Tränen laufen der Heimbewohnerin Monika Koch (81) während des virtuellen Weihnachtskonzerts über die Wangen. «Es war wunderschön, einfach toll. Es hat mich richtig geschüttelt», meint sie danach im Gespräch mit BLICK und wird direkt wieder emotional.
Die ehemalige Werbeverträgerin ist erst seit einem halben Jahr im Altersheim und vermisst ihre Familie sehr – gerade jetzt, in der besinnlichen Weihnachtszeit fühlt sie sich manchmal einsam.
Onlinekonzert war etwa 200 Stunden Arbeit
Genau solchen Menschen wollte die Musikgesellschaft Lyss mit dem virtuellen Konzert eine Freude machen. «In dieser Jahreszeit spielen wir normalerweise in Altersheimen. Das geht jetzt halt dieses Jahr nicht», erklärt Präsident Simon Scheurer (30). So sei dann die Idee für das Onlineständchen entstanden.
Rund 200 Arbeitsstunden hat der Verein in das Projekt investiert. Gefilmt wurde die 45-minütige Show in einer heimelig dekorierten Bauernstube und in den Wohnzimmern der Musiker. Die Arbeit hat sich gelohnt: Am Sonntag wurde der Auftritt der Musiker in über 90 Altersheime und Spitäler in der ganzen Schweiz übertragen!
«Es war toll!»
Im Berner Altersheim Lyss-Busswil schaute bloss eine kleine Gruppe von sieben Personen zu. Grund: Das Heim versucht, die Durchmischung der Bewohner verschiedener Stockwerke zu vermeiden. Dafür durften die sieben Zuschauer das virtuelle Ständchen sogar ohne Maske geniessen – da sie sowieso täglich miteinander Kontakt haben, beispielsweise beim Essen.
So klein die Gruppe, so gross die Begeisterung. «Es war wirklich super, wie das klang», meint Bewohner Elio Mattioni (80). Daniel Probst (55) wippte im Rollstuhl sogar im Takt mit und strahlte nach dem Konzert immer noch: «Es war toll!»
Applaus für die Leinwand
Institutionsleiter Timo Schneider (48) ist der Musikgesellschaft sehr dankbar für diese Möglichkeit: «Wir sind ansonsten von ‹Verschieberitis› und ‹Absageritis› geplagt. Immer wieder werden Dinge geplant und können dann doch nicht stattfinden, und das schlägt auf das Gemüt der Leute.» Daher sei dies eine willkommene Abwechslung gewesen.
So auch in Ittigen BE. Dort hatten gleich zwei Dutzend Heimbewohner das Vergnügen, sich die Premiere zu Gemüte zu führen. «Es war wie real – wir haben geklatscht, obwohl die Musiker ja gar nicht wirklich hier waren», meint der ehemalige Maschineningenieur Hans Lüthi (88) nach der Show begeistert. Hobby-Alphornbläser Walter Zimmermann (86) bläst da gleich ins selbe Horn.
Schafft die Impfung Abhilfe?
Die Zeiten mit Masken, Desinfektionsmittel und wenig Besuch sind dennoch schwierig für viele Heimbewohner. So auch für Monika Koch: «Wir müssen das jetzt einfach durchstehen. Immerhin hatten wir hier im Heim noch keinen einzigen Fall, das ist wirklich bemerkenswert. Und zum Glück kommt ja bald die Impfung.»
Die 81-Jährige ist sich sicher, dass sie sich impfen lassen will: «Ich habe das mit meinem Arzt schon besprochen.» Dass Risikogruppen zuerst behandelt würden, findet sie sehr gut.
BLICK hat Geschenke dabei
Auch der Geschäftsführer des Heims, Benjamin Gimmel (51) befürwortet die möglichst rasche Impfung: «Ab 80 Jahren sind es ja etwa 20 Prozent, die Corona nicht überleben. Da ist es für mich keine Frage, dass man diese Senioren impft.»
Die Herren Lüthi und Zimmermann haben da ebenfalls nichts dagegen einzuwenden. Hauptsache, die Pandemie endet bald. Denn Hans Lüthi meint nur: «Das ist ja furchtbar, es gibt nichts mehr anderes als Corona in der Zeitung und im Fernsehen.»
Um die Rentner in Lyss und Ittigen auf andere Gedanken zu bringen, hatte BLICK eine kleine Aufmunterung im Gepäck. Im Rahmen des Aktionstags «Darüber reden. Hilfe finden» zur psychischen Gesundheit in Zeiten von Corona konnten die kleinsten Leser ihre Zeichnungen einsenden.
Grosse Freude über Kinderzeichnungen
Die Freude darüber ist gross in den Heimen. Besonders eine Bewohnerin, auf deren Zeichnung Pinguine sogar noch aufgeklebte Wackelaugen haben, kommt aus dem Strahlen kaum mehr heraus. In Ittigen wollte eine ältere Dame sogar für die Zeichnung bezahlen, so sehr freute sie sich über die kleine Aufmerksamkeit der BLICK-Mini-Leser. Doch in Zeiten wie diesen sind Hoffnung und Freuden Geschenke von Herzen – und damit unbezahlbar.
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