Jetzt ist sie endgültig vorbei, die Zeit, als man sich in einem Kunstmuseum ohne viel nachzudenken einen Renoir oder einen Chagall ansehen konnte. Das zeigt das Kunstmuseum Bern. Vor acht Jahren trat es das Gurlitt-Erbe an – mit über 1600 Werken, die einst dem deutschen NS-Kunsthändler Hildebrand Gurlitt gehört hatten. Der Fall sorgte international für Schlagzeilen.
Mit der Ausstellung «Gurlitt – eine Bilanz» präsentiert es nun die Resultate der Herkunftsforschung, der Provenienz. Legt offen, wer Gurlitt war, wie er zu seinen Werken kam und welche in Zusammenhang mit Raubkunst stehen. Marcel Brühlhart, der Provenienz-Experte und Anwalt des Hauses, sagte vor den Medien: Jeder wisse, mit welch schwierigem Blick das Ausland auf die Schweiz schaue. «Wir können uns jetzt nicht wieder blamieren, wir müssen Haltung zeigen.»
Dies durch Transparenz. Das zeigt ein Blick in die Ausstellungsräume mit den 350 Exponaten. Dort finden sich nicht nur Zeichnungen, Drucke, Büsten und Gemälde – wie sonst in Museen üblich. Sondern Material zu deren Herkunft. Deren Weg in die Hände von Gurlitt. Man sieht lauter Karteikarten, Rechnungen oder Briefe mit Angaben zu Künstler, Sammler, Händler – wo vorhanden. Nikola Doll, die Kuratorin der Ausstellung, sagt: «Wir legen offen, wenn die Herkunft unklar ist, wenn es Lücken gibt.»
Einige Werke wurden zurückgegeben
Und wenn ein Verdacht auf Raubkunst besteht. Damit tun sich andere Museen bislang schwer. Marcel Brühlhart kritisierte im «Tages-Anzeiger» den Umgang mit der Sammlung Bührle. Was in Zürich passiere, sei «unprofessionell». Es würde nicht schaden, wenn die Bührle-Stiftung zum Schluss käme, einige Werke zu restituieren.
So wie Bern es tat. An manchen Wänden kleben nun gelbe Rechtecke – stellvertretend für Gemälde und Zeichnungen, die das Museum bereits an die vormaligen Besitzer oder ihre Erben zurückgegeben hat. Elf sind es bis heute. Darunter zwei, die es restitutierte, obwohl die Herkunft nicht restlos geklärt war. Obwohl es nur Hinweise, aber keine Belege gab, dass sie einst einem jüdischen Kunstsammler gehört hatten. Soweit ging noch nie ein Schweizer Museum zuvor.