«Ich habe etwa 10'000 Franken Umsatz pro Filiale verloren»
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Tanke, Beck und Hoflädeli zu:«Ich habe etwa 10'000 Fr Umsatz pro Filiale verloren»

Tankstellenshops, Bäckereien, Kioske und Hoflädeli waren am Sonntag geschlossen
«Ich habe etwa 10'000 Franken Umsatz pro Filiale verloren»

Ein Sonntag ohne frische Gipfeli. Ohne frisches Gemüse. Und ohne geöffnete Einkaufscenter. Das hat viele Kunden verärgert. Doch am meisten haben die Besitzer der Tankstellenshops, Hoflädeli und vieler Bäckereien gelitten. BLICK hat mit ihnen gesprochen.
Publiziert: 13.12.2020 um 19:41 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2020 um 12:42 Uhr
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Valentino Castellano (41) ist der Pächter der BP-Tankstellenshops in Oftringen AG, Aarau, Hägendorf SO und Lyss BE. «Es sind zirka 10’000 Franken Umsatz pro Filiale, die am Sonntag verloren gingen.»
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi, Claudia Gnehm

Es war ein ärgerlicher Sonntag für viele Kunden, die ein frisches Gipfeli, die neuste Zeitung, etwas zu essen oder Gemüse beim Bauern holen wollten. Nebst den Einkaufscentern waren auch alle Tankstellenshops, Kioske, Hoflädeli und viele Bäckereien geschlossen. So hatte es das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag beschlossen.

«Die Massnahmen sind hart», sagt Samona Mäder (31) aus Messen SO. Sie wollte sich einen frischen Salat holen. «Doch weder beim Tankstellenshop noch beim Hoflädeli konnte ich einen kaufen. Schlimm.»

Kein Gratisglühwein für Kunden

Die Inhaberin des Hoflädelis in Mülchi BE bedauert den BAG-Entscheid. «Man macht halt mit, damit man nichts Falsches macht», sagt Astrid Minger (54). Aber: «Vielleicht sollte man die Läden früher öffnen und länger offen lassen dürfen. Dann würden sich die Kunden verteilen.» Sie habe am Sonntag sicher ein paar Hundert Franken Umsatz verloren. Zudem habe sie keinen Gratisglühwein spendieren können. «Das tat weh.»

Weh tut der Sonntags-Umsatzverlust auch Valentino Castellano (41). Er ist der Pächter der BP-Tankstellenshops in Oftringen AG, Aarau, Hägendorf SO und Lyss BE. «Es sind circa 10'000 Franken pro Filiale, die verloren gingen.» Auch er hätte lieber längere Öffnungszeiten.

Seit 20 Jahren zum ersten Mal geschlossen

Castellano hat für seine Angestellten nun Kurzarbeit angemeldet. Er findet jedoch: «Man könnte das Geld besser investieren. Etwa in zusätzliche Busse oder Züge, damit die nicht so voll sind.» Der Sonntag sei für ihn «traurig» gewesen. «Es war seit 20 Jahren der erste Tag, an dem alle meine Betriebe zu waren.»

Geschlossen waren auch die meisten Bäckereien und Cafés des Landes. Wie die Zürcher Bäckerei-Kette Buchmann oder die Sprüngli-Filialen. Dagegen war bei der Bäckerei Stocker am Zürcher Kreuzplatz ein Kommen und Gehen. Wie bei der Bäckerei Kurmann in Luzern sowie der Bäckerei Hotz Rust in Baar ZG. Inhaber Letzterer ist der Präsident des Schweizerischen Bäcker-Verbands Swissbaker (SBC), Silvan Hotz.

26 verschiedene Lösungen im Land

Was gilt denn jetzt? «Der Bundesrat hat mit seinem Entscheid, die Take-aways und Restaurants offen zu halten, in unserer Branche ein Chaos verursacht», sagt SBC-Direktor Urs Wellauer (55). In der kleinen Schweiz gebe es 26 verschiedene Lösungen, die zum Teil nicht nachvollziehbar seien.

Der Verband hat laut Wellauer unmittelbar nach dem Bundesratsentscheid mit vereinten Kräften versucht, beim BAG Klarheit für seine Mitglieder zu erhalten. Die Juristen hätten geantwortet, dass Bäckereiläden schliessen müssten. Ein Café mit sitzender Konsumation an 4er-Tischen dürfe bis 19 Uhr geöffnet bleiben.

Kommt Klarheit in den Dschungel?

Der Verband schreibt seinen Mitgliedern, dass es aus seiner Sicht zulässig sei, Bäckereien, die zu einem Take-away umgestaltet seien und nur zum unmittelbaren Verzehr geeignete Speisen und Getränke anböten, offen zu halten. Unzulässig sei aber der eigentliche Lebensmittelverkauf, auch wenn es sich um Backwaren handelt.

Die Vorgaben lassen gemäss Swissbaker viele Interpretationen zu. Weiter: «Wir wurden und werden von unseren Mitgliedern mit Anfragen bestürmt.» Die Unsicherheit sei gross. Eine Übersicht in diesem kantonalen Wirrwarr zu gewinnen und den verunsicherten Mitgliedern Auskunft zu geben, sei in vielen Fällen ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Verband werde kommende Woche alles daransetzen, um in diesem Dschungel Klarheit zu schaffen.

Swissbaker-Präsident Hotz hat Verständnis für den Ärger der Bäckereien, die am Sonntag nicht öffnen konnten. «Ich kann die Enttäuschung von Unternehmern und Unternehmerinnen verstehen, wenn ihre jeweiligen kantonalen Regierungen dies nicht so sehen wie wir und dadurch den Sonntagsverkauf von Take-away-Produkten nicht erlauben», sagt er dem BLICK auf Anfrage.

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