«Wir waren sicher, dass wir sterben werden»
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Yann Berger aus Cressier NE:«Wir waren sicher, dass wir sterben werden»

Gewitter verwüstet das Neuenburger Dörfchen Cressier. Yann Berger (47) fürchtete um das Leben seiner Familie
«Wir waren sicher, dass wir sterben werden»

In Cressier NE wütete am Dienstag ein schreckliches Unwetter. Yann Berger (47) und seine Familie mussten bange Momente überstehen. Sie rechneten mit dem Schlimmsten. Blick traf den geschockten Familienvater am Tag nach dem Unwetter in seinem komplett zerstörten Haus.
Publiziert: 24.06.2021 um 01:29 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2021 um 07:48 Uhr
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Yann Berger (47) zusammen mit seiner Ehefrau Laetitia Berger (38). Die beiden sind froh, dass sie das Unwetter überlebt haben.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita und Nicolas Lurati

Schlimmer Schlamm in Cressier NE: Nach den Unwettern am Dienstagabend ist das Dorf zwischen Neuenburger- und Bielersee unter Wasser. Die Bäche laufen über, die braune Sauce aus Wasser, Erde und Geröll walzt sich durch die Gassen und dringt in die Häuser ein. Etwa 75 Gebäude werden in Mitleidenschaft gezogen.

Yann Berger (47) wohnt im oberen Teil des Dorfes. Das Unwetter hinterliess enormen Schaden an seinem Haus. Auch am Mittwoch, dem Tag nach dem Gewitter, ist er vom Schock gezeichnet: «Gestern ist ein Albtraum geschehen.»

Der Familienvater ist am Abend mit seiner Frau und den zwei kleinen Töchtern (3 Jahre und 6 Monate) im Haus. «Plötzlich hörten wir ein lautes Geräusch. Wie ein Erdbeben. Wir verstanden, dass etwas Schlimmes passiert.» Schlamm fliesst durch den Garten der Bergers. «Meine Frau und ich waren im Panik-Modus.»

«Wir waren im Dunkeln und warteten ab»

«Wir sahen, wie der Schlamm immer mehr aufstieg. Es war beängstigend.» Die Familie will den Wassermassen entweichen und geht auf den Dachboden. «Wir waren im Dunkeln und warteten ab. Es hörte nicht auf.»

Ein Anruf in der Not folgt. An die Polizei. «Wir sagten ihnen, sie müssten jetzt kommen», erklärt Berger. Er schildert der Polizei am Telefon mit Nachdruck die ausweglose Situation: «Wir werden sterben!» Auch am Tag danach kämpft Berger mit den Emotionen: «Wir waren sicher, dass wir sterben würden. Niemand kam zu Hilfe.»

Baum zerstört Küchenfenster

Draussen tobt das Gewitter weiter. Kolossale Steinblöcke treffen das Haus. Bei jedem Schlag gegen das Haus glaubt die Familie, es könnte nun zerstört werden. Ein Baum zerschlägt das Küchenfenster.

Erst nach 1½ Stunden folgt das Aufatmen: Vier der besten Freunde finden einen Weg und holen die Familie aus dem Haus. Sie bringen sie an einen sicheren Ort im Dorf.

Er sei traurig, sagt Berger. Aber auch erleichtert: «Wir leben. Es ist eine Art Wunder. Die Kinder sind in Ordnung, meiner Frau geht es gut.»

Familienfotos weg

Die Familienfotos vermisse er am meisten. «Wir hatten viele davon. Alles ist weg.» Auch am Haus selbst hängt der Neuenburger: «Es ist das Haus meiner Grossmutter.»

Zurzeit befinde sich die Familie in der Wohnung von Freunden, ebenfalls in Cressier. Dass in und um sein Haus herum jetzt zahlreiche Helfer mit anpacken, berühre ihn sehr, sagt Berger.

Auch Raymond Fuchs (70) blieb vom Unwetter nicht verschont. Sein Auto ist zur Hälfte im Schlamm versunken. «Alles ist kaputt», sagt der Rentner zu Blick. «Der Weinkeller steht unter Wasser. Es ist furchtbar. Manchmal muss ich weinen. Es ist wahnsinnig.»

Am meisten schmerze ihn die Zerstörung in seinem Garten, meint der Rentner. «Ich habe so viel gemacht.» Seine Pflanzen sind zerstört, seine Palmen wurden weggespült. Aber Fuchs ist auch dankbar – den Leuten, die ins Dorf gekommen sind, um zu helfen. Die Solidarität rühre ihn sehr.

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