Erst eine Wanderung, danach zur Sternwarte. Der Grosse Stadtrat von Schaffhausen hatte ein straffes Programm an seinem Ausflug am 27. September. Aber schön sei der Tag gewesen, und das trotz des trüben Wetters, erklärte Ratspräsidentin Nathalie Zumstein (68) bei der Sitzung am Dienstag.
Doch eine Sache stösst ihr sauer auf. «Leider bleibt ein Wermuts- beziehungsweise Appenzellertropfen», so die Mitte-Politikerin weiter. Denn: Einige Politiker bestellten insgesamt knapp 60 Digestifs und weigerten sich partout, diese selbst zu bezahlen. Die Ratspräsidentin: «Das finde ich gschämig.»
Auf Kosten der Steuerzahler Schnäpse zu bestellen, sei kein Kavaliersdelikt, sondern «eine unanständige Überheblichkeit gegenüber dem Steuerzahler». Kinderstube sei offenbar auch im Grossen Stadtrat nicht selbstverständlich. Auf den Rüffel aufmerksam wurde der Journalist Simon Muster und schrieb dazu auf Twitter: «Schaffhauser Politik an der Promillegrenze».
«Mangel an Respekt und Anstand»
Wie hoch die Rechnung der Politiker war, lässt Zumstein offen. Konsequenzen werde der grosszügige Umtrunk wohl eher nicht haben, lässt die Ratspräsidentin gegenüber Blick durchblicken: «Die Beträge, um die es sich handelt, sind auf die ganze Rechnung gesehen minimal.» Sie habe den Vorfall trotzdem ansprechen wollen. «Bei der Erklärung wollte ich vor allen Dingen meinen Unmut über den Mangel an Respekt und Anstand äussern.»
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Der Grosse Stadtrat in Schaffhausen ist ein Stadtparlament und besteht aus 36 Mitgliedern. Er trifft sich im Jahr rund 20 Mal für öffentliche Sitzungen, die immer am Dienstagabend abgehalten werden.