Trauriger Hintergrund
Die Hain-Schnirkelschnecke ist das Tier des Jahres 2025

Die Hain-Schnirkelschnecke wird Tier des Jahres 2025. Pro Natura will damit auf die bedrohte Vielfalt der Bodenlebewesen und den Bodenschwund in der Schweiz aufmerksam machen.
Publiziert: 03.01.2025 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2025 um 12:21 Uhr
Leidet unter der Schweizer Landwirtschaft: die Hain-Schnirkelschnecke.
Foto: Zvg

Auf einen Blick

  • Hain-Schnirkelschnecke ist Tier des Jahres 2025, Botschafterin für Bodenlebewesen
  • Schnecke bewegt sich auf selbstproduziertem Schleimteppich, überkriecht sogar Messerschneiden
  • 254 Schneckenarten in der Schweiz, 40 % davon bedroht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Die Hain-Schnirkelschnecke ist das Tier des Jahres 2025. Das wenig beachtete, aber weit verbreitete Tier soll laut der Naturschutzorganisation Pro Natura Botschafterin für alle Lebewesen sein, die im Boden leben.

Denn der Boden schwinde, schrieb Pro Natura in einer Mitteilung vom Freitag. Die Vielfalt unter unseren Füssen brauche besseren Schutz.

Die Schneckenart ist laut Pro Natura Teil jener enormen Vielfalt an Lebewesen, die organisches Material abbauen und dem Boden zuführen. Zwei Drittel aller weltweit bekannten Arten sind Bodenlebewesen. Sie sorgen für intakte Böden, von denen auch wir Menschen profitierten, sei es für die landwirtschaftliche Produktion, als Wasserfilter oder CO2-Speicher.

Unsachgemässe landwirtschaftliche Nutzung

Pro Jahr schaffen Hain-Schnirkelschnecke und Co. laut der Naturschutzorganisation durchschnittlich 0,1 Millimeter neuen Boden. Bei Extremereignissen wie Starkregen oder Trockenperioden mit starkem Wind können aber bis zu 5 Millimeter Boden pro Jahr verloren gehen.

Unsachgemässe landwirtschaftliche Nutzung führe zudem auf mindestens 10 Prozent der Schweizer Ackerböden zu unerwünschtem Bodenschwund. Ausserdem werde in der Schweiz jede Sekunde mehr als ein halber Quadratmeter fruchtbarer Boden versiegelt. Wo der Boden durch Versiegelung, schwere Maschinen oder Pestizideinsatz geschädigt werde, litten Arten wie die Hain-Schnirkelschnecke.

Eigentlich nicht besonders anspruchsvoll

Als bedroht gilt die Hain-Schnirkelschneck aktuell nicht. Sie besiedelt unterschiedliche Lebensräume von lichten Wäldern über vielfältiges Agrarland bis zu naturnahen Gärten und ist damit fast in der ganzen Schweiz zu Hause.

Die Schnecke sei damit bezüglich ihres Lebensraumes nicht besonders anspruchsvoll, schrieb Pro Natura. Doch ohne Unterschlupf, Schattenplätze und welkes Pflanzenmaterial könne auch sie nicht sein.

Mit einem Häuschen-Durchmesser von rund 2,5 Zentimetern gehören Hain-Schnirkelschnecken zu den grösseren einheimischen Schneckenarten. Die Häuschen der Schnecken sind cremig-weiss bis pastellrot und tragen bis zu fünf dunkle Bänder. Das Schneckenhaus ist dabei nicht nur der Rückzugsort der Schnecke bei Trockenheit oder Kälte, wie Pro Natura erklärte. Das Kalkgehäuse enthält auch Herz, Leber, Lunge, Magen und Niere des Tieres.

«Erstaunliches Schauspiel» zur Paarungszeit

Rund 3,5 Meter legt die Schnecke pro Stunde zurück. Sie bewegt sich auf einem Schleimteppich fort, den sie selbst produziert. Damit kann sie selbst Messerschneiden unbeschadet überkriechen. Je nach Bedarf können Schnecken Schleim in unterschiedlichen Zusammensetzungen produzieren: als Reiseteppich, bei der Paarung, als Abwehrmittel, bei Verletzungen.

Zur Paarungszeit im Frühling oder Herbst bieten die Hain-Schnirkelschnecken laut Pro Natura ein «erstaunliches Schauspiel». Als zweigeschlechtliches Weichtier kann jede Schnecke sowohl Spermien als auch Eizellen produzieren. Bevor die Tiere Samenpakete austauschen, liebkosen sie einander stundenlang. Dazu gehört auch eine Stimulation mit einem Liebespfeil aus Kalk. Später legen sie einige Dutzend Eier in eine selbst gegrabene Erdhöhle. Die winzigen Jungschnecken schlüpfen nach drei Wochen. Die Hain-Schnirkelschnecke wird mit drei Jahren geschlechtsreif. Sie kann in der Natur etwa sechs Jahre alt werden.

Insgesamt sind in der Schweiz bisher 254 Schneckenarten nachgewiesen worden. Rund 40 Prozent dieser Arten sind bedroht. Die Rote Liste der Mollusken der Schweiz (Schnecken und Muscheln) wird laut Pro Natura aktuell aber überarbeitet. 2026 werden wir wissen, wie es um die Schneckenwelt der Schweiz steht.

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