Sollen sie oder sollen sie nicht? Für die Grünen ist die Lage ungemütlich.
Wie eine Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo im Auftrag von SonntagsBlick zeigt, spricht sich die Basis mit 70 zu 30 Prozent für einen Angriff auf den SVP-Sitz im Bundesrat aus. Auch bei den SP-Wählern gibt es deutliche Sympathien für eine grüne Bundesratskandidatur. 68 Prozent sind «dafür oder eher dafür».
Umgekehrt jedoch sieht es in der Gesamtbevölkerung aus. Nur gerade 32 Prozent der Befragten finden, dass die Grünen den frei werdenden Sitz von Finanzminister Ueli Maurer (71) angreifen sollen – eine Skepsis, die sich im Parlament spiegelt.
Allein auf weiter Flur
Balthasar Glättli (50) hat versucht herauszufinden, wie gross der Support für einen grünen Angriff auf den SVP-Sitz wäre. Das Resultat, so der Grünen-Präsident, war ernüchternd: «Nicht einmal die SP wäre dabei.» Auch in der GLP ist man dem Vernehmen nach dagegen, im bürgerlichen Lager sowieso. Doch was bringt eine grüne Kandidatur, wenn sie von vornherein chancenlos ist?
Die Fraktion der Grünen will diese Frage am Dienstag diskutieren – und entscheiden, was sie höher gewichtet: «Die wichtige Symbolik eines Angriffs gegen die bürgerliche Mehrheit im Bundesrat», so Glättli, oder die Tatsache, «dass wir dieses Mal kaum eine Chance haben, das Machtkartell zu knacken». Auch der mögliche Entscheid, den SVP-Sitz nicht anzugreifen, lasse sich den Wählern vermitteln, ist Glättli überzeugt: «Das würde unsere Basis umso mehr für die Wahlen 2023 mobilisieren. Schneiden wir nächstes Jahr gut ab, stehen unsere Chancen für einen Sitz im Bundesrat gut.»
Gut – oder wenigstens besser als heute.