Schlammlawine, Hagelsturm, Schnee, Brand, Gewitter und Windspitzen von 217 km/h. Das Juli-Wetter spielt in der Schweiz verrückt – und hält Rettungskräfte und Betroffene in Atem. Blick hat die Übersicht der extremsten Wetterereignisse der vergangenen Tage.
Brand im Wallis
Anfangs letzter Woche ist oberhalb der Walliser Gemeinde Bitsch ein Waldbrand ausgebrochen. Bewohner der betroffenen Gebiete wurden evakuiert, durften mittlerweile aber wieder in ihre Häuser zurückkehren. Im Einsatz stehen aktuell rund 80 Feuerwehrleute, die von Löschhelikoptern unterstützt werden. Die windigen Wetterverhältnisse erschweren die Löscharbeiten.
Mehrfach brachen durch die heisse Glut Feuer aus, zuletzt am Sonntagmorgen. Die Feuerwehrleute konzentrieren sich nun mit einer neuen Taktik darauf, Glutnester auszumerzen. Dabei spüren Bodeneinsatzkräfte die Glut mit Wärmebildkameras auf, Helikopter können das Wasser dann punktgenau aus geringer Höhe ablassen. Das wechselhafte Wetter behindert jedoch die Löscharbeiten sowohl am Boden als auch aus der Luft. Bisher ist eine Fläche von mindestens 100 Hektar Wald verbrannt – so viel wie 140 Fussballfelder.
Zerstörung wegen Mega-Sturm in La Chaux-de-Fonds
Am Montagmittag fegte ein Sturm mit heftigen Windböen über der Region von La Chaux-de-Fonds NE. Windspitzen von 217 km/h wurden gemessen. Wetterexperten gehen mittlerweile von einem sogenannten Downburst, einer Fallböe aus. In nur fünf Minuten zerstörte der Sturm zahlreiche Häuser, beschädigte Infrastruktur und forderte nebst 40 Verletzten auch ein Menschenleben. Zahlreiche Menschen verloren ihr Dach über dem Kopf. Der Schaden beläuft sich laut Schätzungen auf bis zu 90 Millionen Franken.
Noch immer dauern in La Chaux-de-Fonds die Aufräumarbeiten an. Über 100 Einsatzkräfte sind im Einsatz, die Solidarität bei den Bewohnern sei riesig, sagt Blick-Reporterin Luisa Ita. Manche hätten gar ihre Ferien verschoben, um mitzuhelfen. Der Tag werde «unauslöschliche Spuren hinterlassen», sagte Stadtpräsident Jean-Daniel Jeanneret (53) am Montagabend.
Schlamm-Lawine rollt durch Bergell GR
Als Folge der starken Regenfälle in den letzten Tagen rollte am Montagabend eine Schlammlawine durch die Region Bergell in Graubünden. Ein Blick-Leserreporter filmte die Schlamm-Massen, wie sie gegen 18.30 Uhr einen Hang hinunter donnern. Ein Auto wurde völlig vom Schlamm bedeckt, Meldungen über Verletzte gab es aber keine. Das Video und die Bilder wurden zwischen Vicosoprano und Borgonovo aufgenommen.
Die Felsbrocken seien vom linken Ufer entlang des Val Torta gekommen. Der Bach sei für teilweise heftige Überschwemmungen bekannt, schreibt die RSI. Nach dem gigantischen Erdrutsch von Bondo 2017 wurden in der Region mehrere Massnahmen ergriffen. Ob sich das Schutzreservoir am Montag füllte und damit Schlimmeres verhinderte, sei noch nicht bekannt.
Heftiger Hagelsturm in Grancia TI
Ebenfalls am Dienstagmorgen kam es in der Tessiner Gemeinde Grancia zu einem Naturphänomen. Gegen 6 Uhr wurde Blick-Leser Renato Stierlin (39) Zeuge eines extremen Hagelsturms. «Es war richtig heftig. Es bildete sich eine Art Fluss aus den Hagelkörnern», sagt der Leserreporter, der gerade seine Freundin unweit des Shopping Centers «Centro Lugano Sud» abholen wollte.
Die Strasse musste zwischenzeitlich gesperrt werden, bis die Feuerwehr die Strasse mit einem Bagger freischaufeln konnte, berichtet ticinonews. Bereits in der Nacht wurden Gewitterwarnungen für die Region herausgegeben. Es folgten Stürme mit bis zu sechs cm grossen Hagelkörnern.
Schnee in den Alpen
Anfangs Woche kühlte es in der ganzen Schweiz stark ab. In den Alpen sank die Schneefallgrenze am Mittwochmorgen gar auf unter 2000 Meter. Für den Juli-Tiefenrekord reichte es zwar nicht, Schnee fiel trotzdem. Zumindest in grösserer Höhe – wie zum Beispiel bei der Bergstation des Eiger Express auf 2320 Metern Höhe. Lange wird der Schnee allerdings nicht halten, mit den ersten Sonnenstrahlen dürfte die weisse Pracht dahinschmelzen.