Lautes Glockenläuten, weisse Hemden – zuvorderst an den Demos gegen die Corona-Massnahmen. So präsentieren sich die Freiheitstrychler, die durch ihre Auftritte schweizweit bekannt wurden.
Doch in den Trychler-Vereinen wird hitzig diskutiert, ob die Demos überhaupt was mit dem Brauchtum zu tun haben, schreibt der «Tages-Anzeiger». Nicht überall haben sie uneingeschränkten Rückhalt. Schweizweit sorgen die Freiheitstrychler durch ihre Demonstrationen für Unruhe.
Radikale Meinungen spalten die Vereine
Gegen 3000 Trychler gibt es im Land, an den Demos sind lediglich gegen 300, schätzen Insider gemäss «Tages-Anzeiger». Einige davon bekennen sich offen zu einer radikalen Haltung und gehen mit ihren Äusserungen sehr weit. Marco Würsch, Älpler und Präsident der Trychlergruppe Seelisberg sagt: «Meiner Meinung nach sollte man das Bundeshaus abreissen und die frei werdende Fläche für die Landwirtschaft nutzen. Da hätte das Volk mehr davon als von den aktuellen Corona-Massnahmen.» Doch so eine Haltung vertreten nicht alle Trychler.
Josef Winiger war OK-Präsident des letzten grossen Trychlertreffens in Bremgarten. Er äussert sich im Artikel besorgt über die Spaltung in den Vereinen: «Es ist ein Problem, dass wir nun alle in den gleichen Topf geworfen werden.» Er frage sich, ob und wie man das Problem ansprechen wolle. «Müssen wir uns von den Freiheitstrychlern distanzieren?»
Einzelne haben eine Nähe zu Rechtsextremismus
Nikolaus Spühler, Präsident des Trychlervereins im Zürcher Unterland, machte ebenfalls ungute Erfahrungen. Vor einem Jahr schon erreichte ihn ein Anruf. Erst nach mehrmaligem Nachhaken gab der Anrufer zu, dass er für die Teilnahme an einer Corona-Demo anfragt. «Wir stehen nicht zur Verfügung», entgegnete Spühler. Jetzt habe man die unpolitische Haltung in die Statuten geschrieben – steht also auch nicht bei Auftritten für die SVP zur Verfügung. Ähnliches sei auch im Kanton Solothurn oder im Kanton St. Gallen geschehen, schreibt der «Tages-Anzeiger».
Trotzdem: Für Werner Bellwald Brauchstumsforscher scheinen die Trychler an Demonstrationen nicht so abwegig, wie er der Zeitung sagt. Die Treicheln seien derart laut, dass sie wahrgenommen würden. Darum seien die Glocken ein starkes Mittel für politische Demonstrationen. Ausserdem passe das Outfit perfekt mit dem Ursprung und der Freiheit der Schweiz überein.
Inzwischen gibt es Hinweise, dass zumindest einzelne Freiheitstrychler eine Nähe zu den extremen Rechten haben. So soll der Betreiber der Freiheitstrychler-Website eine Zeit lang auch eine rechtsextreme Seite gehostet haben, wie der SonntagsBlick schreibt. (was)