Politiker fordern Übungsabbruch
Munition bleibt vorderhand in Schweizer Seen

In Schweizer Gewässern liegen tonnenweise Munitionsrückstände. Die sollen dort bleiben, fordern Sicherheitspolitiker. Umweltschutz habe derzeit keine Priorität.
Publiziert: 30.03.2025 um 11:42 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2025 um 10:11 Uhr
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Tonnenweise Munition und Munitionsrückstände befinden sich in Schweizer Seen. Im Bild: Fliegerschiessplatz in Forel am Neuenburgersee.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Ideenwettbewerb zur Bergung von Munition aus Schweizer Seen wird hinterfragt
  • Sicherheitspolitiker fordern Übungsabbruch aufgrund anderer Prioritäten
  • 8000 Tonnen militärische Munition wurden zwischen 1918 und 1964 versenkt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Peter AeschlimannRedaktor

Es wirkt heute fast unwirklich, wie eine Szene aus einer romantischen Komödie im Kino, damals in den unbeschwerten Nullerjahren. Doch die Schweizerische Eidgenossenschaft hatte tatsächlich einmal vor, ihre mit Munitionsrückständen belasteten Seen zu säubern, und zwar einfach deshalb, weil sich das so gehört.

Dabei ist es noch nicht einmal so lange her. Im letzten Sommer lancierte der Bund unter der Federführung von VBS-Vorsteherin Viola Amherd (62) einen Ideenwettbewerb, wie das zu bewerkstelligen sei. Wie die 8000 Tonnen militärische Munition, die zwischen 1918 und 1964 allein im Thunersee, Brienzersee und Vierwaldstättersee versenkt wurden, möglichst ohne Risiko für Mensch und Umwelt an die Wasseroberfläche geholt werden können. Das Problem: Der Dreck liegt 150 bis 220 Meter tief, teils unter meterdicken Sedimentschichten vergraben. Die Sicht dort unten ist schlecht, es gibt ungewöhnliche Strömungen und eben auch ein Explosionsrisiko.

Delfine und Angelruten

Bis im vergangenen Februar konnten Firmen, Hochschulen oder auch Private ihre Vorschläge zur Bergung einreichen. Ursprünglich war vorgesehen, dass die besten Methoden im April der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Daraus wird jetzt Mai. Es seien über 100 eingegangen, lässt Armasuisse, das Bundesamt für Rüstung, verlauten. Ein Expertengremium werte diese nun aus. Die Urheber der besten drei Beiträge werden sich ein Preisgeld von 50'000 Franken teilen dürfen.

Dem Vernehmen nach hat es unter den Ideen auch solche, die eher aus Absurdistan stammen könnten. So schlägt jemand vor, Delfine zur Bergung der Munition einzusetzen. Andere wollen Schulkinder mit magnetischen Angelruten ausstatten, um die Bomben zu heben.

So weit, so witzig. Doch der Welt ist jetzt nicht mehr zum Lachen. Man hört und liest es oft dieser Tage, das Wörtchen «Sicherheitsarchitektur». Diese sei nun eine andere, seit in den USA Donald Trump Präsident ist. Der wendet sich immer mehr von Europa ab, liebäugelt gar mit einem Nato-Austritt. «America First», Europa ist auf sich allein gestellt. Deshalb reden plötzlich alle von Aufrüstung – und fast niemand mehr von Umweltschutz. Die EU will 800 Milliarden Euro in neue Waffen investieren. Und auch in der Schweiz soll die Armee dringend auf Vordermann gebracht werden.

«Haben andere Prioritäten»

In diesen kriegerischen Zeiten steht der Armasuisse-Ideenwettbewerb etwas schräg in der Landschaft. Der Bund betont denn auch, dass man nach Auswertung der Bergungsvarianten nicht sofort zur Tat schreiten wolle. Es handle sich vielmehr um eine Quelle der Inspiration für später, falls dereinst der Makel mit der Munition in den Seen zu einem echten Problem werden sollte, also tatsächlich eine Gefahr davon ausgehen könnte. Dies sei heute nicht der Fall.

Trotzdem fordern Sicherheitspolitiker im Parlament in dieser Sache nun einen Übungsabbruch. Werner Salzmann (62), SVP-Ständerat, sagt zu Blick: «Das können wir uns im Moment nicht leisten. Wir haben andere Prioritäten.» Seine Mitte-Kollegin Brigitte Häberli-Koller (66) sieht das ähnlich. Die Untersuchungen zeigten bisher keinen sofortigen Handlungsbedarf. Wichtig sei die regelmässige Prüfung der Lage. «Sollte eine Bergung notwendig werden, ist den Kosten grosse Beachtung zu schenken.»

Und was sagen die Grünen? Bei der Umweltpartei ziert man sich, wohlwissend, dass Umweltschutz derzeit nicht unbedingt ein tragendes Element der viel beschworenen Sicherheitsarchitektur bildet. Sauberes Wasser gehöre auch zur Sicherheit unseres Landes, lässt sich jemand von den Grünen ohne viel Überzeugung zitieren.

Klar scheint: Es müsste wohl zunächst der Frieden ausbrechen, ehe die Altlasten in den Schweizer Seen wieder ernsthaft zum Thema werden.

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