Peter Fratton (74) muss laut lachen, als Blick ihn fragt, ob er denn auf die Schnelle eine halbe Million Franken lockermachen könnte. «Selbst wenn ich dieses Geld hätte, würde ich es nicht dafür ausgeben», sagt der pensionierte Lehrer. Fratton wurde vor acht Jahren von der an den Kanton St. Gallen grenzenden Gemeinde Rickenbach TG und dem Kanton Thurgau informiert, dass im Rahmen des Hochwasserschutzprojekts Region Wil auch sein Grundstück inklusive Weiher und Damm betroffen sein würden. «Damals dachte ich noch, das sei eine gute Sache. Die Kosten gingen mich ja nichts an.»
Falsch gedacht. Fratton bekam Ende April vergangenen Jahres Post und traute seinen Augen nicht. Im Rahmen des Projekts soll der Weiher auf seinem Grundstück um sieben Meter verschoben werden.
Die Kosten sind nicht verhandelbar
Zudem müsse der bestehende Damm abgebrochen und neu wieder aufgebaut werden. So erhoffen sich die Behörden einen besseren Ablauf im Falle eines Hochwassers. Kosten: 1,088 Millionen Franken. Davon soll Fratton die Hälfte übernehmen: 544'000 Franken! «Ich dachte mir: ‹Das gibt es doch nicht!›», sagt er und verwirft die Hände.
Und es kommt noch dicker. Weil die Behörden die vollen Kosten für die Verschiebung des Weihers tragen, schreiben sie: «In Anbetracht der Vorteile für Ihr Grundstück werden Sie unschwer verstehen, dass die Höhe der Kostenbeteiligung an der Dammsanierung nicht verhandelbar ist.» Er entgegnet: «Man kann doch wohl überall verhandeln!»
«So etwas kann sich nur ein Kanton erlauben»
Doch gemäss Kanton und Gemeinde ist der Betrag in Stein gemeisselt, Fratton muss bezahlen. «Klar, ich könnte das eine oder andere Objekt verkaufen, um an das Geld zu gelangen, aber das möchte ich doch nicht», klagt er. Lediglich über die Zahlungsmodalitäten liesse sich gemäss Behörden diskutieren. «Das heisst, ich könnte das Geld vielleicht über die Jahre verteilen.» Die Planung der Behörden sei zudem dilettantisch, findet er: «Im Schreiben steht nur, der Damm sei in einem ‹schlechten› Zustand. Das reicht doch nicht.» Wenn ein Grundstücksbesitzer schon so viel Geld lockermachen sollte, dann müsse eine detailgetreue Planung vorliegen. «Ich glaube, so etwas kann sich nur ein Kanton erlauben.»
Fratton ist nicht der einzige Anwohner, der sich gegen das Projekt des Kantons Thurgau wehren will. 31 weitere Personen haben ebenfalls Rekurs eingelegt. In Rickenbach und Wilen liegen zudem zwei Stimmrechtsbeschwerden vor, die erreichen wollen, dass die Bevölkerung über den Kredit abstimmen kann. Dabei ist Fratton dem Hochwasserschutz überhaupt nicht abgeneigt, im Gegenteil. Er ist sich einfach sicher, dass es eine für alle kostengünstigere Lösung geben kann. «Ich finde das Vorgehen des Kantons anmassend.» Denn ein Hochwasser habe es in dieser Region noch gar nie gegeben.
180'000 Franken würde er bezahlen
Günstiger wäre es gemäss Fratton, wenn sein Damm nicht komplett abgerissen und neu aufgebaut werden müsste. Die Dammstabilität sei nämlich knapp nachgewiesen worden, als Fratton ihn privat begutachten liess.
Eine Sanierung sei daher viel zielführender und würde den 74-Jährigen 120'000 bis 180'000 Franken kosten. «Das würde ich zahlen.» Die Gemeinde Rickenbach möchte sich auf Anfrage von Blick nicht äussern, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt.