Für Angriff auf den Sitz von Ueli Maurer
Grüne suchen ein Opferlamm

Die Grünen prüfen, den frei werdenden SVP-Sitz im Bundesrat zu attackieren. Nur: Dafür müssen sie erst mal jemanden finden.
Publiziert: 04.10.2022 um 19:13 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2022 um 19:41 Uhr
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Er gilt als Kronfavorit für die Nachfolge von SVP-Bundesrat Ueli Maurer: der Berner Nationalrat Albert Rösti.
Foto: keystone-sda.ch
Sermîn Faki

Es dauerte keine fünf Stunden am vergangenen Freitag, nachdem SVP-Finanzminister Ueli Maurer (71) seinen Rücktritt auf Ende Jahr angekündigt hatte, da meldeten die Grünen an, den frei werdenden Sitz in der Landesregierung attackieren zu wollen.

Zumindest kündigte die grüne Bundeshausfraktion an, am 18. Oktober darüber zu entscheiden, ob sie attackieren will. Und das wird stark davon abhängen, ob sich überhaupt jemand findet, der sich für ein derart auswegloses Unterfangen begeistern kann.

Sogar Funiciello sagt Ja zur SVP

Denn dass eine grüne Kandidatin, ein grüner Kandidat nur den Hauch einer Chance gegen das offizielle SVP-Ticket hat, ist nahezu undenkbar. Dass der mit Abstand grössten Partei des Landes zwei Plätze im Bundesrat zustehen – daran rüttelt niemand. Selbst Tamara Funiciello (32), SP-Nationalrätin, sagte im «Sonn-Talk» auf Tele Züri vor zwei Tagen: «Der Anspruch der SVP auf zwei Sitze ist unbestritten.»

Wer also liesse sich auf ein solches Himmelfahrtskommando einer chancenlosen Kandidatur ein? Zumal die Grünen mit einer Persönlichkeit antreten müssen, der das Amt wirklich zugetraut wird, wollen sie sich nicht lächerlich machen.

«Wir haben Kandidaten»

Das sei überhaupt kein Problem, ist Fraktionschefin Aline Trede (39) überzeugt. «Wir haben Interessenten, die als ernsthafte Kandidaturen wahrgenommen würden.» Die Grünen seien überzeugt, dass es neue Kräfte in der Landesregierung braucht, um endlich vorwärtszukommen in der Klimapolitik.

«Und wir haben auch Kandidaten, die für dieses Ziel ins Rennen steigen würden.» Im Gespräch soll gemäss CH Media der Glarner Ständerat Mathias Zopfi (38) sein. Doch will dieser Hoffnungsträger wirklich das Opferlamm spielen? Offenbar nicht: Am Dienstagnachmittag sagt er deutsch und deutlich ab.

Die Latte hängt hoch

Den Grünen wird es – sollten sie den Hosenlupf mit der SVP wirklich wagen – darum gehen, ihren Anspruch auf eine Vertretung in der Landesregierung im Hinblick auf die Wahlen in einem Jahr zu bekräftigen. Und je nachdem, wer auf dem SVP-Ticket stehe, liege durchaus ein Achtungserfolg drin, der die Kandidatin oder den Kandidaten hocherhobenen Hauptes vom Feld ziehen liesse.

Die Latte dafür hängt allerdings ziemlich hoch: Im Dezember 2019, als nach der Klimawahl die damalige Parteipräsidentin Regula Rytz (60) antrat, holte sie 82 Stimmen und damit ein knappes Drittel aller National- und Ständeräte.


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