Auf einen Blick
- Eliane Christen: Vom Bergbauernhof zum Ski-Weltcup-Erfolg
- Trotz Verletzungen und Operationen kämpfte sie sich zurück in den Skisport
- Mit 25 Jahren holte sie ihre ersten 22 Weltcuppunkte am Semmering
Nicht nur auf den Ski, sondern auch unter 300 Schafen fühlt sich Eliane Christen pudelwohl. «Mein Vater Remo ist Bergbauer, wir wohnen in Hospental, ziemlich abgelegen. Wir haben nicht mal Nachbarn. Sobald ich die Haustüre aufmache, bin ich direkt in der Natur. Und ich habe die Tiere mega gerne, ich beschäftige mich auch mit ihnen und tanke so Kraft und Energie», sagt die 25-jährige Urnerin.
Noch keine Woche ist es her, seit Christen ihre ersten Weltcuppunkte holte. In der Altjahrswoche fuhr sie beim Slalom am Semmering mit Startnummer 47 auf Rang 12. Besonders beeindruckend war, dass sie im zweiten Lauf nicht auf Verwalten fuhr. Im Gegenteil: In ihrem dritten Weltcuprennen griff sie an und machte sieben Plätze gut. «Für die Plätze ganz hinten gibt es nur wenig Zählbares. Also habe ich wieder angegriffen», sagt sie. Der Lohn? 22 Punkte – im dritten Versuch auf oberster Stufe ist es das erste Mal, dass sie Zählbares herausholt.
Nun wird sich manch einer fragen: Warum hat alles so lange gedauert? Schliesslich ist Christen im C-Kader die Einzige, die noch vor der Jahrtausendwende zur Welt gekommen ist. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Sie wurde durch zwei Verletzungen arg zurückgeworfen.
2018 und 2020 erlitt sie je einen Schienbein- und Wadenbeinbruch, litt unter höllischen Schmerzen. Es folgte auch eine Infektion. Insgesamt zehn Operationen musste sie erdulden und verlor mehrere Jahre auf den Ski. Und so kam es, dass sie sich vor diesem Winter sagte: Entweder jetzt oder nie!
Bäuerin nach Ski-Karriere? «Vielleicht»
Heisst das, dass sie jetzt ganz sicher weiter auf die Karte Ski setzen wird? Ja, aber nicht nur. Einerseits ist das Thema Rücktritt vorerst vom Tisch – Christen wird am Wochenende auch in Kranjska Gora (Sln) am Start sein. Andererseits gibt sie ihr Studium der Agrarwissenschaften an der ETH Zürich deswegen nicht auf.
Bäuerin wird die Cousine von Slalom-Spezialistin Aline Danioth (26) allerdings nach der Ski-Karriere kaum – trotz der Liebe zu den Schafen. Oder doch? «Mein Bruder Remo wird wohl den Hof eines Tages übernehmen. Aber wenn er auf keinen Fall möchte, stünde ich bereit.»
Noch ist es lange nicht so weit. «Vor drei Jahren wusste ich nicht, ob ich überhaupt noch würde Ski fahren können. Nun hat sich die harte Arbeit ausgezahlt. Das ist einfach schön», so Christen.