der Hauptstrasse und habe dort niemanden gesehen. Dann hat es plötzlich geknallt. Ich hatte keine Chance, zu bremsen.»
Er habe nur noch einen Körper auf der Haube gesehen. «Ich fuhr noch wenige Meter weiter bis zum Volg, bin sofort umgekehrt und habe mein Auto beim nahen Restaurant abgestellt», erzählt Ivo T. weiter.
Kein Alkohol im Blut
Er sei ausgestiegen, habe ein Mädchen am Boden liegen sehen und Menschen, die sich bereits um sie gekümmert hätten. «Ich wurde dann von jemandem gefragt, ob ich der Autofahrer sei, und danach betreut», sagt er.
Als die Polizei gekommen sei, sei er in ein Polizeiauto gesetzt worden. Ivo T. sagt weiter: «Ich musste einen Alkoholtest machen und wurde befragt. Ich hatte 0,00 Promille und sagte, es komme mir vor, als ob das Mädchen aus dem Nichts aufgetaucht sei.»
Dann sagt Ivo T. zu Blick: «Es tut mir leid, was passiert ist.» Er werde dies auch noch der Familie des verstorbenen Mädchens schreiben. Auf Nachfrage, ob er vorbestraft sei, sagt der 72-Jährige, dass er vor zirka acht Jahren «wegen 0,56 Promille» den Führerschein für einen Monat habe abgeben müssen.
Arzt hält T. für fahrtauglich
T. hat zwar seit 30 Jahren Diabetes, fühlt sich gesundheitlich jedoch immer noch fahrfähig. Er habe nach einem Arztbesuch vor acht Tagen vom Arzt die schriftliche Bestätigung erhalten, «dass ich wieder ein Jahr fahren darf», sagt der Senior. Er sei in seinem Leben «sicher schon eine Million Autokilometer» gefahren und habe sich immer noch sicher im Strassenverkehr gefühlt.
Es sei für ihn belastend, dass er bereits ein Schreiben von der Staatsanwaltschaft erhalten hat. «Man will mich der fahrlässigen Tötung anklagen», sagt Ivo T. «Dabei fühle ich mich unschuldig.»
* Name geändert