Von wegen zu wenig
So viele Panzer hat die Schweiz noch im Arsenal

Panzer der Schweizer Armee, die nicht im Einsatz stehen, sind vorerst stillgelegt. Dazu gehören auch 96 Reserve-Leopard, die uns die Deutschen jetzt abkaufen wollen. Und was bleibt für unser Heer übrig?
Publiziert: 03.03.2023 um 19:59 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2023 um 06:19 Uhr
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134 solcher Leopard-2-Panzer sind in der Schweiz einsatzbereit.
Foto: Keystone

Bei uns stehen sie zurzeit nur herum. In Deutschland sollen sie die Reserven füllen, die wegen der Waffenlieferungen an die Ukraine zur Neige gehen. Die Rede ist von 96 ausgemusterten Leopard-2-Panzern der Schweizer Armee.

Blick-Recherchen zeigen: Berlin will, dass die Schweiz die Kampfpanzer, die in einer geheimen Lagerhalle in der Ostschweiz stehen, an den deutschen Hersteller Rheinmetall zurückverkauft.

Panzer seit 14 Jahren stillgelegt

Die seit 14 Jahren stillgelegten Panzer werden seit Beginn der 2010er-Jahre in den Hallen eingelagert, wie Armeesprecherin Delphine Schwab-Allemand gegenüber Blick bestätigt. Die 96 Leopard standen in all diesen Jahren aber nicht komplett still.

«Die Logistikbasis der Armee hat die Aufgabe, mit diesen Panzern periodische Probefahrten zu absolvieren, um dadurch Standschäden zu vermeiden», erklärt Schwab-Allemand. Doch um die Einsatzbereitschaft wiederherzustellen, wäre ein Reaktivierungsprogramm erforderlich.

«Schweiz hat nicht genug Panzer»

Was würde passieren, wenn die Schweiz die Leopard tatsächlich an die Deutschen verkauft? Stehen wir selber am Ende ohne Ausrüstung da? «Aus Sicht der Armee wäre es grundsätzlich möglich, auf eine beschränkte Anzahl von Kampfpanzern zu verzichten – abzüglich des Eigenbedarfs der Schweiz», sagt VBS-Sprecher Lorenz Frischknecht zu Blick. Beim Eigenbedarf handelt es sich um 34 der eingemotteten Panzer.

Bei anderen schrillen die Alarmglocken, wenn sie solche Worte hören. Für die Offiziersgesellschaft der Panzertruppen (OG Panzer) ist es nach wie vor unverständlich, dass es heisst, die Schweiz habe überzählige Panzer. «Wir haben schon heute nicht genug Fahrzeuge für alle Truppen. Reserven gibt es auch nicht», stellt OG-Präsident Erich Muff klar.

So sieht der aktuelle Panzerbestand der Schweizer Armee aus – eine Übersicht:

134 Leopard 2

Über 134 modernisierte und einsatzbereite Leopard-2-Panzer verfügt die Schweizer Armee. Der 1500-PS-Kampfpanzer gilt als einer der besten der Welt und gehört seit Ende der 80er-Jahre zum Bestandteil unseres Arsenals. Die Armee prüft zudem gerade, ob sie einen Teil der stillgelegten Panzer modernisieren will.

Hindernisse von bis zu 1,1 Meter stellen für ihn kein Problem dar. Auch kann er bis zu vier Meter tief im Wasser fahren.

186 Schützenpanzer 2000

Die Schützenpanzer 2000 rollten Ende vergangenen Jahres durch das Mittelland. Dies im Rahmen der grössten Armeeübung seit 30 Jahren. Die Instandsetzung dieser Fahrzeuge wird immer teurer. Dennoch lässt sich das Parlament die Generalüberholung der Panzer 325 Millionen Franken kosten. So können die aktuell 186 Stück noch bis 2040 im Einsatz bleiben, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

804 Radschützenpanzer Piranha

Ein Blick auf die VBS-Seite verrät: Im letzten Jahr hat der Bestand der Piranhas abgenommen. 110 Panzerjäger 90 und 10 Fahrzeuge Piranha II wurden per Ende 2022 ausser Dienst gestellt. Trotzdem rollen noch 804 Stück verschiedener Radschützenpanzer auf der Plattform Piranha. In den kommenden 15 Jahren würden je nach Modell weitere Panzer aussortiert werden.

Kürzlich standen die Piranha in den Schlagzeilen. Die Behörden in Dänemark hatten ein Gesuch eingereicht, um ihre vor vier Jahren in der Schweiz erworbenen Piranha in die Ukraine liefern zu können. Das Staatssekretariat für Wirtschaft lehnte ab. Die Begründung: Als neutraler Staat darf die Schweiz keine Waffen in Kriegsgebiete liefern.

37 Bergepanzer Büffel sowie Genie- und Minenräumpanzer

12 Genie- und Minenräumpanzer Leopard sowie 25 Bergepanzer Büffel führt die Schweizer Armee im Arsenal. Die Bergepanzer kommen zum Zug, wenn Kettenfahrzeuge irgendwo stecken bleiben und abgeschleppt werden müssen. Die Geniepanzer Kodiak werden von Sappeuren der Schweizer Armee genutzt, um Hindernisse zu beseitigen, Strassen befahrbar zu machen und Minen zu räumen. Das Fahrzeug ist unter anderem gegen Streumunition und Panzerabwehrminen resistent.

297 Schützenpanzer M113

Diesen Typ Panzer haben die USA noch im Vietnamkrieg eingesetzt. Auch in der Schweiz mussten in den letzten Jahren viele solcher alten Fahrzeuge ausgemustert werden. 2006 wurden 550 Fahrzeuge dieses Typs verschrottet.

Zurzeit gibt es noch 308 Panzer. Allerdings sind elf davon nicht unmittelbar einsatzfähig. Diese Raupentransportwagen sind gegenwärtig stillgelegt, wie das VBS schreibt.

133 Panzerhaubitzen M109

133 Panzerhaubitzen M109 hat das Schweizer Heer. Nach Angaben des Bundesamts für Rüstung (Armasuisse) kommen die zurzeit im Einsatz stehenden Panzerhaubitzen zu Beginn der 2030er-Jahre an ihr Nutzungsende. Dann müssten sie durch ein modernes Nachfolgesystem ersetzt werden. Die heutigen Haubitzen sind schon seit über 50 Jahren in Betrieb. Sie bilden «das Rückgrat der motorisierten Artillerie der Schweizer Armee», schreibt Armasuisse.

Ausserdem im Arsenal

199 Schiesskommandantenfahrzeuge Intaff, von denen 60 stillgelegt sind, wie das VBS schreibt. Die Fahrzeuge verfügen über das Integrierte Artillerie Führungs- und Feuerleitsystem (Intaff). Dieses ermöglicht zudem den Austausch von Befehlen und Nachrichtenmeldungen. So können die Daten im gesamten System praktisch ohne Zeitverzug erfolgen.

173 Aufklärungsfahrzeuge Eagle 93, 93/97 und 97/06 stehen ausserdem auf der Liste der Schweizer Armee. Ende letzten Jahres wurden vier stillgelegt. Die Eagle sind seit rund 30 Jahren im Einsatz. In den letzten vier Jahren hat sich der Bestand jedoch massiv verkleinert: von 322 im Jahr 2019 auf 173 im Jahr 2022. Die verbliebenen Fahrzeuge sollen noch bis in die 30er-Jahre einsatzfähig bleiben. Dafür soll auch eine verstärkte Instandhaltung sorgen.

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