Der Impfstoff ist ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Am heutigen Mittwoch wurde im Kanton Luzern die erste Person in der Schweiz gegen das Coronavirus geimpft. Weitere Risikopersonen sollen den Stoff noch diesen Monat erhalten. Über 100'000 Dosen stehen zur Verfügung, ab Januar werden jeden Monat 250'000 weitere geliefert.
Der Weg zurück zur Normalität scheint gepfadet zu sein: Bis zum Sommer werde sich jeder impfen können, der wolle, sagte Anne Lévy, Chefin des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Doch wollen sich genügend Freiwillige überhaupt impfen lassen?
«Wahrscheinlicher, Pandemie zu beenden»
Um die Ausbreitung des Virus ganz zu stoppen, müssen 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Erst dann ist die Herdenimmunität erreicht.
Helmut Dietl, BWL-Professor an der Universität Zürich, schlägt deshalb eine Impfprämie vor. Der Gratiszeitung «20 Minuten» erklärt er: «Würde man jeder Person, die sich impfen lässt, 1000 Franken bezahlen, wäre es viel wahrscheinlicher, die notwendige Anzahl an Geimpften zu erreichen, um die Pandemie zu beenden.»
Die Herdenimmunität würde den Schweizer Staat entsprechend 5,3 Milliarden Franken kosten – wenn der Impfstoff bei 90 Prozent der Menschen wirksam ist. Die hohe Summe sei aber gut investiert: Einerseits, weil Geimpfte wieder ein normales Leben führen könnten. Andererseits, weil die Impfprämie die Kaufkraft erhöhe.
BAG setzt auf Impfkampagne
Aktuell bezieht die Schweiz den ersten Impfstoff von Biontech/Pfizer. Dieser muss pro Person zweimal verabreicht werden, damit er wirksam ist.
Um sicherzustellen, dass die Menschen auch zur zweiten Impfung antreten, schlägt Dietl vor: 250 Franken werden nach der ersten Spritze bezahlt, 750 Franken erst nach der zweiten.
Das BAG will von einer solchen Impfprämie momentan nichts wissen. Stattdessen will man die Bevölkerung mit einer Impfkampagne «sensibilisieren» und sie vom Nutzen der Impfung überzeugen. Eine Diskriminierung von nichtgeimpften Personen möchte die Regierung verhindern. Die Impfung sei freiwillig, betonte das BAG am Wochenende. (hah)