«In fünf Minuten war alles schwarz»
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Augenzeugin zum Tornado:«In fünf Minuten war alles schwarz»

Aufräumarbeiten laufen
Wie geht es nach dem Tornado in La Chaux-de-Fonds weiter?

Beim Tornado, der am Montag La Chaux-de-Fonds heimsuchte, starb ein Mensch, viele Personen wurden verletzt. Hunderte Gebäude sind beschädigt, die Lage ist aber vorerst unter Kontrolle. Nun beginnen die Aufräumarbeiten.
Publiziert: 25.07.2023 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 25.07.2023 um 17:20 Uhr
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Anwohner Philipp Gloor kam mit seiner Familie am Montag aus Neuenburg zurück nach La Chaux-de-Fonds. Er «habe gehofft, es sei alles nur ein Albtraum gewesen». Nun geht es ans Aufräumen.
Foto: Luisa Ita

Abgerissene Dachziegel, zerbrochene Fenster, demolierte Autos und entwurzelte Bäume: Am Montag fegte ein Tornado durch La-Chaux-de-Fonds NE. Jetzt beginnen die Aufräumarbeiten.

Video zeigt entwurzelte Bäume in der Badi
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In La Chaux-de-Fonds:Video zeigt entwurzelte Bäume in der Badi

Der Schock über die Folgen des Extremwetterereignisses sitzt auch am Dienstag noch tief. Die Notrufzentrale Neuchâtel (CNU) erhielt am Montag 1186 Telefonanrufe. Der Tag werde «unauslöschliche Spuren hinterlassen», sagte Stadtpräsident Jean-Daniel Jeanneret (53) am Montagabend.

Mehr als 100 Kräfte im Einsatz

Die bisherige Bilanz: Eine Person in den Fünfzigern starb, als ein Kran auf ein Auto krachte. Der Wagen fing daraufhin Feuer. Stadtpräsident Jeanneret und Staatsrat Laurent Favre (50) drückten der Familie des Opfers sowie allen, die von dem Vorfall betroffen waren, ihr Beileid aus. Rund 40 Personen wurden verletzt, am Montagabend wurden noch 15 von ihnen in Spitälern versorgt. Lebensbedrohlich verletzt wurde niemand.

Das Unwetter beschädigte 4000 Gebäude, darunter 200 Gebäude im Stadtteil Crêt-du-Locle, wo sich viele Industrie- und Gewerbebetriebe befinden. Der Schaden beläuft sich laut den Behörden auf 70 bis 90 Millionen Franken. Auch der örtliche Zoo wurde vom Unwetter getroffen, Gehege wurden beschädigt. Tiere entkamen allerdings keine. Die kantonale Anstalt für Versicherungen und Prävention rechnet mit mehreren Tausend Schadenmeldungen, schreibt «Arcinfo».

Die Helvetia Versicherung geht von Schäden im tiefen einstelligen Millionenbereich aus, wie die Helvetia am Dienstagmorgen auf Anfrage von Keystone-SDA mitteilte. Aus Sicht des Versicherers stachen beim Unwetter vom Montagmittag insbesondere die Windstärken von über 200 km/h und die «Heftigkeit des Wetterschlages» hervor. Am Dienstagnachmittag waren noch 30 Haushalte ohne Strom.

Fünf Gebäude wurden evakuiert, darunter das Einkaufszentrum Métropole. Mehr als 100 Polizisten rückten am Montag zu Einsätzen aus. Die Feuerwehr und der Rettungsdienst des Neuenburger Juras zählten 83 Feuerwehrleute und 15 medizinische Einsätze.

Anwohner: «Habe gehofft, es sei alles nur ein Albtraum gewesen»

Philipp Gloor (51) wohnt in La Chaux-de-Fonds und war mit seiner Familie am Montag in Neuenburg. Nun ist er an seinen Wohnort zurückgekehrt. «Als wir aus Neuenburg zurückgekommen sind, haben wir nicht gewusst, wie wir heimkommen sollen, überall waren Bäume auf die Strassen gestürzt.»

Die Familie hat Glück gehabt, am Haus sind nur einige Storen und Fenster beschädigt worden. Gloor weiss von Nachbarn und Freunden, die momentan nicht in ihren Wohnungen wohnen können. «Ich habe gehofft, es sei alles nur ein Albtraum gewesen», ergänzt er. Die Situation sei komisch.

Dach von Kaffee-Lager beschädigt

Der Tornado beschädigte auch ein Lager der Kafferösterei La Semeuse. Celine Farine, Co-Chefin der CD Group, zu der die Rösterei gehört, spricht im Gespräch mit Blick von «starken Schäden» am Lager, insbesondere am Dach. Zum Glück war die gesamte Belegschaft zum Zeitpunkt des Unwetters in den Sommerferien.

«Aus Sicherheitsgründen darf derzeit niemand das Lager betreten», erklärt sie. Diese Entscheidung sei in Absprache mit der Feuerwehr und den Personen, die das Dach gebaut haben, getroffen worden.

«Ich habe noch keine Ahnung, wie schlimm es ist. Es kann sein, dass der komplette Lagerinhalt nicht mehr zu gebrauchen ist», ergänzt sie. Im Laufe der Woche werde das Lager von Experten inspiziert.

Angst, dass es in La Chaux-de-Fonds keinen Kaffee mehr gibt, müssen die Einwohner aber nicht haben. «Wir holen unsere Mitarbeiter aktuell aus den Sommerferien und hoffen, dass wir ab dem 2. August pünktlich unsere Bestellungen ausliefern können», so Farine. Auch ein Gebäude eines Unternehmens, das Uhren repariert – die Sellita Holding – wurde stark beschädigt.

Schon 1926 Tornado in La Chaux-de-Fonds

Am Dienstag begannen die Aufräumarbeiten. Die Firma Gyger Levages demontierte etwa einen Autokran, der auf ein Gebäude in der Rue du Succès gestürzt war, ohne dass jemand zu Schaden gekommen war. Gyger Levages soll sich auch um den am Bahnhof abgestürzten Kran kümmern, der ein Auto unter sich begrub.

Die Nacht sei gut verlaufen, sagte Daniel Favre, Sprecher der Neuenburger Polizei, am Dienstagmorgen im Westschweizer Radio RTS. Der Strassenverkehr auf den Hauptachsen könne gewährleistet werden. Die Zugverbindungen nach Le Locle und Neuenburg war aber weiterhin unterbrochen. Ausserdem waren viele Bäume noch nicht gesichert.

Schon 1926 erlebten La-Chaux-de-Fonds einen Tornado bei dem eine Person starb. «Es war das Jahr 1926, jetzt wird es das Jahr 2023 sein, das das Stadtbild prägen wird», so Stadtpräsident Jeanneret.

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