«Niemand kennt diese Regel»
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«Niemand kennt diese Regel»:So reagieren Pendler auf Bussen in der 1. Klasse

Von wegen 1.-Klasse-Snobs! Kunden kulanter als Zugpersonal
«Irgendwo müssen die Leute hin, wenn die 2. Klasse voll ist»

Wer mit einem 2.-Klasse-Ticket in der 1. Klasse erwischt wird, muss blechen. Die Zugunternehmen kennen da oftmals nichts. Anders die Passagiere der 1. Klasse. Diese sind in der Regel verständnisvoll. Gerade, wenn die 2. Klasse rappelvoll ist. Blick hat sich umgehört.
Publiziert: 17.01.2025 um 12:19 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2025 um 14:06 Uhr
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Vier Luzerner Jugendliche wurden gebüsst, weil sie mit einem 2.-Klasse-Ticket in der 1. Klasse eingestiegen sind.
Foto: GAETAN BALLY

Auf einen Blick

  • Falsches Billet bedeutet: Busse – auch wenn die 2. Klasse überfüllt ist
  • Nicht alle Passagiere kennen die Regeln für den Aufenthalt in Zugklassen
  • Fragt man 1.-Klasse-Reisende, zeigen sie sich kulanter
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Ihr cleverer Schachzug kommt die vier Teenager teuer zu stehen. Weil im Sektor für die 2. Klasse dichtes Gedränge herrscht, steigen die Luzernerinnen mit einem Fahrausweis für die 2. Klasse in der deutlich weniger überfüllten 1. Klasse ein und wechseln von dort rasch in einen Wagen für die 2. Klasse. Das berichtete kürzlich SRF.

Dabei werden sie aber erwischt und kassieren von der SBB-Tochter Zentralbahn eine Busse. 75 Franken muss jeder berappen. Grund: Wer ein Ticket für die 2. Klasse hat, hat selbst in den Ein- und Ausstiegsbereiche der 1. Klasse nichts verloren! 

Nicht jeder weiss von der Regel

Nicht allen ist dieser Umstand bekannt. Am Bahnhof Zürich-Stadelhofen trifft Blick Selina (18) aus Hombrechtikon ZH: Sie fährt in der 2. Klasse, steht aber manchmal im Eingangsbereich der 1. Klasse. Aber nur, wenn alles überfüllt sei. «Ich habe erst durch die Berichte davon erfahren, dass das verboten ist», sagt sie. 

Cosma Weissbrodt aus Visp kennt die Regeln bezüglich Klassen in den Zügen genau.
Foto: Martin Meul

Anders ist es bei Cosma Weissbrodt (15) aus Visp VS. «Ich weiss, dass man das nicht darf», sagt sie am Bahnhof Brig VS zu Blick. Auch sie ist in der Regel zweitklassig unterwegs, gönnt sich für längere Reisen manchmal aber ein Upgrade. «Wenn ich kein Ticket für die 1. Klasse habe, muss ich halt schauen, dass ich in der zweiten Klasse Platz finde. Und wenn ich mich auf die Treppe setzen muss.»

SBB-Mediensprecher Moritz Weisskopf sagt auf Anfrage: «Die Frage, wo mit einem Ticket 2. Klasse der Aufenthalt erlaubt ist, sorgt immer mal wieder für Fragen und Diskussionen. Die Regeln sind jedoch klar: In allen Zügen der SBB ist in jedem Wagen die Benutzerordnung angebracht.» Dort heisst es: Man darf sich nicht mit einem 2.-Klasse-Billet in der 1. Klasse aufhalten – Punkt!

1. Klasse-Reisende bleiben cool

Soweit die Regeln, doch wie sehen das Ganze eigentlich die Passagiere der 1. Klasse? Sind sie für ein strenges Regiment seitens der Zugunternehmen, oder nehme sie es gelassen, wenn sich ein «Zweitklässler» im Zwischenabteil der 1. Klasse aufhält? 

Therese Trachsel (67) aus Mühleberg BE hat ein GA für die 1. Klasse. Ab und zu komme es vor, dass Leute mit einem 2.-Klasse-Billet sich in der 1. Klasse aufhalten würden, sagt sie am Bahnhof Brig. «Aber mich stört das nicht.» 

Agnes aus Chur findet es ok, wenn Leute mit 2.-Klasse-Billet in der 1. Klasse stehen, wenn die 2. Klasse überfüllt ist.
Foto: Céline Podevin

Agnes auch Chur, gerade aus der 1. Klasse ausgestiegen, geht am Bahnhof Stadelhofen sogar noch einen Schritt weiter. Sie sagt: «Irgendwo müssen die Leute ja hin, wenn die 2. Klasse voll ist.» Die Busse für die Jugendlichen aus Luzern findet sie fragwürdig. «Manchmal muss man ja einfach schnell einstiegen, kann nicht noch zu den Wagen der 2. Klasse laufen.» 

Der Luzerner Dan ist seit fast 70 Jahren in Zügen unterwegs. «Grundsätzlich sollte man sich schon an die Ordnung halten, aber die paar wenigen Ausnahmen stören mich eigentlich nicht», sagt er am Bahnhof Luzern. 

Während bei den Passagieren der 1. Klasse Gelassenheit herrscht, gibt es vom Lehrernetzwerk Schweiz (LNCH) viel Kritik für die SBB. «Die SBB zeigen immer wieder einmal einen verfehlten Umgang mit Kindern und Teenagern und zeigen, dass sie gegenüber Schülerinnen und Schüler jedes Augenmass verloren haben», so das LNCH. Es will die Bussen der vier Luzerner Teenies übernehmen.

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