Anna Beeler (59) aus Urmein GR fühlte sich, als würde man ihr den Brustkorb zuschnüren, sie umklammern, immer fester und fester. Anfang März lag sie im Bett und dachte: «Ich überlebe das nicht!» Sie war sich sicher zu sterben. Ganz allein. In ihrem Haus in den Bergen.
Neben der akuten Atemnot hatte sie um die 40 Grad Fieber und einen trockenen Husten. «Dazu hat alles nach Pappe geschmeckt», erinnert sie sich. Der Verlust des Geschmacks- und des Geruchssinns ist eines der klassischen Corona-Symptome.
Aus Scham wählte Anna Beeler nicht den Notruf
«In der schlimmsten Nacht wollte ich mir am liebsten selbst einen Schlauch in den Hals rammen», so Beeler. Doch den Notruf wählen wollte sie nicht. Denn erst wenige Wochen zuvor wurde sie negativ auf das Coronavirus getestet. Sie dachte, so schlimm kann es also nicht sein.
Vor dem Ausbruch der Krankheit hatte die Taxichauffeuse eine Erkältung. «Ich glaube, davon war mein Immunsystem geschwächt – dann habe ich mir Corona eingefangen.» Wo das passiert ist, weiss sie nicht.
Wir haben Corona überlebt!
Sie überlebt – für ihre Tiere
«Ich hab mich geschämt, ins Spital zu gehen. Wegen des ersten, negativen Tests.» Dabei lag sie im Bett und kämpfte um ihr Leben. Jeder Atemzug wurde zur Qual. Nacht für Nacht. Tag für Tag. Ihr Körper wehrte sich mit aller Kraft gegen das Coronavirus. «Währenddessen habe ich mich einfach aufs Atmen konzentriert – einfach darauf, nicht zu sterben.»
Ihre Tiere geben Anna Beeler Lebensmut, als sie alleine gegen den Tod kämpfte. Sie dachte sich: «Ich muss für sie überleben. Mich würde sonst niemand so schnell finden – und meine Tiere auch nicht.» Die Atemnot blieb zehn quälende Tage lang. Nachts, wenn es besonders schlimm war, stellte sie sich hin, lenkte sich ab. Im Liegen sei ihr das Atmen noch schwerer gefallen.
«Corona ist tatsächlich da, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen»
Ihr Husten hielt zwei Monate an. Als sie positiv auf Corona-Antikörper getestet wird, ist die Taxichauffeuse zwar erleichtert, trotzdem bleibt die Angst vor einer erneuten Ansteckung. «Das Zeug ist tatsächlich da, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen», mahnt Beeler.
Mittlerweile arbeitet sie wieder. Im Taxi sitzt sie hinter schützendem Plastik. «So fühle ich mich sicher, bin fast angstfrei», sagt die Bündnerin. Was ihr Sorgen macht, sind die Menschen, die ausserhalb des Taxis den Mindestabstand nicht einhalten. «Das finde ich unerhört. Die Menschen sollten wieder mehr Respekt vor dem Virus und ihren Mitmenschen haben.»