Eigentlich war es klar: Der Berner Albert Rösti (55) galt als logischer Nachfolger des abtretenden SVP-Bundesrats Ueli Maurer (71). Nun aber sorgt der Zürcher Hans-Ueli Vogt (52) mit seiner Kandidatur doch noch für Spannung. Die «Weltwoche» feierte diese Woche den Angriff des Zürcher Löwen auf den Berner Bären und ging Albert Rösti hart an.
An der gestrigen Delegiertenversammlung der SVP Schweiz in Luzern liess sich Rösti davon nichts anmerken. Ist der ehemalige SVP-Parteipräsident bereit, sich den Fraktionen im Parlament zu stellen? «Es gilt, den Entscheid der Findungskommission und der Fraktion abzuwarten», sagte Rösti zu SonntagsBlick. «Aber ich habe meine Argumente beisammen.» Dann nahm er am Tisch der Berner Kantonalsektion Platz – hinten rechts im Saal. Ex-Nationalrat Hans-Ueli Vogt sass mit den Zürchern vorne links.
Voll in den Wahlkampfmodus
Doch von Spannungen zwischen den Sektionen wollten die SVP-Delegierten gestern nichts wissen. Die Partei schaltete voll in den Wahlkampfmodus. Ihr Präsident Marco Chiesa (48) wittert Morgenluft: Die Schweiz steckt in einer Energiekrise – und die Zuwanderung nimmt zu. Gestern machte Chiesa klar: Diese beiden Themen werden den SVP-Wahlkampf 2023 dominieren. Unabhängigkeit, Sicherheit und Wohlstand des Landes seien in Gefahr, rief Chiesa in den Saal. Schuld seien die «linksgrünen Zerstörer»: «Linksgrün heisst zurück ins Mittelalter. Links-grün heisst frieren im Winter. Linksgrün heisst totaler Realitätsverlust.»
In seiner zehnminütigen Rede benutzte Chiesa den Begriff «linksgrün» satte 30 Mal. «Damit will ich deutlich zeigen, woher die Gefahr kommt», so der Parteipräsident zu SonntagsBlick. «Die Energiekrise und die Zuwanderung sind die grossen Herausforderungen. Das dürfen wir nicht den Linken überlassen.»
Krisenbewirtschaftung als Rezept
Chiesa hat Wahlkampfleiter Marcel Dettling (41) den Auftrag erteilt, 100'000 zusätzliche Wähler zu gewinnen. Dettling wird einen Frontalangriff gegen links orchestrieren. Im Zentrum: Energieministerin Simonetta Sommaruga (62). An deren Vorschlag, zu zweit zu duschen, kam gestern fast kein Redner vorbei. Nationalrat Michael Graber (41), Präsident des Referendumskomitees gegen das Klimaschutz-Gesetz: «Es ist absolut lächerlich, dass eine Bundesrätin in einem so hoch entwickelten Land so etwas verlangen kann.»
Die SVP hat den Ton für den Wahlkampf gesetzt. Das Rezept heisst Krisenbewirtschaftung. Und so etwas beherrscht die SVP. Die anderen Parteien müssen sich warm anziehen – selbst wenn kein Blackout kommt.