Kunstmuseum Bern
Ausstellung zeigt Aufarbeitung des Gurlitt-Erbes

Das Kunstmuseum Bern zieht Bilanz über eines der anspruchsvollsten Projekte seiner Geschichte: den Kunstfund Gurlitt. Es tut dies im Rahmen einer Ausstellung, in der die Aufarbeitung des heiklen Erbes im Zentrum steht.
Publiziert: 14.09.2022 um 10:17 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2022 um 10:18 Uhr
Das Berner Kunstmuseum zieht in einer Ausstellung Bilanz zum Gurlitt-Erbe. (Archivbild)
Foto: PETER KLAUNZER

Erstmals bietet sich so ein umfassender Einblick in die vielfältigen Dimensionen der Erforschung des umstrittenen Legats, welches das Kunstmuseum Bern vor rund acht Jahren angenommen hatte.

Die Exponate erscheinen mit den Spuren ihrer Geschichte. Sie dokumentieren Kunstraub- und Handel der Nazizeit, wirken aber auch in ihren ästhetischen Qualitäten als Objekte des Sammelns, wie das Kunstmuseum Bern in einer Mitteilung schreibt.

Die Ausstellung will Antworten geben zur Provenienzforschung, zu den Herausforderungen im Umgang mit den Forschungsergebnissen und zudem aufzeigen, wie das Kunstmuseum Bern seine Verantwortungen wahrgenommen. Die Ausstellung «Gurlitt - eine Bilanz» öffnet am 15. September ihre Tore und dauert bis Mitte Januar 2023.

Mit der Annahme des Legats Gurlitt übernahm das Berner Haus ein Konvolut von rund 1200 Kunstwerken, die der deutsche Kunsthändler Hildebrand Gurlitt zusammengetragen hatte.

Gurlitt hatte im Nazi-Regime eine Rolle als Kunsthändler gespielt - eine facettenreiche, schillernde Figur. Die Werke vermachte er später seinem Sohn Cornelius, der sie bis in hohe Alter in seinen Wohnungen in München und Salzburg unter Verschluss hielt.

Erst durch einen Zufall stiessen die Behörden 2010 auf die Bilder in Gurlitts Wohnungen und beschlagnahmten sie. Zumindest Teile der Sammlung standen unter Raubkunstverdacht.

Der greise Cornelius Gurlitt vermachte das Werkkonvolut kurz vor seinem Tod 2014 überraschend dem Kunstmuseum Bern, das nach einiger Bedenkzeit das schwere Erbe mit der Verpflichtung zur Aufarbeitung annahm.

Das Haus baute dazu eine Provenienz-Forschungsstelle auf. Bald wurde auch klar, dass es in der Sammlung nur wenige Ölgemälde gab, die Millionen wert waren und wohl auch nur wenig wirklich als Raubkunst identifizierbare Werke.

Dennoch stellten sich zahlreiche Fragen zum Umgang mit Werken, deren Herkunft nicht eindeutig geklärt werden konnte oder die ihren Besitzern in der Not von den Nazis abgepresst worden waren.

Das Kunstmuseum erarbeitete Regeln, wie es mit den sich stellenden Fragen umgehen will. Das Haus verfolgt einen progressiven Ansatz. Nach mehrjähriger Forschungsarbeit wurden bisher neun Werke als Raubkunst identifiziert und an ihre ehemaligen Besitzer respektive deren Nachkommen zurückgegeben.

Viele Werke wiesen jedoch Lücken auf, was die Rückverfolgung ihrer Herkunft betrifft. Wo kein Verdacht auf Unrecht bestand, übernahm das Kunstmuseum die Werke in seinen Besitz. Wo Verdacht auf Unrecht bestand, gab das Museum seinen Besitzanspruch auf.

(SDA)

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